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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link
Autoren: Walt Becker
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Amsterdam sprach mit starkem Akzent.
    »Unmöglich mit der heutigen Technologie. Vielleicht nicht unmöglich in der Zukunft.«
    Und wieder meldete sich Gary zu Wort. »Bei allem Respekt, Dr. Austin, es muss möglich sein. Ich meine, jemand hat diese Steine vor tausenden von Jahren geschnitten und aufgestellt. Die Menschen, die diesen Tempel erbauten, wussten doch bestimmt, dass es möglich war. Das ist doch richtig, oder?«
    Jack lächelte. »Das ist absolut richtig. Vor tausenden von Jahren erbauten Menschen aus alter Zeit diese Tempel. Und sie bewegten diese megalithischen Steine. Dann muss es also möglich sein. Was mich folgern lässt, dass unsere Vorfahren, die vermutlich das Prinzip des Verbrennungsmotors noch nicht kannten, genauso wenig wie das der Hydraulik, der Kernfusion oder der Verarbeitung von Schwermetallen - dass diese Menschen um einen verdammten Zauber beteten und ihn erhielten ...« Er machte eine Pause, um einmal tief durchzuatmen. Schweigend warteten die Studenten auf das Ende seiner Worte. »... oder sie hatten Hilfe.«

 
Ricardo
       
    Ricardo hasste Hubschrauber. Zwei seiner Kollegen waren in den plumpen Stahlapparaten umgekommen, und dieser spezielle hier sah nicht gerade nach einem Vorzeigemodell für Flugsicherheit aus. Er vermutete, es war eine alte Huey. Ricardo konnte riechen, wie der Motor den Treibstoff ungenügend verbrannte, und das Schlagen der Rotoren schien besonders laut zu sein. Es half auch nichts, dass der Maschine alles fehlte, was einer Tür ähnelte, denn in der Eile hatte er nicht wählerisch sein können. Auf seiner langen Reise von Mali hatte Ricardo ängstlich zwei kleine Flugzeuge und eine alternde Boeing 767 bestiegen, bevor er auf dem Nationalflughafen von Ekuador gelandet war. Nur der Adrenalinschub der letzten achtundvierzig Stunden hatte ihn so weit gebracht. Dann war ihm gesagt worden, man könne das Hochland, in dem Dr. Jack Austin vor den alten Ruinen von Cuenca unterrichtete, nur mit einem Helikopter als einzigem Verkehrsmittel schnell erreichen. Die Straßen seien nach den letzten Regenfällen nahezu unpassierbar.
    Er fragte sich, was Jack bei ihrem Treffen sagen würde. Seit dessen fristloser Kündigung von der University of California in Berkeley vor fast sechs Jahren hatten sie sich nicht mehr gesehen. Jack schien nie gut mit der Obrigkeit auszukommen.
    Und die Obrigkeit war in diesem Fall der Verwaltungsrat. Die meisten seiner Kollegen hatten Jacks Rausschmiss bedauert, aber selbst Ricardo und Samantha waren seine absurden Ideen zweifelhaft vorgekommen. Jack jedoch gehörte nicht zu denen, die sich drückten, und er war bereit, sich selbst zum Narren zu machen - ein seltener Zug unter Wissenschaftlern.
    Die heutigen Universitäten achten darauf, dass ihre Forschungsergebnisse hieb- und stichfest sind und in den ausgetretenen Pfaden bleiben. Es ist der schlimmste Albtraum eines Wissenschaftlers, dass Kritiker nach einer Veröffentlichung die Nase rümpfen - oft nahe stehende Kollegen, die sich eifrig auf neue Theorien stürzen. Jack war durch die Hölle gegangen, nachdem er seine Ideen über Die Quelle veröffentlicht hatte, einer fortschrittlichen Technologie, die möglicherweise schon vor dem Beginn der Geschichtsaufzeichnung existiert hatte.
    Selbst in der Welt der Paläanthropologie, in der ebenso eilig Behauptungen über ein neues »missing link« oder wilde Theorien über eine neue menschliche Spezies aufgestellt wurden, mahnte das Klima zu vorsichtigen Schritten. Aber Jack schien dies nicht zu kümmern.
    Ein Mensch, den das kümmerte, war Samantha. Sie hatte zusammen mit dem Rest ihrer Anthropologenkollegen Jacks bizarres Papier und seine Methoden abgelehnt. Nur unter Grausen erinnerte sich Ricardo an Jacks und Samanthas schmerzvolle Trennung. Die beiden hatten sich einmal geliebt und waren unzertrennlich gewesen. Als er, um seinen Freunden zu helfen, zwischen ihnen zu vermitteln versuchte, hatte er nur Schmerz und Bedauern gefunden. Selbst nach all den Jahren zweifelte er nicht, dass die bloße Erwähnung von Samanthas Namen ausreichen würde, Jack davon abzuhalten, mit ihm nach Mali zu kommen. Aber sie brauchten ihn, und im Moment würde Ricardo seinen Mund halten. Jack war derjenige, der für ihre unvorstellbare Entdeckung eine Erklärung finden könnte.
    »Señor.« Der Pilot deutete auf den üppig bewachsenen, von
    Nebel verschleierten Hügel, der sich vor ihnen erhob. Als der Hubschrauber die Spitze passiert hatte, erblickte Ricardo durch
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