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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa
Autoren: Jason Dark
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einige Male den Kopf schüttelte und dann aufblickte, um dem neben ihm stehenden Kommissar etwas zu sagen.
    Björn Karlsson nickte, schaute noch einmal über das Wasser und kam dann auf die Bank zu. Sein Gesicht war noch zerknitterter als sonst, und diesmal schüttelte er den Kopf.
    »Es sieht nicht gut aus«, bemerkte er.
    »Wie meinen Sie das, Kommissar?«
    »Die Frau ist tatsächlich versteinert. Wir können nur hoffen, dass eine Identifizierung noch möglich ist. Wir werden sie etwas aufarbeiten und das Bild dann an die Medien weitergeben. Vielleicht meldet sich jemand, der sie kennt.«
    »Aufarbeiten«, murmelte Hamrin.
    »Was soll man sonst sagen?«
    »Stimmt schon. Aber sie ist mal ein Mensch gewesen oder ist es immer noch...«
    »Den Sie gefunden haben.«
    »Habe ich.«
    »Aber nicht an Land.«
    »Nein, im Wasser. Direkt neben dem Steg. Der Kiel schrammte auch darüber hinweg. Das habe ich noch nie erlebt. Ich wollte natürlich herausfinden, welches Hindernis dort liegt. Dann habe ich sie eben gefunden und an Land gezogen.«
    »Waren Sie gestern hier?«
    »Ja.«
    »Da lag sie noch nicht im Wasser – oder?«
    »Nein, das hätte ich gemerkt, denn ich lege immer an der gleichen Stelle an.«
    »Dann muss sie jemand in der Zwischenzeit hier abgelegt haben.«
    »Sieht so aus«, murmelte Hamrin.
    »Waren Sie denn die Nacht über hier in Ihrer Hütte?«
    »Ja, ich habe hier übernachtet.«
    »Okay. Mal eine andere Frage. Beim Ablegen haben Sie nichts festgestellt?«
    »Nein, ich bin auch erst am Ende des Stegs in das Boot gestiegen. Das ist leichter, denn da habe ich den Schilfgürtel schon hinter mir.«
    »Verstehe.«
    Thore Hamrin hob die Schultern. »Ich weiß auch nicht, was hier abgelaufen ist. Tatsache ist, dass ich eine zu Stein gewordene Frau gefunden habe. Und dass sie keine aus Plastik ist, die man in irgendeinen Park stellt, wo sie dann besichtigt werden kann. Es muss mit ihr etwas anderes passiert sein.«
    »Leider ja«, gab der Kommissar zu. »Und leider bin ich da wirklich überfragt. Sie können es drehen und wenden, ich weiß keine Lösung. Ich bin schon lange im Geschäft, aber so etwas ist mir noch nicht vorgekommen.«
    »Was sagt denn der Arzt?«
    »Der tritt auch auf der Stelle. Er kann sich natürlich damit herausreden, dass man die Tote noch genauer untersuchen muss, aber ob wir der Lösung des Falles damit näher kommen, ist fraglich. Hier ist etwas passiert, das nicht in den normalen Kreislauf der Welt hineinpasst. So und nicht anders müssen wir es sehen.«
    Hamrin warf dem Kommissar einen schrägen Blick zu. »Kann man das auch mit dem Wort übersinnlich beschreiben?«
    »Oh, das weiß ich nicht.« Karlsson lächelte. »Sie haben die Frage doch nicht ohne Grund gestellt, oder?«
    »Das stimmt, denn mir ist vorhin so einiges durch den Kopf geschossen.«
    »Reden Sie!«
    Hamrin lachte, obwohl ihm nicht danach war. »Nun ja, ich weiß nicht, ob Sie mich für einen Spinner halten, aber als ich vorhin hier allein auf der Bank saß, da kam mir die Geschichte in den Sinn, die man uns Kindern früher erzählt hat.«
    »Welche?«
    »Mister Medusa.« Hamrin hatte die Antwort leise gegeben. Aus Angst, dass jemand mithören konnte.
    »Bitte?«
    »Kennen Sie die Geschichte nicht aus Ihrer eigenen Jugend?«
    »Nein, Thore, da müssen Sie mich aufklären.«
    »Mister Medusa ist eine Gestalt, auf deren Kopf Schlangen wachsen. Wer ihn anschaut, der wird zu Stein. Ist die alte Medusa-Legende, nur eben von einem Mann.«
    Der Kommissar nickte, ohne dabei etwas zu sagen. Dafür runzelte er die Stirn und sagte nach einer Weile: »Jetzt denken Sie also, dass die Tote diesen Mister Medusa gesehen hat und deshalb zu Stein geworden ist. Habe ich Recht?«
    »Ja, das haben Sie, denn eine andere Erklärung kann ich Ihnen leider nicht geben.«
    Karlsson blies die Luft aus. »Soll ich daran tatsächlich glauben, Hamrin?«
    »Ja und nein. Sie haben mich gefragt, und ich habe Ihnen geantwortet. Das ist alles.«
    »Muss man daran glauben?«
    »Nein, aber man kann.«
    Karlsson zwinkerte seinem Nebenmann zu. »Genau das ist es. Man kann daran glauben.«
    »Sehen Sie denn eine andere Möglichkeit?«
    Der Kommissar stemmte seine Hände rechts und links des Körpers gegen das helle Holz. »Nein, das ist ja die Tragik. Im Moment sehe ich nichts. Da ist alles dunkel. Aber wir von der Polizei sind es gewohnt, im Dunkeln zu stochern. Ich denke, dass wir schon einen großen Schritt weiter sind, wenn wir den Namen der Toten
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