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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel
Autoren: Taylor Stevens
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garantiert eine Möglichkeit, dir den Rest deines Lebens zur Hölle zu machen, das schwöre ich.«
    Dreißig Sekunden später schloss sich das Wandsegment mit hörbarem Klicken.
    Jahan nuschelte ein paar unverständliche Worte vor sich hin und imitierte gleichzeitig mit der rechten Hand Mundbewegungen: »Traut sie mir etwa nicht?« Danach entstand eine längere Stille. Als Bradford sich immer noch nicht von der Stelle rührte, hob Jahan den Kopf und blitzte ihn grimmig an.
    »Ich muss zusehen!«, sagte Bradford.
    »Musst du nicht! Ich weiß, dass du glaubst, dass du dich dann besser fühlst, weil du immer auf dem neuesten Stand bist und genau weißt, was los ist und so weiter. Aber solange du hinter mir stehst und mir ständig deinen heißen Atem ins Genick bläst, während ich meine Arbeit mache, wirst du nur nervös … und das macht mich nervös. Da an der Tafel stehen ein paar wichtige Neuigkeiten, und du hast ein Unternehmen zu führen.« Jahan zeigte zu den Whiteboards auf der anderen Seite des Raumes. »Geh da rüber.«
    Bradford seufzte und entfernte sich unter Zögern von Jahans Schreibtisch, entfernte sich von allem, worauf er hoffte, und von allem, wogegen er mit seinen Hoffnungen ankämpfte.
    Hoffnung . Die Tätigkeit der Ohnmächtigen. Seine Welt war eine Welt des Handelns, eine Welt, in der man sich auf seinen Verstand und die Fähigkeit verließ, sich das Glück zu erarbeiten, das man brauchte, um am Leben zu bleiben. Und doch blieb ihm jetzt, in diesem Augenblick der Schwäche, nichts anderes übrig, als wie ein Bettler auf ein Almosen zu hoffen.
    Er drehte sich um – ein Zugeständnis an die Freundschaft mit Jahan, die so weit zurückreichte, dass sie sich, wenn sie unter sich waren, mit Spitznamen anredeten, die aus sehr viel schwierigeren und härteren Zeiten stammten.
    Jahan war aus dem militärischen Geheimdienst zu Bradfords Söldner-Agentur gestoßen. Er war siebenunddreißig Jahre alt, US -Amerikaner der zweiten Generation mit losen Banden zu einer großen Familie in Mumbai. Den Großteil der vergangenen acht Jahre hatte er als privater Sicherheitsberater im Nahen Osten zugebracht und konnte jetzt, zumindest oberflächlich, problemlos als Pakistaner, Saudi, Perser, Syrer oder Inder durchgehen – in manchen Fällen sogar als Mexikaner oder Kolumbianer, je nachdem, welche Vorurteile sein Gegenüber mitbrachte. Und Vorurteile schien es überall mehr als genug zu geben.
    Jahan hatte eine ausgesprochen bissige Art, die Heuchelei seiner Mitmenschen zu entlarven, und da es alles andere als einfach war, einem Klugscheißer mit einem Hang zu spöttischen Worten und einem IQ von 152 argumentativ Paroli zu bieten, flogen dann immer wieder die Fäuste. Er wich den Schlägen aus, ohne seinen Spott zu unterbrechen, lachte und stichelte und behauptete standhaft, dass es kein besseres kostenloses Freizeitvergnügen gab, als der Intoleranz auf die Nerven zu gehen. Das Angebot von Capstone ließ nicht lange auf sich warten.
    Bradford betrachtete die Whiteboards mit der Tabelle, die er heute Morgen angefangen hatte, als das Bild, wie Munroe von ihrem Motorrad zu Boden gesackt war, noch frisch gewesen war. Als es sich noch nicht angefühlt hatte wie zwei Wochen Fäulnis, die ihm die Atemwege versperrte.
    Er wischte alles, was er bereits geschrieben hatte, wieder weg, und ersetzte es durch ein einziges Wort: Michael . Dann füllte er mit dem Wenigen, das er wusste, die Leerstellen aus, wie auf Autopilot: Sie, wer immer »sie« sein mochten, wussten, dass Michael im Land war, wussten, wo sie zu finden war, wussten, dass sie eine Frau war, wussten, was Logan ihr bedeutete, und wussten, wo sie ihn finden konnten und dass seine Wohnung mit Überwachungskameras gespickt war. Während die Fragen, auf die es keine Antwort gab, schwer auf ihm lasteten, ließ Bradford den Blick über die Whiteboards wandern und blieb an Jahans neuesten Aktualisierungen hängen. Sie betrafen das Team in Peschawar. Allein die Rechnung für dessen Satellitentelefon würde ihn in die Pleite treiben.
    Sieben Männer seiner Stammbelegschaft waren im Moment im Einsatz – die beiden in Pakistan, dazu vier in Afghanistan und einer in Sri Lanka. Er selbst konnte sich als Eigentümer der Firma seinen Dienstplan selbst gestalten, aber die anderen wechselten regelmäßig zwischen Auslands-und Inlandseinsätzen ab, wobei die Dauer des Auftrags und die Erfahrung der Einzelnen natürlich auch eine Rolle spielten.
    Zu Hause zu arbeiten war angenehmer,
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