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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen
Autoren: Heron Carvic
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Sinn. Als sie atemlos die Straße erreichte, sah sie als ersten P. C. Potter.
    »Oh, Mr. Potter«, keuchte sie. »Bitte kommen Sie schnell mit! Es ist was passiert.«
    Potter wandte sich um. Ein Stein traf ihn am Kopf, und er sackte zu ihren Füßen zusammen. Der Polizeikordon, eines Flügelmannes beraubt, gab nach. Hilflos blickte Miss Seeton sich um. Im schwachen Licht, das fernher aus den Häusern schien, sah sie nur eine unbestimmt wogende kämpfende Menge. Und nun Mr. Potter…. wenn jemand auf ihn trat… Sie kniete nieder und nahm seinen Kopf in den Schoß. Wieder flog ein Stein durch die Luft, dann noch einer. Wirklich unerhört. Wußten die denn gar nicht, wie gefährlich so etwas war? Sie spannte ihren Schirm auf.
    Ein Druck auf einen Schalter, und plötzlich blendeten hinten zwei Scheinwerfer auf, schnitten mitten durch das Getümmel und blendeten die Angreifer. Ein Pistolenschuß folgte – dann ein zweiter und dritter. Etwas Maschinengewehrartiges begann zu knattern. Die Einheimischen öffneten eine Gasse, um ihren Anführer durchzulassen, und der große Wagen rumpelte langsam vorwärts. Vorn saß Sir George, die linke Hand am Steuerrad, die Rechte lag im offenen Fenster und feuerte aus der Startpistole Platzpatronen ab, während neben ihm Lady Colveden kurze knallende Stöße auf einer hölzernen Rassel von sich gab.
    Die Bande aus Ashford war ehrlich entrüstet. Anonym und im Dunkeln zu kämpfen, wenn man an Zahl und Waffen überlegen ist, das machte Spaß. Der Spaß hörte jedoch auf, wenn man auf einmal im Licht stand und sah, daß der Gegner erhebliche Verstärkung mit besseren Waffen erhalten hat. Ganz und gar unfair so was. Messer, Schlagringe und schwere Fahrradketten wie sonstige ehrenwerte Kampfmittel der Ganoven – alles o. k. Bewaffnete Gegenwehr auf der anderen Seite war gegen die Spielregeln.
    Als die ersten zögerten, gaben andere nach. Einige liefen zu ihren Wagen und Mopeds. Der Aufbrach wurde zur Flucht und die Flucht zur Panik, als sie merkten, daß es kein Entkommen gab, denn die Straße herab rollten langsam und majestätisch fünf Polizeiwagen, einer voran, die anderen je zwei und zwei dahinter. Männer sprangen heraus, blieben auf den Gehsteigen stehen und versperrten den Weg. Jetzt nahmen die Eindringlinge eine andere Haltung an. In mürrischem Schweigen blieben sie stehen und warteten das Weitere ab. Was kam, war klar: Sie würden es ihren Verteidigern vor Gericht überlassen, die nötigen Erklärungen abzugeben: wie man sie bedrängt und mißverstanden habe, wie sie nichts anderes getan als sich verteidigt hatten, wie es ihr einziges Bestreben gewesen sei, den Kampf zu beenden, den man ihnen aus völlig unerfindlichen Gründen aufgezwungen habe.
    Nur ein Zwischenfall störte den Aufmarsch des Gesetzes: Miss Wicks sah aus Richtung Ashford neue Wagen kommen und bemerkte im Eifer das Blaulicht zu spät: Sie hob den Schlauch und schoß einen starken Wasserstrahl auf die Windschutzscheibe des ersten Wagens, der daraufhin mit Sir George Colvedens Wagen zusammenstieß. Blaß vor Wut sprang Brinton heraus.
    Zusammen mit Delphick nahm er dann die Aufräumarbeiten in die Hand. Ein Krankenwagen kam, und ein Lastwagen nahm die gesamte >Strecke< auf. Einheimische Verwundete wurden in Dr. Knights Klinik gebracht. Die Heerführer – einschließlich Sir George – schritten das Schlachtfeld ab und schätzten die Höhe der Schäden ab.
    Ein leichter Sprühregen fiel. Lady Colveden blickte auf, runzelte die Stirn und sah sich um, dann stieg sie aus dem Wagen und ging über die Straße. Sie nahm Miss Wicks den Schlauch aus der Hand, drehte die Düse ab und gab ihn zurück. Der Sprühregen hatte aufgehört.
    Foxon trat zu Brinton heran und erstattete Bericht.
    »Ich hab’ den Jungen gefunden, Sir. Er liegt hinten in Miss Seetons Garten – sie hat ihn mit der Walze am Boden festgepinnt. Sieht übel aus – ich glaube, das Bein ist hin.«
    »Gut – wir werden ihn abholen.« Brinton musterte seinen Untergebenen: Das eine Hosenbein war verschwunden, das andere zerrissen; der nackte Oberkörper trug eine Schärpe aus zerfetzten Lederstreifen und rotrosa Stoffetzen. »Wie kommen Sie dazu, hier splitternackt auf der Straße rumzutanzen?« fragte er grollend. Foxon öffnete den Mund. Ein Zahn fehlte. »Schon gut«, sagte Brinton eilig. Er rief einen der Polizeiwagenfahrer und wies auf Foxon. »Hier – bringen Sie dieses Überbleibsel schleunigst ins Krankenhaus, und sehen Sie zu, daß er versorgt
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