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Miss Marples letzte Fälle

Miss Marples letzte Fälle

Titel: Miss Marples letzte Fälle
Autoren: Agatha Christie
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wieder am Schreibtisch!«
    Sybil ging hinunter und trat in den Anproberaum. Die Puppe saß in der gleichen Haltung am Schreibtisch wie zuvor.
    »Du weißt wohl genau, was du willst, was?«, sagte Sybil zu ihr.
    Dann nahm sie sie ohne weiteres Federlesen hoch und setzte sie wieder aufs Sofa.
    »Da ist dein Platz, mein Mädchen«, sagte sie. »Da bleibst du.«
    Sie ging in das Zimmer gegenüber.
    »Miss Coombe.«
    »Ja, Sybil?«
    »Hier treibt tatsächlich jemand einen Schabernack mit uns. Diese Puppe saß doch schon wieder am Schrei b tisch.«
    »Wer, glauben Sie, setzt sie dorthin?«
    »Es muss eins von den drei Mädels oben sein. Findet das Ganze wohl wunders wie spaßig. Natürlich werden sie alle Stein und Bein schwören, dass sie es nicht gew e sen sind.«
    »Wer ist es, was glauben Sie – Margaret?«
    »Nein, nicht Margaret. Das glaube ich nicht. Sie sah selbst ganz merkwürdig aus, als sie hereinkam und es mir sagte. Ich tippe auf diese ewig kichernde Marlene.«
    »Auf jeden Fall ist es sehr albern, so etwas zu tun.«
    »Allerdings – idiotisch«, sagte Sybil. »Aber«, fügte sie grimmig hinzu, »ich werde der Sache ein Ende bereiten.«
    »Wie wollen Sie das anfangen?«
    »Warten Sie es ab.«
    An diesem Abend sperrte Sybil beim Weggehen den Anproberaum von außen ab.
    »Ich sperre diese Tür jetzt zu«, verkündete sie, »und nehme den Schlüssel mit.«
    »Ach, ich verstehe«, meinte Alicia leicht belustigt. »Sie fangen an zu glauben, ich selber sei es gewesen, nicht wahr? Sie glauben, ich sei so zerstreut, dass ich hineing e he, um etwas zu schreiben, aber statt meiner die Puppe an den Schreibtisch setze, damit sie für mich schreibt. Ist das Ihre Vorstellung? Und dass ich hinterher das Ganze ve r gesse?«
    »Nun ja, es wäre eine Möglichkeit«, räumte Sybil ein. »Auf jeden Fall werde ich dafür sorgen, dass heute Nacht hier kein alberner Schabernack getrieben wird.«
    Am nächsten Morgen ging Sybil nach ihrer Ankunft als Allererstes in den Anproberaum. Entschlossen sperrte sie die Tür auf und marschierte hinein. Mrs Groves wartete bereits, Besen und Staublappen in der Hand, mit gekrän k ter Miene im Treppenhaus.
    »So, jetzt werden wir mal sehen!«, sagte Sybil.
    Dann zuckte sie zusammen und zog scharf die Luft ein.
    Die Puppe saß am Schreibtisch.
    »Puh!«, flüsterte Mrs Groves hinter ihr. »Das ist direkt unheimlich! Jawohl! Aber, aber, Mrs Fox, Sie sehen ja ganz blass aus, als ob Ihnen übel wäre. Ein Schnäpschen, das würde Ihnen jetzt guttun. Wissen Sie, ob Miss Coombe ein Schlückchen oben hat?«
    »Mir fehlt nichts«, sagte Sybil abwehrend.
    Sie ging auf die Puppe zu, hob sie vorsichtig hoch und trug sie durchs Zimmer.
    »Da hat Ihnen schon wieder einer ‘ nen dummen Streich gespielt«, meinte Mrs Groves.
    »Ich verstehe nicht, wie sie das diesmal fertiggebracht haben sollen«, sagte Sybil langsam. »Ich habe diese Tür gestern Abend abgesperrt. Sie wissen ja selbst, dass ni e mand hinein konnte.«
    »Vielleicht hat noch jemand ‘ nen Schlüssel«, wandte Mrs Groves ein.
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Sybil. »Wir haben uns bisher nie die Mühe gemacht, diese Tür abzuschli e ßen. Es ist einer von diesen altmodischen Schlüsseln, und es gibt nur einen davon.«
    »Vielleicht passt der andere Schlüssel auch – der von der Tür gegenüber.«
    Nacheinander probierten sie sämtliche Schlüssel im A telier aus, aber keiner passte in die Tür zum Anprob e raum.
    »Es ist wirklich rätselhaft«, bemerkte Sybil, als sie später zusammen beim Mittagessen saßen.
    Alicia Coombe sah beinahe erfreut aus.
    »Meine Liebe«, sagte sie, »ich finde es einfach fanta s tisch. Ich meine, wir sollten es diesen PSI-Leuten mitte i len. Wissen Sie, vielleicht schicken die uns einen Prüfer – ein Medium oder so jemanden –, um festzustellen, ob an dem Zimmer irgendetwas Besonderes ist.«
    »Es scheint Sie gar nicht zu stören«, sagte Sybil.
    »Ach, in gewisser Weise macht es mir sogar Spaß«, e r klärte Alicia Coombe. »Wissen Sie, in meinem Alter fi n det man es ganz lustig, wenn etwas geschieht! Trotzdem – nein«, fügte sie nachdenklich hinzu, »eigentlich gefällt es mir doch nicht so sehr. Ich meine, diese Puppe nimmt sich allmählich wirklich zu viel heraus, nicht wahr?«
    An diesem Abend sperrten Sybil und Alicia Coombe die Tür abermals von außen ab.
    »Ich glaube noch immer«, sagte Sybil, »dass man uns vielleicht doch an der Nase herumführt, wenn ich auch nicht recht einsehe,
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