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Miss Marples letzte Fälle

Miss Marples letzte Fälle

Titel: Miss Marples letzte Fälle
Autoren: Agatha Christie
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erwiderte Sybil. »Miss Coombe hat sie vom Schreibtisch weggenommen und wieder aufs Sofa gelegt. Also – « Sie machte eine kurze Pause. »Ich meine nach wie vor, es muss sie jemand auf den Stuhl vor den Schreibtisch gesetzt haben – fand das wohl witzig, nehme ich an. Und – und ich verstehe nicht, warum die Betreffende das nicht zugeben will.«
    »Ich hab ’ s Ihnen schon zweimal gesagt, Mrs Fox«, e r klärte Margaret. »Ich sehe nicht ein, wieso Sie uns imme r zu vorwerfen, wir würden lügen. Keine von uns würde so etwas Dummes tun.«
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Sybil rasch. »Ich wollte euch nicht kränken. Aber – aber wer könnte es bloß sonst gewesen sein?«
    »Vielleicht ist sie aufgestanden und selber dorthin g e gangen.« Marlene kicherte.
    Aus irgendeinem Grund hörte Sybil diese Erklärung nicht gern.
    »Ach, ist ja sowieso alles Unfug«, rief sie und ging wi e der die Treppe hinunter.
    Alicia Coombe kramte leise summend im Zimmer he r um, als Sybil hereinkam.
    »Ich habe schon wieder meine Brille verlegt«, verkünd e te sie, »aber eigentlich schadet es nichts. Ich will mome n tan gar nichts sehen. Das Dumme ist dabei freilich, wenn man so blind ist wie ich, dass, wenn man seine Brille ve r legt und keine andere hat, die man aufsetzen kann, um sie wiederzufinden, man sie nicht wiederfinden kann, weil man sie nicht sieht.«
    »Ich suche sie Ihnen«, versprach Sybil. »Eben hatten Sie sie ja noch.«
    »Ich war kurz nebenan, als Sie nach oben gingen. Wah r scheinlich habe ich sie mit hinübergenommen.«
    Sie ging in das andere Zimmer hinüber.
    »So etwas Lästiges«, rief Alicia Coombe. »Ich möchte die Abrechnungen fertig durchgeben. Aber wie kann ich das, wenn ich meine Brille nicht habe.«
    »Ich laufe hinauf und hole Ihnen Ihre Ersatzbrille aus dem Schlafzimmer«, schlug Sybil vor.
    »Ich habe im Moment keine Ersatzbrille.«
    »Nanu, was ist denn damit passiert?«
    »Tja, ich glaube, ich hab sie gestern liegen gelassen, als ich beim Lunch war. Ich hab schon dort angerufen und in den beiden Geschäften, in denen ich war, auch.«
    »Du liebe Zeit!«, rief Sybil. »Sie werden sich wohl drei Brillen anschaffen müssen.«
    »Wenn ich drei Brillen hätte«, entgegnete Alicia Coo m be, »dann würde ich bestimmt mein ganzes Leben damit zubringen, nach der einen oder anderen zu suchen. Nein, ich glaube wirklich, es ist am besten, nur eine einzige zu haben. Dann muss man solange suchen, bis man sie fi n det.«
    »Na, irgendwo wird sie schon sein«, sagte Sybil. »Sie sind ja außer in diesen beiden Räumen nirgends gewesen. Hier ist sie bestimmt nicht, also müssen Sie sie drüben im Anproberaum verlegt haben.«
    Sie ging hinüber und schaute sich überall gründlich um. Schließlich, als letzte Möglichkeit, hob sie die Puppe vom Sofa auf.
    »Ich hab sie«, rief sie.
    »Oh, wo war sie, Sybil?«
    »Unter unserer liebreizenden Puppe. Wahrscheinlich haben Sie sie dort hingelegt, als Sie die Puppe wieder aufs Sofa setzten.«
    »Das habe ich nicht. Ich bin ganz sicher.«
    »Oh«, rief Sybil gereizt, »dann hat sie wohl die Puppe genommen und vor Ihnen versteckt.«
    »Wissen Sie«, sagte Alicia, während sie die Puppe nac h denklich betrachtete, »eigentlich würde ich ihr das direkt zutrauen. Sie sieht sehr intelligent aus, finden Sie nicht, Sybil?«
    »Ich glaube nicht, dass mir ihr Gesicht gefällt. Sie sieht aus, als wüsste sie etwas, was wir nicht wissen.«
    »Finden Sie nicht, dass sie irgendwie traurig und süß aussieht?«, fragte Alicia Coombe bittend, aber ohne Ü berzeugung.
    »Ich finde sie nicht im Geringsten süß«, erwiderte Sybil unwirsch.
    »Nein… vielleicht haben Sie Recht… Na gut, machen wir weiter. Lady Lee wird in zehn Minuten hier sein. Ich will nur eben noch diese Rechnungen fertig machen und zur Post geben.«
    »Mrs Fox! Mrs Fox!«
    »Ja, Margaret?«, fragte Sybil. »Was gibt’s?«
    Sybil stand über einen Tisch gebeugt und war damit b e schäftigt, ein Stück Satin zuzuschneiden.
    »Oh, Mrs Fox, es ist schon wieder diese Puppe. Ich h a be das braune Kleid runtergebracht, wie Sie mir aufgetr a gen haben, und da sitzt die Puppe schon wieder am Schreibtisch. Und ich war das nicht – keine von uns war ’ s. Bitte, Mrs Fox, wir würden so etwas bestimmt nicht machen.«
    Sybils Schere rutschte ein Stück zur Seite.
    »Da«, rief sie ärgerlich. »Sehen Sie nur, was jetzt passiert ist. Na ja, ist wohl nicht so arg. Also, was ist mit der Pu p pe?«
    »Sie sitzt schon
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