Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
in Finnland dafür verlangen   …«
    »Vergiss es«, sagte Aaro. »Hier gibt es nicht ein Fahrzeug, das zu unserem Budget passt. Abgesehen von dem Fahrrad da drüben, aber in dem Laden hier kostet das bestimmt auch zehntausend.«
    Tatsächlich lehnte neben der Hallentür ein Rad an der Wand.
    »Jetzt reg dich nicht auf. Wir sehen uns erst mal in aller Ruhe um.«
    Ohne von Verkäufern gestört zu werden, gingen sie in die nächste Halle. Dort war der Betonboden nicht gestrichen und statt Spots leuchteten gewöhnliche Neonröhren an der Decke.
    »Na also, das sieht schon besser aus«, sagte Niko.
    »Das würde ich nicht behaupten.«
    Die glänzenden Karossen waren etwas günstiger, aber bei Weitem noch nicht billig genug.
    »Der hier wäre in Finnland der absolute Hit«, sagte |11| Niko vor einem kleinen Mercedes in Silbermetallic. »Nur 47   000   Kilometer!«
    »Viel zu teuer«, torpedierte Aaro die Begeisterung. »Wir vergeuden hier bloß unsere Zeit.«
    Niko machte trotzdem die Wagentür auf und spähte hinein.
    »Womit kann ich Ihnen dienen, meine Herren?«, sagte in dem Moment ein Verkäufer hinter ihnen mit scharfer Stimme.
    Aaro zog den Kopf so schnell aus dem Wagen, dass er sich am Türrahmen stieß. »Wir suchen ein Auto zur Überführung nach Finnland«, sagte er. Zum Beweis hätte er am liebsten das Geld hervorgekramt, aber das wäre idiotisch gewesen. »Hätten Sie vielleicht   … etwas Älteres?«
    »Wir verkaufen keine Schrottkisten, junger Mann. Wäre es nicht besser, wenn Sie sich anderswo nach etwas Passendem umsehen würden?« Während er das sagte, deutete er auf den Ausgang.
    »Natürlich«, entgegnete Aaro und eilte mit vor Zorn und Scham geröteten Wangen nach draußen.
    Niko folgte ihm wortlos. Als sie an dem Mann mit dem Staubwedel vorbeikamen, sagte der mit freundlichem Lächeln: »Ältere Autos gibt’s bei speziellen Gebrauchtwagenhändlern. Und die billigsten werden privat verkauft. Die Leute wollen oft gar keinen Gewinn machen, sondern die Autos bloß loswerden.«
    Aaro bedankte sich für den Tipp und verließ das Paradies.
    |12| »Im Internet stand dasselbe«, sagte Niko draußen.
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Ich dachte, vielleicht hat sich doch was Passendes für uns hierher verirrt   …«
    Aaro seufzte tief. »Nein. Wir müssen möglichst billig kaufen und möglichst teuer verkaufen.«
    »Du meinst doch wohl nicht, dass wir ein Auto von privat kaufen? Das ist viel zu riskant.«
    »Ein Risikogeschäft ist das Ganze sowieso«, sagte Aaro. »Risiken gehören zum Leben. Warum sollen wir nicht versuchen, einen ordentlichen Gewinn rauszuschlagen, wenn wir schon mal ins Business einsteigen?«
    »Mir soll’s recht sein!«
    Am liebsten hätte Aaro seine Großspurigkeit auf der Stelle zurückgenommen, aber dafür war es zu spät.

|13| 2
    Der Mann mit den Stoppelhaaren und dem marineblauen Sommeranzug umklammerte mit der linken Hand den Griff des feuerfesten, mit Zahlenschloss gesicherten Aktenkoffers und eilte mit forschen Schritten die Treppe hinauf. Aus den Lautsprechern des Bahnhofs von Toulouse in Südfrankreich kündigte die Durchsage den nächsten Zug an.
    Der Mann sah auf die Uhr und beschleunigte seine Schritte. Noch vier Minuten bis zur Abfahrt.
    »Entschuldigung, Madame, ich habe es sehr eilig«, erklärte er, als er auf der Treppe eine stämmige Frau überholte.
    Von oben kam ein Mann mittleren Alters die Treppe herunter. Er trug einen ausgebleichten Parka, schwarze, zerschlissene Jeans und ein gelbes Band, das die fettige, gelockte Haarmähne zusammenhielt.
    Der Mann im marineblauen Anzug drückte sich dicht an den rechten Rand, um den offensichtlichen Junkie vorbeizulassen. Im selben Moment spürte er einen schneidenden Schmerz in der linken Hand und sah flüchtig die graublauen, kalten Augen unter dem Haarschopf des anderen.
    |14| Er ließ den Aktenkoffer fallen, hob den linken Arm und jammerte vor Schmerz: Quer über die Hand lief eine Schnittwunde. Die Messerklinge hatte einen Nerv getroffen, deswegen hatte er den Koffer losgelassen.
    Der Junkie rannte mit dem Koffer die Treppe hinunter. Alles geschah so schnell, dass der Dieb bereits im Menschengewimmel verschwunden war, als der Mann im Anzug unten angekommen war.
    »Hilfe!
Help!
«, schrie der Mann viel zu spät. Kein einziges französisches Wort fiel Flugzeugingenieur Karl-Heinz Buber ein, obwohl er schon seit einem halben Jahr in der topgeheimen Produktentwicklungsabteilung von EADS arbeitete.
    Von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher