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Miss Marples letzte Fälle

Miss Marples letzte Fälle

Titel: Miss Marples letzte Fälle
Autoren: Agatha Christie
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Miss Marple.
    »Die ganze Geschichte ist erfunden. Es hat nie eine Missionarin gegeben. Das kann nur eine verschlüsselte Botschaft sein.«
    »Meine Lieben, es ist wirklich nicht nötig, die ganze S a che so kompliziert zu sehen. Ihr Onkel war im Grund ein einfacher Mensch. Nur seinen kleinen Spaß wollte er h a ben, das ist alles.«
    Zum ersten Mal zollten sie ihr ungeteilte Aufmerksa m keit.
    »Wie meinen Sie das, Miss Marple?«, erkundigte sich Charmian.
    »Ich meine, mein Kind, dass sie das Geld in diesem A u genblick in Ihren Händen halten.«
    Charmian starrte auf die Briefe.
    »Die Schlussformel, mein Kind. Sie verrät alles. Das Rezept ist, wie gesagt nur ein Hinweis. Was ist es denn in Wirklichkeit? Am Schluss steht es klar und deutlich. Ein Schmarren! Mit anderen Worten, Quatsch! Es ist also klar, dass die Briefe das Wichtige sind. Die Schlussformel, die in allen Briefen die gleiche ist: Ich grüße Dich aus der Ferne und werde Dir immer gut sein! Und das nun im Zusammenhang mit dem, was Ihr Onkel tat, kurz bevor er starb. Er berührte seine Augen, sagten Sie, und machte sie weit auf, als blickte er in die Ferne. Na bitte – da h a ben Sie ’ s. Das ist der Hinweis auf die Lösung des Rä t sels.«
    »Sind wir verrückt, oder sind Sie es?«, fragte Charmian.
    »Aber mein Kind, Sie kennen doch gewiss das Spric h wort: Warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah!«
    Edward stieß einen unterdrückten Schrei aus und blic k te auf den Brief in seiner Hand.
    »Ich grüße Dich aus der Ferne und bin Dir immer gut!«
    »Richtig, Mr Rossiter. Wie Sie eben selbst sagten, hat es diese treue Geliebte nie gegeben. Die Briefe wurden von Ihrem Onkel geschrieben, und ich könnte mir denken, dass er viel Spaß dabei gehabt hat. Die Schrift auf den Umschlägen ist, wie Sie ebenfalls bemerkten, viel älter – die Umschläge können gar nicht zu den Briefen gehören, weil der Poststempel auf dem, den Sie in der Hand ha l ten, von achtzehnhunderteinundfünfzig ist.«
    Sie machte eine Pause.
    »Achtzehnhunderteinundfünfzig«, sagte sie dann mit Nachdruck. »Das erklärt doch wohl alles.«
    »Mir nicht«, versetzte Edward.
    »Ja, natürlich«, meinte Miss Marple. »Mir würde es wahrscheinlich auch nichts sagen, wenn nicht mein Großneffe Lionel wäre. Ein reizender Junge, wirklich, und ein leidenschaftlicher Briefmarkensammler. Er kennt sich auf diesem Gebiet glänzend aus. Von ihm habe ich erfahren, dass es ganz besonders seltene und wertvolle Briefmarken gibt, und er erzählte mir, dass ein ganz fa n tastischer neuer Fund zur Versteigerung gekommen sei. Ich erinnere mich besonders an eine Briefmarke, die er erwähnte – eine blaue Zwei-Cent-Marke von achtzeh n hunderteinundfünfzig. Sie erzielte an die fünfundzwa n zigtausend Dollar, glaube ich. Stellen Sie sich das vor! Ich denke mir, dass auch die anderen Marken besonders se l tene und wertvolle Exemplare sind. Ihr Onkel hat zwe i fellos über einen Händler gekauft und darauf geachtet ›seine Spuren zu verwischen‹, wie es in Detektivgeschic h ten immer heißt.«
    Edward stöhnte. Er ließ sich in einen Sessel fallen und schlug die Hände vor sein Gesicht.
    »Was ist denn los?«, fragte Charmian.
    »Nichts. Mir ist nur eben der entsetzliche Gedanke g e kommen, dass wir diese Briefe taktvoll verbrannt hätten, wenn nicht Miss Marple gewesen wäre.«
    »Ja, ja«, meinte Miss Marple, »das machen sich diese a l ten Herren, die so gern Schabernack treiben, niemals klar. Ich erinnere mich, dass Onkel Henry einmal seiner Lie b lingsnichte zu Weihnachten eine Ein-Pfund-Note schic k te. Er steckte sie in eine Weihnachtskarte, klebte die Ka r te zusammen und schrieb darauf, ›In Liebe und mit den besten Wünschen. Leider reicht es in diesem Jahr nicht zu mehr.‹
    Das arme Ding war ziemlich verärgert über seinen scheinbaren Geiz und warf die Karte in ihrem Zorn gleich ins Feuer; da musste er ihr natürlich noch einen Schein schicken.«
    Edwards Gefühle Onkel Henry gegenüber hatten eine schlagartige Wandlung durchgemacht.
    »Miss Marple«, sagte er, »ich hole jetzt eine Flasche Champagner herauf, und dann trinken wir alle auf das Wohl Ihres Onkel Henry.«

Die Stecknadel
     
    M iss Politt nahm den Türklopfer und pochte wohl erz o gen an die Tür des kleinen Hauses. Nach einer diskreten Pause klopfte sie noc h mals. Das Paket unter ihrem Arm verrutschte ein wenig, und sie schob es wieder in die ric h tige Lage. Im Inneren des Päckchens befand sich Mrs
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