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Miss Marples letzte Fälle

Miss Marples letzte Fälle

Titel: Miss Marples letzte Fälle
Autoren: Agatha Christie
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Moss.«
    Der Hauptwachtmeister ging mit dem Koffer in den Bahnhof zurück. »Ich gehe nur rasch in die Gepäckabfe r tigung, George«, sagte er zu dem Beamten an der Sperre.
    Der Hauptwachtmeister Abel legte den Koffer auf das Bord der Gepäckabfertigung und ließ die beiden Schlö s ser aufschnappen, die nicht verschlossen waren. Bunch und Mr Edwin Moss standen neben ihm und warfen sich giftige Blicke zu.
    »Also!«, sagte der Hauptwachtmeister Abel, als er den Deckel hochhob.
    Säuberlich gefaltet lag ein langer Tweedmantel mit e i nem Biberkragen darin, zwei wollene Pullover und ein Paar abgetragene Schuhe.
    »Genau, wie Sie sagten, Madam«, sagte der Haup t wachtmeister zu Bunch.
    Niemand hätte Mr Edwin Moss nachsagen können, dass er mit seinen Gefühlen hinter dem Berge hielt, seine Enttäuschung und seine Verwunderung waren echt und groß.
    »Ich muss mich entschuldigen«, sagte er. »Ich muss mich wirklich entschuldigen. Bitte glauben Sie mir, meine liebe Dame, wenn ich Ihnen versichere, wie leid es mir tut. Mein Benehmen war unverzeihlich – ganz unverzei h lich.« Er sah auf seine Uhr. »Ich muss mich beeilen. Wahrscheinlich ist mein Koffer im Zug geblieben.« I n dem er noch einmal seinen Hut zog, sagte er mit schme l zender Stimme zu Bunch: »Verzeihen Sie mir, ach, bitte, verzeihen Sie mir«, und eilte davon.
    »Lassen Sie ihn denn so einfach weglaufen?«, fragte Bunch in verschwörerischem Flüsterton den Haup t wachtmeister.
    Der kniff langsam eines seiner Ochsenaugen zu.
    »Er wird nicht weit kommen, Madam«, sagte er, »wenn Sie meine Meinung wissen wollen.«
    »Oh!« Bunch war offensichtlich erleichtert.
    Der Hauptwachtmeister fuhr fort: »Diese alte Dame hat mich angerufen, die vor ein paar Jahren einmal hier war. Eine großartige Frau, nicht? Den ganzen Tag über hat sich hier allerhand getan. Würde mich nicht wundern, wenn morgen Früh der Inspektor oder der Sergeant zu Ihnen käme.«
     
    Es war der Inspektor, der kam, Inspektor Craddock, an den sich Miss Marple so gut erinnerte. Er begrüßte Bunch mit einem Lächeln wie ein alter Freund.
    »Wieder mal ein Verbrechen in Chipping Cleghorn«, sagte er munter. »Es mangelt Ihnen hier nicht an Sensat i onen, was, Mrs Harmon?«
    »Mir wäre weniger noch lieber«, sagte Bunch. »Sind Sie gekommen, um mir Fragen zu stellen, oder wollen Sie mir zur Abwechslung einmal etwas erzählen?«
    »Zuerst werde ich Ihnen etwas erzählen«, sagte der I n spektor. »Um es Ihnen gleich vorweg zu sagen: Auf Mr und Mrs Eccles haben wir schon eine ganze Zeit lang ein Auge geworfen. Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie in verschiedene Raubüberfälle verwickelt sind. Übr i gens hat Mrs Eccles wirklich einen Bruder mit Namen Sandbourne, der erst kürzlich aus Amerika zurückg e kommen ist. Dieser Mann, den Sie sterbend auf den A l tarstufen gefunden haben, ist tatsächlich nicht Sandbou r ne.«
    »Ich wusste, dass er es nicht war«, sagte Bunch. »Sein Vorname war Walter, nicht William, wie die Eccles ihn immer nannten.«
    Der Inspektor nickte. »Sein Name war Walter St. John, und er war gerade vor achtundvierzig Stunden aus dem Gefängnis Charington entflohen.«
    »Ja, natürlich«, sagte Bunch leise zu sich selbst. »Er wurde von Gesetzes wegen verfolgt, und er suchte hier Schutz, darum seine Worte ›Kirchliches Asyl‹.« Dann fragte sie: »Was hat er denn getan?«
    »Dazu muss ich weit ausholen. Die Geschichte ist zie m lich kompliziert. Vor einigen Jahren gab es eine gewisse Tänzerin, die in der Music Hall engagiert war. Ich nehme nicht an, dass Sie jemals von ihr gehört haben, aber sie trat als orientalische Tänzerin auf, und zwar nannte sich ihre Nummer ›Aladin im Juwelenkeller‹. Dazu trug sie kleine Glasperlengehänge und nicht viel mehr.
    Ich glaube, sie war keine besonders gute Tänzerin, aber sie war sehr anziehend. Jedenfalls lief ihr eine asiatische Königliche Hoheit über den Weg. Unter anderem gab dieser Mann ihr ein prachtvolles Smaragdkollier.«
    »Etwa die historischen Juwelen eines Radscha?«, flüste r te Bunch. Inspektor Craddock hüstelte: »Nun ja, vielleicht eine etwas modernere Version, Mrs Harmon. Die Affäre dauerte nicht sehr lange. Sie brach ab, als die Aufmer k samkeit unseres Potentaten von einem gewissen Filmstar in Anspruch genommen wurde, der nicht ganz so b e scheiden war.
    Zobeida, um die Tänzerin bei ihrem Künstlernamen zu nennen, trug das Kollier, und nach kurzer Zeit wurde es ihr gestohlen. Es verschwand aus der
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