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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles
Autoren: Heron Carvic
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wird; aber nichts Konkretes. Es ist uns nicht gelungen herauszubekommen, was es ist oder wer dahintersteckt. Haben Sie mehr?«
    »Wir glauben, ja. Keine Beweise, wohlgemerkt. Wir haben fünf Männer im Auge, von denen wir vermuten, daß sie es leiten, und wir glauben, daß nur der Mann an der Spitze von Bedeutung ist und wir das Syndikat zerschlagen, wenn wir ihn zu fassen kriegen. Sie sind dabei, alle Spielkasinos bei uns in die Hand zu bekommen. Sie fingen auf den Rennplätzen an, dann übernahmen sie die Spielautomaten, jetzt wollen sie in die Kasinos und bemächtigen sich der Manager.«
    Delphick war überrascht. »Was Kasinos und Clubs angeht – kann die zuständige Behörde nicht .«
    »Nein, sie kann nicht – ohne irgendeinen Beweis zu haben. Alle Clubs haben eine Lizenz, ebenso die Angestellten, und alles florierte immer besser – oder sah so aus, bis das Syndikat eingriff. Das erste Anzeichen war, daß erstklassige Lokale wie der Goldfisch ihr Einsatzlimit von fünfundzwanzig auf fünfzig Pfund erhöhten. Wir können nicht beweisen, daß sie die Leitung übernommen haben, und ohne Beweis kann die zuständige Behörde nicht einschreiten – und wir auch nicht.«
    »Und es gibt keine Beschwerden?«
    »Keine«, gab Borden zu, »eben wegen der Überfälle und Morde, die Sie erwähnten.«
    »Aber wenn sich die Clubmanager zusammenschließen .«
    »Die wissen verdammt gut, daß – ehe das Gesetz sich rühren könnte – mehr als die Hälfte von ihnen im Krankenhaus oder tot wäre. So ein Zusammenschluß ist gerade das, was wir befürchten. Wenn man sie zur Verzweiflung treibt, werden sie sich zusammentun und kämpfen.« Der Inspektor beugte sich vor und klopfte, um seinen Worten Nachdruck zu geben, auf die Schreibtischplatte. »Wir müssen das Syndikat zerschlagen, ehe es zu einem regelrechten Krieg kommt, wobei wir zwischen den Fronten stehen. Es hat uns fast ein Jahr gekostet, ein klares Bild zu bekommen. In Wirklichkeit ist es ganz einfach: Ein Agent tritt an den Eigentümer des Kasinos heran und schlägt ein Abkommen vor. Er wird die Callgirls und die Drogen gegen einen Prozentsatz des Clubgewinns liefern, wobei er garantiert, daß der Eigentümer sich mit dem höheren Gewinn besser stehen wird als vorher. Wenn er nicht mehr verdient, nimmt das Syndikat nichts. Ehe die Burschen vom Syndikat in das Unternehmen einsteigen, prüfen sie die Bücher, um den wöchentlichen Durchschnittsgewinn zu ermitteln. Danach setzen sie von sich aus einen Rechnungsprüfer ein, der dafür sorgt, daß der Gewinn tatsächlich steigt.«
    »Und wenn der Eigentümer das Angebot ablehnt?« fragte Delphick.
    »Kaputt. Einige Überfälle, gelegentlicher Mord, aber vor allem geht das Unternehmen in Flammen auf – eine Zeitbombe, die meist zwischen vier und fünf Uhr morgens gelegt wird, wenn alle nach Hause gegangen sind. Bisher haben in diesem Jahr acht Clubs diesen Weg genommen, drei davon in den letzten beiden Monaten. Was uns fehlt«, Borden warf sich in seinem Stuhl zurück und breitete enttäuscht die Hände aus, »ist ein Foto des Mannes, der an der Spitze steht. Zugegeben, wir haben eine Vermutung, wer dahintersteckt, aber mit einer Vermutung können wir kein Phantombild machen lassen oder einen Steckbrief herausgeben. Wir haben einige Spitzel an der Hand, die plaudern würden, wenn wir ihnen beweisen, daß wir ihm auf den Fersen sind, aber ohne Foto sitzen wir fest. Unser Mann ist ein scheuer Vogel, und jedes Mal, wenn wir einen Schnappschuß versucht haben, ist es danebengegangen. So ist unsere nächstbeste Chance eine Zeichnung – und das bringt uns wieder zu Miss Seeton.«
    Delphick war beunruhigt. Er war hauptsächlich dafür verantwortlich gewesen, daß Miss Seeton Scotland Yard als Zeichnerin mit einem Pauschalhonorar zugewiesen wurde, und er fühlte sich daher auch für ihr Wohlergehen verantwortlich. Ihre Neigung, in Schwierigkeiten zu geraten, spannte ihn häufig auf die Folter. Bisher hatte ihr Schutzengel, der bei ihr Überstunden machen mußte, immer eingegriffen; aber er hatte das Gefühl, daß sogar ein Engel mit den besten Vorsätzen müde werden oder in eine Falle geraten könnte, und was würde dann passieren? Beunruhigt stand er auf und ging zum Fenster hinüber.
    »War dies Ihre Idee oder die von Commander Conway?«
    »Tatsächlich meine, aber der Boss genehmigte sie.«
    Ohne sich umzudrehen, zog Delphick die Schultern hoch. »Sie reden von Krieg – und sind gewillt, Miss Seeton an die vorderste Front zu
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