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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles
Autoren: Heron Carvic
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H.-C.? Dann können Sie Ihr Glück wiederholen.«
    Er dachte bei sich, da war etwas an diesem Mädchen . irgend etwas stimmte nicht . Warum hatte sie vermieden, ihren Namen zu nennen? Tom Haley bildete sich ein, daß er die Situation fachgemäß analysierte und das Mädchen objektiv prüfte, und merkte nicht, daß er sie mit der ganzen Verliebtheit eines Mondkalbes anglotzte.
    »Haley?« Chefsuperintendent Delphick runzelte die Stirn. »War er nicht der Beamte, der in Heathrow Dienst tat, als Miss Seeton in die Schweiz flog?«
    Inspektor Borden vom Betrugsdezernat gluckste. »Ja, Orakel, und auch, als sie bewaffnet mit einem Arm zurückkam.«
    An seinem Schreibtisch auf der anderen Seite des Büros zuckte Delphicks Assistent, Sergeant Ranger, zusammen. Er vergaß lieber die Episode der Rückkehr Miss Seetons aus dem Ausland mit ihrer Zollerklärung über ein Hochzeitsgeschenk für ihn und Anna und die daraus entstandene Aufregung, als sich herausstellte, daß auf der Servierplatte aus rostfreiem Stahl der in Plastik gewickelte Arm eines Menschen lag. Und so spät am Tag wie jetzt, wo er sein Essen haben wollte und gerade erst mit dem Orakel von einer Spritztour nach Middlesborough zurück war und einen Bericht darüber schrieb, würde er lieber so schnell wie möglich Miss Seeton – oder Tante Em, wie seine Frau und er sie nannten – ganz vergessen. Jedenfalls mußte man im Betrugsdezernat den Verstand verloren haben, weil man sie trotz dem Schlamassel im Ausland wieder auf eine Sache loslassen wollte. Sogar Orakel, der sie besser verstand als die meisten, konnte sie nicht immer im Zaume halten. Und so sicher, wie es eine Hölle gab – es gab niemanden, der das konnte! Vermutlich war es nicht ihre Schuld, wenn jemand irgendwelche Leichenteile in ihr Gepäck legte, aber solche Dinge passierten ihr ständig. Es war verrückt genug, sie überhaupt der Polizei zugewiesen zu haben, aber es war noch weit verrückter, von ihr mehr zu verlangen als diese komischen Zeichnungen, die sie im Bedarfsfall machte.
    »… und jemand«, sagte Borden, »der aus dem Gedächtnis ein erkennbar ähnliches Porträt zeichnen kann, das ist es, was wir brauchen.«
    »Haben Sie es mit Fotos probiert?« fragte Delphick.
    »Ohne Erfolg. Wir schickten einen Mann mit einer Kleinstbildkamera, aber der Film war leer. Sie durchleuchten, genau wie auf den Flugplätzen. Dabei ist nichts Illegales. Sie rechtfertigen es sowieso mit der Behauptung, sie müßten überprüfen, daß niemand mit irgendwelchen Waffen ins Kasino käme; aber sie wissen verdammt gut, daß sie damit auch jede Aufnahme löschen. Und deshalb ist Miss Seeton die beste Lösung.«
    Delphick hatte noch Zweifel. »Versteh’ Ihren Standpunkt. Aber hätte sie nicht als jemand eingeschmuggelt werden können, der zum üblichen Publikum gehört und sich auf einem Bummel befindet, statt sie als jemand anders – als diese Mrs. Amos Soundso – zu verkleiden?«
    »Zuviel Risiko. Die Portiers in diesen Kasinos prüfen jeden, der hereinkommt, ganz genau – Pässe, alles. Und sie vergessen kein Gesicht. Die echte Mrs. Herrington-Casey ist im Ausland eine bekannte Spielerin, kommt aber selten nach England. Miss Seeton ist mit Perücke, dickem Make-up, in teuren Kleidern und mit Diamanten im Wert von einigen tausend Pfund praktisch ihre todsichere Doppelgängerin. Wir haben uns mit Mrs. H.-C. in Frankreich in Verbindung gesetzt, wo sie sich augenblicklich aufhält. Die englische Witwe eines amerikanischen Diplomaten.
    Sie haben drüben in den Staaten die gleichen Schwierigkeiten mit einem Syndikat, das im Stil der Mafia Clubs und Kasinos übernehmen möchte; sie war daher gewillt mitzumachen, lieh uns ihren Paß und war damit einverstanden, für einen oder zwei Tage von der Oberfläche zu verschwinden. Sie ist ein mutiges altes Mädchen, ungefähr neunzig – im Dunkeln. In voller Kriegsbemalung sieht sie aus wie das wandelnde Schaufenster eines Juweliers.«
    Delphick machte eine Grimasse. Die Vorstellung, Miss Seeton, die anspruchslose, kleine frühere Zeichenlehrerin, wie das Schaufenster eines Juweliers aufzuputzen, erschien ihm der Gipfel der Grausamkeit. »Syndikat«, sagte er langsam. »Wir hatten im Dezernat für Verbrechensbekämpfung eine merkwürdige Prügelei und zweimal einen Mord, bei denen eine Verbrecherorganisation erwähnt wurde. Bisher haben wir aber niemanden erwischen können; spricht man nur von einem Syndikat, geht gleich das Gerücht, daß es im Stil der Mafia geführt
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