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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles
Autoren: Heron Carvic
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schicken.«
    »Das stimmt nicht. Sie ist nur als Beobachter in den Goldfisch gegangen – na ja, schön«, gab er mit einem Blick auf den kalten Rücken des Chefsuperintendenten zu, »als Kundschafter, wenn Sie wollen, aber mit der besten Deckung, die wir ihr geben konnten.«
    »Sind Sie sicher«, unterbrach ihn Delphick, »daß dieser oberste Mann heute abend dort erscheint?«
    »Ziemlich sicher. Er behält seine Investierungen gut im Auge und macht die Runde. Er wird dort irgendwann während des Abends auftauchen. Dann wird Haley ihr verstohlen einen Wink geben, sich sein Gesicht ins Gedächtnis einzuprägen, und sie wird es morgen für uns zeichnen.« Delphick wandte sich mit einem Schwung ungeduldig vom Fenster ab. »Schließlich«, erklärte Borden, »haben wir unser Möglichstes getan, und es war eine verdammt schwere Arbeit, die Unkosten genehmigt zu bekommen. Abgesehen von den Kosten für ihr Kleid würde allein die Versicherung ihres Schmucks mir, meiner Frau und den Kindern einen Monat Ferien in Spanien erlauben. Wir mochten keinen Talmi riskieren, wir mußten echten Schmuck ausleihen.«
    Der Chefsuperintendent kehrte an seinen Schreibtisch zurück und setzte sich schwer.
    »Hören Sie, Orakel«, sagte Borden und versuchte, seine trübe Stimmung aufzuheitern. »Machen Sie sich keine Sorgen um Miss Seeton. Es wird nichts passieren. Und Haley ist da, der auf sie aufpaßt. Nach dem, was er von ihr gesehen und gehört hat, glaubt er, daß sie genau die Richtige ist – darum haben wir sie ihm anvertraut – und daß sie als Detektiv ein direkter Abkömmling von Sherlock Holmes und Nero Wolfe ist.«
    »Detektiv!« explodierte Delphick. »Sie könnte noch nicht einmal eine Wurst in ihrer Haut entdecken. Wenn sie einen Überfall auf der Straße erlebte, würde sie ihn zwar bedauern, aber überzeugt sein, daß beide Seiten viel zu ihrer Verteidigung zu sagen hätten. So war es auch, als wir das erste Mal auf sie stießen. Ein Kerl bearbeitete sein Mädchen auf der Straße mit dem Messer. Was sie aber sah, war ein Herr, der eine Dame schlug, und daher stocherte sie ihm mit ihrem Schirm in den Rücken und wollte ihm gutes Benehmen beibringen. Sie hatte Glück, daß sie lebend davonkam.« Er überlegte, daß sie noch bei einigen späteren Episoden nur um Haaresbreite davongekommen war. Wie lange würde ihr Glück andauern? »Weiß Sir Hubert von diesem lustigen Abend?«
    »Sir Hubert? Klar. Er mußte alles genehmigen. Und es war Sir Hubert, der uns befahl…«, der Inspektor lachte. »Natürlich, wenn man ihn kennt, weiß man ja, daß er nichts befiehlt, er meinte nur, daß es unter den gegebenen Umständen oder, besser gesagt, im Hinblick auf irgendwelche Umstände, die sich möglicherweise ergeben könnten… also er schlug vor, Sie lieber zu informieren. Daher habe ich früh zu Abend gegessen und schaute herein, um Sie bald zu erwischen, weil ich hörte, daß Sie zurück wären.«
    »Ich . « Der Chefsuperintendent brach ab und erhob sich schnell. Sergeant Ranger hörte auf zu schreiben und sprang auf, wobei er eine ganze Kaskade von Berichten in dreifacher Ausfertigung auf den Boden warf. Inspektor Borden sah sich überrascht um und sprang ebenfalls auf.
    »Oh… eh… guten Abend, Sir.«
    Sir Hubert Everleigh, stellvertretender Leiter der Kriminalabteilung, eine glänzende Erscheinung in tadellosem Gesellschaftsanzug, winkte ihnen, Platz zu nehmen.
    »Bitte, meine Herren, lassen Sie sich nicht stören. Ich kam nur, oder ich sollte vielmehr sagen, ich schneite auf meinem Weg zu einem Botschaftsempfang herein.«
    »Ich wollte gerade gehen, Sir«, sagte Borden hastig. »Ich bin mit der Unterrichtung des Ora . des Chefsuperintendenten über die Angelegenheit Miss Seeton fertig.« Sir Hubert lächelte und nickte, und der Inspektor machte sich erleichtert davon.
    Sir Hubert nahm auf dem freigewordenen Stuhl Platz. »Setzen Sie sich, Chefsuperintendent, und Sie«, er wandte sich an den Sergeanten, »fahren Sie mit Ihrer Jagd nach den Papieren fort. Ich will Sie nicht unnötig aufhalten. Sie müssen beide müde sein.«
    Der riesenhafte junge Sergeant, der rot geworden war, murmelte: »Danke, Sir.« Er fischte auf dem Boden nach seinen Papieren.
    »Ich höre«, sagte Sir Hubert, »daß die Sache in Middlesborough befriedigend abgeschlossen ist.«
    Delphick dachte bei sich, Sir Hubert halte seinen Finger fest am Puls seiner Abteilung. »Haben Sie das schon gehört, Sir?«
    »O ja; der Polizeipräsident hat sich mit mir in
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