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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)
Autoren: Patrick R.Ullrich
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nicht gibt oder den ich nie treffe? Nun ja – zumindest zu kurz, um ihn zu mögen oder zu fürchten, nicht?« Jetzt lächelte er frei heraus und sie wusste nach den wenigen Tagen, die sie gemeinsam verbracht hatten, bereits, dass er dann nicht den Anspruch erhob, in allem ernst genommen zu werden. Aber sie war noch nicht zufrieden, und bevor er protestieren konnte, stellte sie die nächste Frage.
    »Was ist danach? Was geschieht nach dem Tod? Was tun meine Eltern jetzt?«
    Das waren freilich gleich drei Fragen, aber Wenduul hatte sich vorgenommen, alle Geduld aufzubringen, die nötig sein würde. »Das wird niemand wirklich beantworten können, es sei denn, Araas selbst. Nicht die Elfen, nicht die Zwerge, und obwohl ich noch mit keinem darüber sprach, vermutlich auch kein Ork. Aber was für ein Sinn läge darin, ein Leben lang einen Krug zu füllen, mit Einsichten, Erfahrungen und Erkenntnissen, nur um ihn zuletzt auf immer zu zerbrechen?« Fragend hob er die Brauen und wartete. »Das wäre ziemlich dumm«, sagte sie entschieden. Sehr ernst nickte er dazu.
    »So sehe ich das auch. Und deshalb glaube ich, dass Ariane und Mors sich als zu wertvoll erwiesen haben, um sie für immer aus dem Weltengewebe zu entfernen.«
    Da war sie wieder, die steile Falte. Angestrengt dachte sie nach. Er ließ ihr die Zeit, die sie brauchte, denn es gefiel ihm, sie beim Denken zu betrachten und der alte Zaubermeister gab viel auf das Denken an sich.
    Schließlich aber hob sie den Kopf und sah ihn an. »Warum müssen wir das hoffen und wissen es nicht?« Tatsächlich erwartete Wenduul diese Frage, war es doch eine, die er sich selbst in der Vergangenheit oft gestellt hatte. Und er hatte eine Antwort für sich gefunden, von der er überzeugt war.
    »Wenn der Mensch darum wüsste, dass sich ein weiterführendes Leben an das jetzige anschließt, meinst du nicht, dass er all seine Tage damit verbringen würde, über das kommende zu grübeln, anstatt das jetzige zu leben? Und tut er nicht besser daran, in diesem Leben zu lernen und sich zu entwickeln, als sich der Hoffnung auf ein folgendes hinzugeben?« Dann hob er die Hände und sagte, entschlossen ihre nächste Frage abwehrend: »Und damit wollen wir es für den Moment gut sein lassen. Man sollte mit dem Wissen vorne und nicht hinten beginnen. Warmes Wasser steht im Raum nebenan, Seife und Schwamm liegen neben der Wanne. Ich nehme an, du weißt, wie man solches benutzt?«
    »Ja, aber ...«
    »Gut. Kleidung liegt auf einem Hocker bereit. Richte dich, denn der König wünscht, dich kennenzulernen; und so werden wir ihn heute besuchen.«
    »Der Feuerbart?«, fragte sie erschrocken.
    »Der Feuerbart!«, nickte Wenduul ernst und beherrschte seine Züge, die so gerne lächeln wollten. »Aber sowohl seine Majestät als auch ich würden es vorziehen, wenn du König Keleb sagst.«
    »Er kennt mich doch aber schon. Er kam mit den vielen Rittern nach ... Bacholder ... und hat ... und hat ...«
    »Uns gerettet, jawohl. Aber eigentlich war er nicht da. Es ist ziemlich kompliziert und ich werde es dir später einmal erklären. Man nennt es Politik. Heute, jedenfalls, ist Kronaudienz und ich werde dich offiziell als meine Schülerin vorstellen. Und den König redest du mit Majestät oder König Keleb an, wenn du gefragt wirst – falls du gefragt wirst.« »Ja, Meister«, sagte sie artig, und erfreute Wenduul damit, nannte sie ihn doch zum ersten Male so, wie es sich im Verhältnis der Schülerin zum Lehrer geziemte. »Hast du dir einen Namen überlegt? Der König wird dich danach fragen.« »Ja«, sagte sie und erweckte durchaus den Eindruck, als wäre das auch alles, was sie dazu zu sagen beabsichtigte. Einen kurzen Moment überlegte er, entschied dann aber, nicht weiter in sie zu dringen.
    »Gut. Jetzt aber ab in den Waschzuber. Ich sehe in einem Stundenglas nach dir. Du weißt, was ein Stundenglas ist?«
    »Ja, Meister.«
    »Gut. Dann nur zu!«
    Das Kind aber rührte sich nicht. Plötzlich flackerte Unsicherheit in ihrem sonst so festen Blick. Fragend hob er eine Braue und war noch erstaunter, als er Tränen über ihre Wangen kullern sah. »Herr Araas! Was ist denn nun wieder?«, fragte er leicht verwirrt. »Ariane hat mich immer gebadet. Und manchmal auch Mors. Ich soll nicht alleine baden, hat Ariane gesagt«, rief sie und schaute ihn an, als könne sie gar nicht fassen, was er da von ihr verlangte. Und weil er immer noch wirkte, als verstehe er nicht, schimpfte sie plötzlich laut und empört:
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