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Miss Marples letzte Fälle

Miss Marples letzte Fälle

Titel: Miss Marples letzte Fälle
Autoren: Agatha Christie
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einer argen Klemme. Jane sagte, wenn wir zu ihrem Fest kämen, würde sie uns mit jemanden bekannt machen, der uns – der bereit wäre – «
    Edward kam ihr zu Hilfe. »Jane hat uns erzählt, dass Sie eine wahre Meisterdetektivin sind, Miss Marple.«
    Die Augen der alten Dame blitzten, doch sie wehrte b e scheiden ab. »Aber nein, nein! Nichts dergleichen. Doch wenn man auf dem Dorf lebt, wie ich, dann kann man gar nicht umhin, die Menschen kennen zu lernen. Sie haben mich neugierig gemacht. Erzählen Sie mir von Ihren Schwierigkeiten.«
    »Die Sache ist ziemlich banal, fürchte ich – es geht nur um einen vergrabenen Schatz«, erklärte Edward.
    »Tatsächlich? Aber das klingt ja höchst aufregend.«
    »Ich weiß. Wie Die Schatzinsel. Nur fehlt unserem Problem das übliche romantische Beiwerk. Keine Karte, auf der die Fundstelle durch einen Totenschädel mit g e kreuzten Knochen gekennzeichnet ist; keinerlei Ric h tungsangaben wie vier Schritte nach links, Westnordwest. Es ist ein ganz prosaisches Problem – wo sollen wir gr a ben?«
    »Haben Sie denn überhaupt schon einen Versuch g e macht?«
    »Das kann man wohl sagen! Wir haben ungefähr zwei Morgen Land umgegraben. Wir brauchen nur noch G e müse anzupflanzen, dann haben wir den schönsten Nut z garten.«
    »Möchten Sie wirklich die ganze Geschichte hören?«, fragte Charmian ziemlich unvermittelt.
    »Aber natürlich, mein Kind.«
    »Dann suchen wir uns doch ein stilles Eckchen. Kommt!« Sie ging voraus durch den mit Menschen gefül l ten, rauchgeschwängerten Raum, und sie folgten ihr die Treppe hinauf in einen kleinen Salon im zweiten Stoc k werk.
    Als sie sich gesetzt hatten, begann Charmian ohne U m schweife: »Also, die Sache ist so! Die Geschichte dreht sich um Onkel Matthew. Er war unser Onkel – oder vielmehr Großonkel. Er erreichte ein wahrhaft biblisches Alter. Edward und ich waren seine einzigen Verwandten. Er hatte uns gern und erklärte immer, wenn er eines T a ges sterben sollte, würde er uns sein Geld hinterlassen. Nun ist er also im vergangenen März gestorben und ve r fügte, dass sein gesamtes Vermögen zu gleichen Teilen an Edward und mich gehen sollte. So, wie ich das jetzt erkl ä re, klingt es ziemlich kaltschnäuzig. Ich will nicht sagen, dass wir uns freuten, als er starb. Wir hatten ihn nämlich wirklich gern. Aber er war vor seinem Tod schon zie m lich lange krank gewesen.
    Kurz und gut, das gesamte Vermögen, das er uns hi n terließ, war praktisch gar nichts. Und das war, offen g e sagt, ein ziemlicher Schlag für uns, nicht wahr, Edward?«
    Der liebenswürdige Edward stimmte zu. »Ja«, erklärte er, »wir hatten nämlich ein bisschen mit dem Geld g e rechnet. Ich meine, wenn man weiß, dass man etwas Geld zu erwarten hat, dann – na ja, dann strampelt man sich nicht unbedingt ab, um selbst etwas auf die Beine zu bringen. Ich bin beim Militär, und abgesehen von me i nem Sold habe ich keine großen Besitztümer. Charmian hat keinen Penny. Sie arbeitet als Spielleiterin bei einem Repertoiretheater; das ist interessant, und es macht ihr Spaß, aber reich werden kann man dabei nicht. Für uns stand fest, dass wir eines Tages heiraten würden, aber die finanzielle Seite machte uns keine Sorgen, weil wir beide wussten, dass wir irgendwann ganz hübsch was erben würden.«
    »Und jetzt stehen wir da«, sagte Charmian. »Das Schlimmste ist, dass wir wahrscheinlich Ansteys – das ist der Familienbesitz, und Edward und ich lieben ihn – ve r kaufen müssen. Die Vorstellung ist uns beiden unerträ g lich. Aber wenn wir Onkel Matthews Geld nicht finden, dann müssen wir ihn verkaufen.«
    »Charmian«, mischte sich Edward ein, »zum entsche i denden Punkt sind wir immer noch nicht gekommen.«
    »Hm, ja, dann erzähl du doch weiter.«
    Edward wandte sich an Miss Marple. »Sehen Sie, es ist folgendermaßen. Mit zunehmendem Alter wurde Onkel Matthew immer misstrauischer. Es kam so weit, dass er niemand mehr vertraute.«
    »Sehr klug von ihm«, stellte Miss Marple fest. »Die Ve r derbtheit der menschlichen Natur ist unglaublich.«
    »Kann sein, dass Sie Recht haben. Jedenfalls war Onkel Matthew dieser Auffassung. Er hatte einen Freund, der sein Geld bei einem Bankkrach verlor; ein anderer seiner Freunde wurde von einem betrügerischen Anwalt um sein Vermögen gebracht, und er selbst verlor einiges Geld, als er in eine Schwindelfirma investierte. Am Schluss jedenfalls pflegte er des langen und breiten zu erklären, das einzig Sichere und
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