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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)
Autoren: Patrick R.Ullrich
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hervorragend sind.«
    »So,so«, entgegnete Keleb, weil er nicht recht wusste, was er sagen sollte, und versuchte stattdessen, streng zu schauen, wovon er sehr gut wusste, wie das zu bewerkstelligen war.
    »Und wie ist dein Name, Kind?«
    Ohne zu zögern antwortete sie, und als Keleb hörte, wofür sie sich entschieden hatte, fühlte er, wie seine Augen zu schwimmen begannen. Alle im riesigen Saal hörten die helle Stimme des Mädchens und nicht wenige, die in Kenntnis der Umstände waren, teilten die Betroffenheit des Königs.
    »Mein Name ist Moriane, nach meinen Eltern, Mors und Ariane.«
    »Das ist ... ein guter Name, will mir scheinen«, sagte Keleb , nachdem er sich vernehmlich geräuspert – und Wenduu l ihm aufmunternd zugenickt hatte. »Das ist ein sehr guter Name!«, bekräftigte er, und nickte seinerseits Wenduul zu, dessen Augen auch verräterisch glänzten.
    »So sei es!«, rief Keleb nun mit voller Stimme. »Wir heißen dich willkommen, Moriane Lichtwirker, Garantin des Fortbestandes der dritten Säule der Macht Thules. Du bist willkommen in meinem Hause und an meinem Tisch. Wie dir getan wird, so tut man mir.«
    So stellte Thules König Keleb Feuerbart sie hinfort unter seinen persönlichen Schutz. Da aber sank das Kind Moriane mit dem schönsten Hofknicks, an dem sie heimlich so eifrig geübt hatte, anmutig zu Boden, ehrte den König und erfreute den alten Wenduul damit.
    Und genau so ist es geschehen.

Wie aber kann sein,
was nicht sein kann
    E s war Nacht – und ruhig geworden in Thule. Das Kind, das nun Moriane hieß und auf dem die Hoffnungen der Zukunft lagen, schlief einen ruhigen Schlaf. Er selbst hatte sich davon überzeugt. Dreimal. Nun stand der Erzmagier auf seinem Balkon und ließ blauen Rauch aufsteigen, dessen Bewegung von keinem Lüftchen gestört wurde. Habt ihr das gehört? Habt ihr gehört, wie sehr sie euch liebt, Ariane, Mors? Es ist es nur recht, dass man euch nicht vergessen wird, denn eine der Großen dieser Welt trägt eure Namen in eine ungewisse Zukunft und euer Bild im Herzen.
    Lichtwirkerin rufen sie die Elfen und auch das ist nicht wenig. Keinen Namen am Morgen und gleich zwei am Abend. So mögen beide Namen ihr hoffentlich ein Zeichen sein, wenn das Böse sie auf die Probe stellt, denn letztlich wird nur sie entscheiden. So dachte Wenduul, aber es waren keine schwermütigen Gedanken, sondern hoffnungsvolle und dankbare. Mit sparsamer Bewegung klopfte er die Pfeife auf dem steinernen Sims aus und sah den glühenden Tabakkrümeln nach, die in die Schwärze unterhalb des Turms trudelten.
    Funken in der Nacht.
    Erschöpft begab er sich zu Bett, bleierne Müdigkeit in den Gliedern und doch wollte sich kein Schlaf einstellen. Nach diesen ereignisreichen und anstrengenden Wochen, all den Entbehrungen und Belastungen, kam trotzdem keine Ruhe über ihn. Er wusste, was ihn bedrängte, und suchte es zu vergessen. Aber es gab und gibt Dinge, die auch ein noch so mächtiger Magier nicht zu beherrschen vermag. Die Einsamkeit, diese altvertraute Feindin, hatte sich jenen Moment herausgesucht, um seinen Willens zu bestürmen. Wenduul aber war zu schwach, um Widerstand zu leisten, und so bemannte er seine geistigen Barrikaden nicht, hieß die Übermacht willkommen.
    Vielleicht, so mochte er gedacht haben, würde ihm in der Umarmung seiner Gegnerin gelingen, was ihm im Kampfe mit jener nicht möglich war: sie mit sich hinab zu reißen in den Schlaf, der in seinem Alter, mit jeder Nacht, dem Tod etwas ähnlicher wurde.
    So mochte er vielleicht gedacht haben, als er da lag, aber es sollte anders kommen. Mit seinen Magiersinnen fühlte er das Portal erwachen, und noch bevor er sich erheben konnte, um nachzusehen, war ein schlanker Schatten schon an sein Lager getreten und eine Stimme, die ihn ein dreiviertel Jahrhundert vergessen machte, sprach ihn an.
    »Heute ist kein Tag, um einsam zu sein, Wenduul Geistgreifer.«
    »Arissa?«, flüsterte er ungläubig, aber ein Finger legte sich sanft auf seine Lippen und verschloss sie. Seide raschelte und dann glitt der Schatten unter die Decke und verwandelte sich in warmes, lebendiges Fleisch, in unvorstellbar zarte Haut, in kundige Hände und suchende Lippen, in Bewegung, die er wieder erkannte, und in Gefühle, die er vergessen geglaubt hatte. Doch noch einmal nahm die Einsamkeit Anlauf, erbost über die Hilfe, die ihrem scheinbar wehrlosen Opfer zuteil wurde und die ihr ihre bereits sicher gewähnte Beute streitig machte.
    Konnte er sich, über
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