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Miss Marples letzte Fälle

Miss Marples letzte Fälle

Titel: Miss Marples letzte Fälle
Autoren: Agatha Christie
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fällt in di e sem Zusammenhang meine Freundin, Mrs Eldritch, ein. Sie hatte ein wirklich nettes kleines Dienstmädchen, das das Linoleum immer auf Hochglanz bohnerte; aber sie war so gründlich, dass sie den Boden im Badezimmer zu heftig bohnerte, und als Mrs Eldritch aus der Wanne stieg, da rutschte die Matte unter ihren Füßen weg, und sie stürzte äußerst unglücklich und brach sich das Bein. Es war wirklich sehr dumm, weil die Badezimmertür n a türlich abgeschlossen war. Der Gärtner musste erst eine Leiter holen und durch das Fenster einsteigen. Schrec k lich peinlich für Mrs Eldritch, wie Sie sich vorstellen können.«
    Edward trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Verzeihen Sie«, sagte Miss Marple hastig. »Ich komme immer so leicht vom Hundertsten ins Tausendste, ich weiß. Aber eines erinnert einen eben an das andere. Und manchmal ist das eine Hilfe. Ich wollte damit eigentlich nur sagen, wenn wir uns vielleicht bemühen, unser G e hirn anzustrengen, und uns überlegen, ob es nicht einen Ort gibt – «
    »Tun Sie das, Miss Marple«, fiel ihr Edward gereizt ins Wort. »In meinem Gehirn und in Charmians ist inzw i schen nur noch gähnende Leere.«
    »Sie Ärmster. Natürlich – für Sie ist das alles höchst verdrießlich. Wenn Sie nichts dagegen haben, sehe ich diesen Haufen da einmal durch.« Sie wies auf die Papiere auf dem Tisch. »Das heißt natürlich, wenn nichts Persö n liches darunter ist. Ich möchte nicht den Eindruck erw e cken, dass ich schnüffle.«
    »Nein, nein, sehen Sie sich die Papiere ruhig an. Ich fürchte nur, Sie werden da auch nichts finden.«
    Sie setzte sich an den Tisch und arbeitete sich mit M e thode durch den Stoß von Unterlagen. Automatisch so r tierte sie die Papiere in mehrere ordentliche kleine Häu f chen. Als sie das letzte Blatt aus der Hand gelegt hatte, saß sie ein paar Minuten lang stumm da und starrte auf die säuberlichen Häufchen, die vor ihr lagen.
    Nicht ohne einen Anklang von Boshaftigkeit fragte Edward: »Nun, Miss Marple?«
    Mit einem kleinen Zusammenzucken fuhr Miss Marple aus ihrer Versunkenheit.
    »Entschuldigen Sie. Das war äußerst nützlich.«
    »Sie haben etwas entdeckt, das von Belang ist?«
    »Nein, nein, das nicht, aber ich glaube jetzt zu wissen, was für ein Mensch Ihr Onkel Matthew war. Ich habe den Eindruck, er war meinem eigenen Onkel Henry zie m lich ähnlich. Er hatte eine Schwäche für recht banale Scherze. Ein Junggeselle offensichtlich – würde mich interessieren, wieso – vielleicht eine frühe Enttäuschung? Bis zu einem gewissen Grad genau und methodisch, aber mit einer Abneigung dagegen, sich festzulegen – das ist bei vielen Junggesellen so.«
    Hinter Miss Marples Rücken tippte sich Charmian an die Stirn. Sie ist plemplem, gab sie Edward zu verstehen.
    Miss Marple erzählte derweilen munter weiter von i h rem verstorbenen Onkel Henry.
    »Er hatte eine Vorliebe für Wortspiele. Und es gibt Leute, die Wortspiele einfach hassen. Solche Wortspiele können natürlich auch enervierend sein. Er war ebenfalls ein misstrauischer Mensch. Dauernd verdächtigte er die Hausangestellten, ihn zu bestehlen. Manchmal war das natürlich tatsächlich der Fall, aber nicht immer. Und di e ses Misstrauen verschlimmerte sich immer mehr. Der Arme war am Ende so weit, dass er das Personal verdäc h tigte, sein Essen zu vergiften. Er aß nur noch harte g e kochte Eier. In ein hartes Ei könnte niemand etwas hi n einmanipulieren, sagte er immer. Und dabei war er früher ein so lebensfroher Mensch. Wie hat er seinen Kaffee nach dem Essen immer genossen! ›Dieser Kaffee schmeckt nach Meer‹, pflegte er zu sagen, womit er wi s sen lassen wollte, dass er mehr haben wollte, verstehen Sie.«
    Edward hatte das Gefühl, dass er aus der Haut fahren würde; wenn er sich noch weitere Anekdoten über Onkel Henry anhören müsste.
    »Junge Menschen hatte er gern«, fuhr Miss Marple fort, »aber er hatte eine Vorliebe dafür, sie zu necken. Er machte sich zum Beispiel einen Spaß daraus, eine Tüte Bonbons an einen Platz zu legen, wo die Kinder sie zwar sehen, aber nicht erreichen konnten.«
    Charmian vergaß alle Höflichkeit und sagte: »Er muss ein grässlicher Mensch gewesen sein.«
    »Aber nein, mein Kind, nur ein verschrobener alter Junggeselle, der an Kinder nicht gewöhnt war. Und dumm war er ganz und gar nicht. Er hatte immer zie m lich viel Geld im Haus, und deshalb ließ er einen Safe einbauen. Er machte großen Wirbel darum, erklärte
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