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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight
Autoren: Ilkka Remes
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schallisolierte Tür am anderen Ende des Raumes.
    Der Major stiefelte in den Nebenraum und nahm auf ein Nicken hin gegenüber dem General Platz. General Aristow war fast sechzig Jahre alt und hatte seine Laufbahn in den 1970er-Jahren begonnen, zur Zeit der KSZ E-Gipfelkonferenz in Helsinki.
    »Was hat der Computerzauberer aus dem Rechner herausgeholt?«, fragte er.
    |33| Der Major legte die beiden Blätter auf den polierten Schreibtisch des Generals. Dieser sah sich kurz die Konstruktionszeichnungen an, auf denen die längliche Form eines Flugzeugrumpfes zu erkennen war, dann hob er die Augenbrauen.
    »Ich warte noch auf die Kommentare unserer Spezialisten«, sagte Sabalin. »Aber vorläufig kann ich die Mitteilung machen, dass ein Volltreffer geglückt ist. Diese Zeichnung stellt ein Modell des Hermes-Projekts dar. Dabei handelt es sich um das geheimste Vorhaben der europäischen Rüstungsindustrie, um ein unbemanntes, ferngesteuertes Aufklärungsflugzeug. Gut möglich, dass sie in dieser Technik sogar den Amis voraus sind.«
    »Da haben die Finnen ihre Finger im Spiel«, brummte der General als alter Finnlandkenner.
    »Die Firma
Patria
war zusammen mit einigen Subunternehmern an der Fertigung einzelner Gerätekomponenten beteiligt, auch der Elektronik, hauptsächlich in Sachen Navigation. Und du weißt ja, dass Patria zu einem Viertel EADS gehört. Den Rest hält der finnische Staat. Außerdem werden alle Tests im Zusammenhang mit dem Projekt in Finnland durchgeführt.«
    Der General schwieg einen Moment. Dann sagte er mit gesenkter Stimme: »Das hier ist eine Operation der Kategorie Zwei. Du erhältst die Vollmachten für die angrenzenden Gebiete und jede Amtshilfe von unserer Botschaft in Finnland. Nimm die erste Maschine nach Helsinki und halte mich immer auf dem Laufenden, ohne Mittelsmann.«
    |34| Sabalin begriff, dass das Gespräch damit beendet war. Er ging und fuhr mit dem Lift in den dritten Stock, um in seinem Büro den Aktenkoffer für die Reise zu packen. Seine arme Mutter würde mit ihrer Schwester ins Theater gehen müssen.
     
    Die rot und weiß gestrichene Fähre von Viking Line fuhr an der Festungsinsel Suomenlinna vorbei und steuerte auf den Anlegeplatz Katajanokka im Zentrum von Helsinki zu. Über dem Hafenbecken und dem unmittelbar angrenzenden Marktplatz kreisten Möwen, die Markstände sorgten für eine bunte Dorfatmosphäre vor der Kulisse der würdevollen Hauptstadtarchitektur. Noch waren nicht allzu viele Touristen in der Stadt, auch wenn die Reisen in die weiße Stadt im Norden immer mehr zunahmen.
    Die Fähre kam aus Stockholm und trotz der frühen Morgenstunde saßen am Deck zwei hellwache, zufrieden lächelnde junge Menschen. Der kräftigere und größere von ihnen lächelte breiter als der jüngere: Für Niko war es der Höhepunkt seines bisherigen Lebens, am Steuer eines frisch gewaschenen Mercedes in Helsinki anzukommen. Aaro hingegen machte sich Gedanken über die kleinlichen Beamten des finnischen Zolls und den bevorstehenden Papierkrieg.
    »Mach dir deswegen keinen Stress«, sagte Niko und trank den Rest seiner Orangenlimonade. »Ich kann mich um den Zoll und die Zulassung kümmern und du bastelst inzwischen eine knallige Verkaufsanzeige fürs Internet. Wir warten so lange, bis wir für den Schlitten einen |35| ordentlichen Preis kriegen. Kann gut sein, dass dafür ein paar Wochen draufgehen.«
    Aaro warf seinem Kumpel einen kurzen Blick zu. Niko hoffte insgeheim, wenigstens eine Zeit lang selbst den Mercedes fahren zu können. Seine Freunde in Porvoo wären dunkelgrün vor Neid.
    Auf dem Weg zum Autodeck nahmen die Jungen zwei Stufen auf einmal, um rechtzeitig im Wagen zu sitzen. Niko hatte bei der Versicherung angerufen und eine befristete Kfz-Versicherung bestellt.
    Draußen, in der Schlange zum Zoll, fuhr der Toyota vor ihnen nicht an, worauf Niko hupte und großspurig aus dem offenen Seitenfenster gestikulierte.
    Aaro kommentierte Nikos Getue mit einem Brummen, öffnete ebenfalls das Fenster, aber nur, um den Fisch- und Früchtegeruch der Seeluft einzuatmen. »Hier riecht es ganz anders als in Deutschland«, stellte er fest.
    »Es riecht nach Lederpolstern und nach Hunderteuroscheinen«, sagte Niko.
    Der Zollbeamte sah sich ihre Pässe und die Fahrzeugpapiere an und winkte sie durch. Sie fuhren aus dem Hafen heraus und ungehindert weiter bis direkt vor die große Treppe am Dom.
    »Ob das so klug ist?«, fragte sich Aaro. »Hier darf man eigentlich nicht parken  
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