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Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Titel: Mistelzweig und Weihnachtskuesse
Autoren: Susan Mallery
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erschien Jordan beinahe nachvollziehbar.
    Aber wenn er schon seinem Vater, dem eigentlichen Übeltäter, solche Zugeständnisse machte, was schuldete er dann der Frau vor ihm? Sie hatte einen Fehler gemacht. Einen Fehler, für den sie an jedem Tag der letzten neunundzwanzig Jahre gebüßt hatte. Sie war erst siebzehn gewesen. Jordan hatte sie für die Zerstörung seiner Familie verantwortlich gemacht. Aber in Wahrheit war die Familie nie mehr gewesen als eine zufällige Ansammlung von Einzelteilen, die nicht zusammengehörte. Earl Haynes hatte dafür gesorgt, dass nichts davon übrig geblieben war.
    „Es tut mir leid“, sagte er.
    Ihre Augen verengten sich. „Was hast du gesagt?“
    „Es tut mir leid. An allem habe ich dir die Schuld gegeben, dabei konntest du nie etwas dafür.“
    Entrüstet stemmte sie die Hände in die Hüften. „Verdammt, Jordan. Gerade habe ich mich mit allem abgefunden. Bring mich jetzt nicht wieder durcheinander.“
    „Ich wollte dir die Schuld zuschieben, weil es sicherer war, als die Verantwortung bei meinem Vater zu suchen. Es war so viel leichter, dir böse zu sein. Ich habe dir dein Leben zur Hölle gemacht. Mit einer Entschuldigung kann ich die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber es ist alles, was ich habe.“
    Sie presste die Lippen zusammen, dann wischte sie sich rasch über den Augenwinkel. „Ich fasse es nicht. Jetzt hast du mich auch noch zum Heulen gebracht. Entschuldigung angenommen.“
    „Einfach so?“ Das konnte er kaum glauben.
    „Würde es dir besser gehen, wenn ich dich erst bestrafe?“
    „Ja.“
    „Das ist nicht meine Art. Mein Herz ist groß, Jordan, ich kann verzeihen. Das heißt nicht, dass ich nicht ab und zu mal ein bisschen schnippisch sein werde, wenn mir dein schlechtes Benehmen wieder einfällt. Aber ich verstehe, warum du so warst. Wenn du es ernst meinst, bin ich bereit, dir zu vergeben.“
    Erleichtert streckte er die Arme aus und zog sie an sich. Zuerst noch steif, entspannte sie sich rasch in seiner Umarmung. „Jetzt weiß ich, warum mein Vater dich geliebt hat.“
    „Ihr Haynes-Jungs wart schon immer Süßholzraspler. Hör auf, deine Zeit mit mir zu verplempern. Geh Holly suchen und bring sie wieder zurück.“
    Jetzt war es an ihm, sich unbehaglich zu fühlen. „Ich kann nicht.“
    „Es wäre ja auch zu viel verlangt, wenn du gut aussehend und schlau wärst. Sag mir, warum nicht.“
    „Sie will, dass ich sie liebe.“
    „Was du tust.“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, das tue ich nicht. Ich werde sie nicht lieben.“
    „Hast du denn nichts verstanden? Es liegt nicht in deiner Hand, ob du jemanden liebst oder nicht, Jordan. Es passiert einfach, und dann musst du damit zurechtkommen. Merkst du denn nicht, dass du sie von dem Moment an geliebt hast, als sie dir das erste Mal unter die Augen gekommen ist?“
    „Nein.“ Er wandte sich ab. Keine Liebe. Niemals Liebe. Er kannte die Gefahren, den Preis, den die Liebe forderte. Er selbst hatte die kalte Klinge der Liebe zu spüren bekommen, wusste um die zerstörerische Kraft, die in ihr lag.
    „Einmal ein Esel, immer ein Esel“, murmelte Louise bei sich und verließ den Raum.
    Allein in der Stille blieb Jordan zurück, lauschte in sich hinein und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, die Frau zu vergessen, die er eben verloren hatte.
    Jordan kam sich vor wie ein Fünftklässler, der in das Büro des Schuldirektors zitiert worden war. Den Kamin im Rücken, stand er seinen drei Brüdern und Austin gegenüber.
    Gerade warf Kyle sich aufs Sofa und hob die Hände in Richtung Himmel. „Redet ihr mit ihm“, rief er angewidert. „Er hört kein einziges Wort von dem, was ich sage.“
    „Ich höre dich gut“, erklärte Jordan geduldig. „Und ich stimme dir zu. Trotzdem hat sich nichts geändert.“
    Zwischen dem Weihnachtsbaum und der hinteren Wand lief Travis hin und her. „Alles hat sich geändert, Jordan. Das ist der Punkt. Wir haben uns verändert. Vor zehn Jahren – verdammt, sogar noch vor fünf Jahren – hätte ich dir recht gegeben. Jemanden zu lieben, erschien mir furchterregend. Keiner von uns wusste, wie eine Beziehung funktioniert. Dad hat uns wirklich kaputtgemacht. Aber wir alle haben gelernt, unser Glück zu versuchen. Darum geht es. Wenn du jemand Besonderes gefunden hast, musst du das Risiko eingehen.“
    Zwar schätzte Jordan es, wie seine Brüder sich um ihn sorgten, aber sie verstanden das Problem nicht. Sie kannten die Wahrheit nicht. Für sie war es
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