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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight
Autoren: Ilkka Remes
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Sicherheitsabteilung verweigern wollte, musste man wesentlich schlimmere Verletzungen vorweisen.
    Pillar forderte ihn auf, Platz zu nehmen, fragte der Form halber, wie es ihm gehe, und kam dann direkt zur Sache: »Es ist natürlich meine Schuld, dass ich den Gebrauch von Handketten für Aktenkoffer nicht durchgesetzt habe. Andererseits haben die den Nachteil, dass bei einem Raubüberfall unter Umständen die ganze Hand abgetrennt wird. Nämlich dann, wenn der Inhalt des Aktenkoffers so wertvoll ist wie in deinem Fall, Karl-Heinz.«
    Buber nickte und bemühte sich um so etwas Ähnliches wie ein Lächeln.
    »Du bist also weiterhin der Meinung, dass kein Anlass besteht, den Dieb für etwas anderes als einen armen Junkie zu halten?«
    Buber schraubte sich in einen Korbsessel und seufzte. Er hatte den Vorfall bereits dreimal am Telefon geschildert, während im Krankenhaus seine Wunde verarztet wurde.
    »Ich habe lediglich vermutet, dass es ein Junkie war   …«
    »Wir brauchen jetzt Fakten und keine Vermutungen«, sagte Pillar und tippte mit beiden Zeigefingern energisch auf die polierte Tischplatte aus Granit. »Es besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass dein Material in falsche Hände geraten ist. In den Computer ist ein starker Sicherungsmechanismus eingebaut, aber du weißt sehr gut, dass man irgendwann in jede Schutzmauer ein Loch |23| bohren kann. Allerdings bräuchte man hier einen Top-Hacker, um die Sicherung zu knacken. Leider gibt es auch solche.«
    »Ich bin der Meinung, wir sollten Kontakt nach Finnland aufnehmen«, sagte Buber leise.
    Er war nämlich auf dem Weg nach Finnland gewesen. Dort, in den abgelegenen Wäldern, sollte in der Folgewoche ein anspruchsvoller und geheimer Systemtest stattfinden.
    »Ganz genau«, stimmte Pillar zu und drückte einen Knopf auf seinem Schreibtisch.
    Hinter ihm glitt ein Stück der Wandtäfelung aus Kiefernfurnier nach oben und gab eine Leinwand frei, auf der das Bild eines kräftigen Mannes in einem Büro zu sehen war. Es war Kari Sinkko, der Sicherheitschef der Firma
Patria Industries
, die zum Teil dem finnischen Staat und zum Teil dem EAD S-Konzern gehörte. Er saß in seinem Büro in der finnischen Stadt Tampere.
    Buber seufzte, als er hörte, wie Pillar mit dem Finnen die üblichen Höflichkeiten austauschte und dann über den Vorfall berichtete. Die Sicherheitsexperten waren sich einig, dass der elektronische Schutzmechanismus funktionieren würde: Sobald jemand den Computer einschaltete, würde der brisante Inhalt des geschützten Dokuments im Bit-Universum verschwinden.
    Ingenieur Buber allein wusste, dass er bei der letzten Benutzung des Computers den Schutzmechanismus ausgeschaltet hatte, weil er zu sehr bei der Arbeit störte.
     
    |24| Auf dem Flughafen Nizza verschloss Major Andrej Sabalin sorgfältig die Tür des WC in der Businessklasse-Lounge von Lufthansa. Vorsichtig setzte er den Rucksack ab und entnahm ihm den Computer. Wie vorab vereinbart, warteten auf dem Toilettendeckel ein Aktenkoffer mit Lederverkleidung und ein Hugo-Boss-Anzug. Ohne nur einen Augenblick zu zögern, legte Sabalin den hellen Leinenanzug, in dem er Toulouse verlassen hatte, ab und zog sich um. Den Rucksack und die alten Kleider stopfte er in den Abfalleimer. Von sämtlichen Kleidungsstücken waren die Herstelleretiketten entfernt worden.
    Der Major ließ warmes Wasser ins Waschbecken laufen und wusch sich sorgfältig die schwarze Farbe aus den Stoppelhaaren. Seine normale Haarfarbe war braungrau. Dann legte der Geheimdienstoffizier behutsam den ungeöffneten Laptop in den Koffer und drückte den Deckel zu. Die superwichtigen Dokumente unbeschädigt aus dem Rechner herauszufischen war die Aufgabe von Igor und seiner Abteilung.
    Sabalin rückte die blaue Krawatte aus Rohseide zurecht und warf noch einen Blick in den Spiegel. Die Lufthansa-Maschine nach Moskau startete in einer halben Stunde. Vor ihm lag noch die Sicherheitskontrolle, aber da würde es keine Schwierigkeiten geben. Auf allen Flughäfen der Welt wäre eher ein Mann im Anzug, der
keinen
Computer bei sich hatte, eine seltsame Erscheinung.

|25| 5
    Niko trommelte mit den Fingern auf das mit Leder ummantelte Lenkrad. »Was bist du so nervös?«, wollte Aaro leicht beunruhigt wissen. Gerade eben hatte Niko das elektrische Schiebedach geschlossen, nachdem er es eine Minute zuvor geöffnet hatte. Davor hatte er den Tempomat ein- und gleich wieder ausgeschaltet.
    »Wieso? Ich bin nicht nervös«, sagte Niko.
    Aaro
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