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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel
Autoren: Taylor Stevens
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aber das große Geld wurde mit riskanteren Jobs verdient. Wer bereit war, den größeren Teil seiner Arbeitszeit unter miserablen und oft genug unkalkulierbaren Bedingungen zuzubringen, anstatt fließend warmes Wasser und saubere Laken zu genießen, der musste eine ganz bestimmte Mentalität mitbringen. Für eine dauerhafte Beziehung – wenn man das Glück überhaupt hatte – bedeutete eine solche Arbeit eine enorme Belastung, und manchmal hatte Bradford den Eindruck, dass eine seiner wichtigsten Aufgaben darin bestand, all die Irren und Durchgeknallten auszusortieren, die sich auf solche Jobs bewarben.
    Neben den Festangestellten gab es noch etliche Dutzend andere, die unter dem Dach von Capstone arbeiteten, Fußsoldaten, die kamen und gingen, aber diese neun – zehn, wenn man Munroe mitrechnete – waren, wie die Teilhaber einer Anwaltskanzlei, der Stamm: Sie waren Bradfords Leute, hatten sich schon in vielen Situationen bewährt, ein verschworener Haufen, unabhängig vom Rest der Gesellschaft. Die Motive der Einzelnen für ihren Verbleib bei Capstone waren unterschiedlich, aber in einem waren sie sich alle gleich: Sie waren sehr gut in dem, was sie taten, weil die Unfähigen nämlich nicht lange überlebten.
    Die Videoaufnahmen waren zum größten Teil unbrauchbar, allerdings aus einem anderen Grund, als Bradford vermutet hatte. Die Eindringlinge hatten die Original- DVD zwar mitgenommen, hatten aber trotzdem Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um nicht erkannt zu werden. Sie waren zu dritt. Der Anführer war als Erster eingetreten. Er hatte die Tür mit einem Schlüssel aufgeschlossen. Seine beiden Komplizen trugen Baseballschläger und Mützen und senkten zudem die Köpfe, sodass die Kameras ihre Gesichter nicht erfassen konnten. Der Kampf hatte in der Küche stattgefunden und war nicht aufgezeichnet worden. Er hatte schmerzhafte vier Minuten gedauert.
    Drei gegen einen. Vier Minuten lang.
    Als sie Logan dann in den Flur geschleppt hatten, sah es so aus, als wäre sein rechtes Bein gebrochen. Er blutete aus diversen Schnittwunden, genau wie zwei seiner Angreifer auch, trotzdem wehrte er sich immer noch, wurde er immer noch geschlagen, den ganzen Weg bis zur Haustür.
    Das letzte Bild war um 10.13 Uhr aufgenommen worden, wenige Minuten nachdem Munroe bei Capstone eingetroffen war. Erschütterte Stille legte sich über die Kommandozentrale. Dann stießen Bradford und Walker beinahe gleichzeitig einen Schwall von Beschimpfungen und Flüchen aus, Bradford auf Englisch, Walker in brasilianischem Portugiesisch. Jahan blieb stumm, während er mit den Fingern auf die Tischplatte klopfte. Schließlich sagte er: »Haben die Michael gekidnappt, um an Logan zu kommen, oder Logan, um an Michael zu kommen?«
    Es war im Prinzip dieselbe Frage, die Walker schon im Auto gestellt hatte. Bradford hatte keine Lust, das Ganze noch einmal durchzuhecheln. »Streck mal deine Fühler aus«, sagte er. »Krieg raus, ob Logan jemandem Geld schuldet oder ob es in der jüngeren Vergangenheit vielleicht einen eifersüchtigen Geliebten gibt. Ich glaube aber nicht, dass du etwas findest. Er hat viel zu viel zu verlieren. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, den Kontakt zu seiner Tochter wieder aufzubauen.«
    Jahan erwiderte: »Aber …«
    Bradford fiel ihm ins Wort. »Michael ist das Ziel, Logan ist nur das Druckmittel.«
    »Druckmittel? Aber wofür?«
    Bradford schloss die Augen. Drückte die Handfläche gegen die Stirn. Noch einmal dasselbe. »Als Schutzschild für die Entführer. Als Sicherheit. Michael haben sie einfach nur entführt, ohne sie zu verletzen.« Zur Unterstreichung machte er eine kurze Pause. »Vorausgesetzt, sie haben sie betäubt, was passiert, wenn sie aufwacht? Logan hockt in einem Käfig, gefesselt, angekettet …« Er unterbrach sich. So hatte es keinen Sinn. Reine Zeitverschwendung.
    Im Augenwinkel nahm er wahr, wie Walker Jahan zum Stillhalten bewegte. Sie würde ihm später alles erzählen. Sie würden ihre Bedenken und eigenen Theorien austauschen. Im Augenblick spielte das Motiv ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Sehr viel wichtiger war es, mit dem bisschen, was sie wussten, so schnell wie möglich zu handeln.
    Bradford hielt inne, wartete auf Widerspruch, Gegenargumente, bekam aber nichts zu hören. Also sagte er: »Abgesehen von uns dreien hier im Raum, abgesehen vom Rest des Teams, wer weiß sonst noch, welche Rolle Logan in ihrem Leben spielt?«
    Walker schüttelte den Kopf. Jahan hob die geöffneten
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