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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz
Autoren: DEB MARLOWE
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vorsichtig vorgehen.“
    „Sonst kommt es womöglich zu Unruhen“, stimmte Mrs. Beecham ihm zu. „Wir haben nicht vergessen, wie die Bevölkerung von Blagdon sich gegen Hannah Mores angeblich gefährliche Sonntagsschule gestellt hat.“
    „Wir werden auf jeden Fall vorsichtig sein“, erklärte Lady Ashford. „Und Sie, meine Liebe“, sie wandte sich an Lily, „haben nun sicher verstanden, warum es besser ist, wenn Sie daheim bleiben.“
    Sie senkte den Kopf. Was war nur mit ihr los? Sie kannte Mr. Alden kaum und fühlte sich doch von ihm verraten.
    „Aber es ist doch gewiss nicht besser für die junge Dame, mit der Postkutsche nach Dorset geschickt zu werden, als in der Begleitung zweier erfahrener Damen durch Surrey zu reisen“, rief Jack.
    Lily hob den Blick.
    „Wäre es nicht ratsam, ihr zu gestatten, ihren Aufenthalt in London zu verlängern?“
    In diesem Moment vergab sie diesem merkwürdigen Mann alles, was er zuvor gesagt hatte.
    „Im gleichen Haushalt mit einem alleinstehenden Gentleman zu leben ist in London ebenso gefährlich wie in Surrey“, stellte Mrs. Beecham kühl fest.
    „Vielleicht könnte ich bei den Bartleighs wohnen“, schlug Lily vor. Und als sie Lady Ashfords fragend hochgezogene Augenbrauen bemerkte, setzte sie hinzu: „Mr. und Mrs. Bartleigh sind alte Freunde von uns. Sie beabsichtigen, in nächster Zeit ein paar Wochen in London zu verbringen.“
    „Mrs. Bartleigh will sich hier ärztlich behandeln lassen“, stellte ihre Mutter klar. „Du kannst unmöglich bei ihnen bleiben.“
    „Aber nichts spricht dagegen, dass Ihre Tochter zu mir zieht“, meinte Lady Dayle. „Bitte, geben Sie Ihre Einwilligung, Mrs. Beecham. Ich würde mich so über die Gesellschaft einer jungen Dame freuen. Ihre Tochter könnte mir mehr über die Ziele der Reformbewegung erzählen, und ich könnte sie mit einigen Mitgliedern der guten Gesellschaft bekannt machen. Wegen meines Sohnes brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Jack hat seit langem eine eigene Wohnung.“
    „Ich möchte nicht, dass Lilith an irgendwelchen gesellschaftlichen Ereignissen teilnimmt.“ Mrs. Beecham presste die Lippen zusammen.
    „Meine liebe Margaret“, meldete sich unerwartet Lady Ashford zu Wort, „es wird dem Mädchen nicht schaden, sich ein wenig gesellschaftlichen Schliff anzueignen.“
    Lilys Herz klopfte zum Zerspringen. Wie würde ihre Mutter sich entscheiden?
    „An einer musikalischen Soiree oder an einem literarischen Abend teilzunehmen würde die Erziehung des Mädchens vervollständigen“, erklärte Lady Dayle.
    Mrs. Beecham gab sich geschlagen. „Nun gut“, sagte sie in säuerlichem Ton.
    Lily unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung und warf Mr. Alden einen dankbaren Blick zu.
    Jack schenkte ihr ein kleines Lächeln. In Gedanken allerdings war er bereits wieder bei Batiste und bei dem Schiffsbauer mit Namen Beecham. Würde Lily ihm helfen können, diesen Mann zu finden?

4. KAPITEL

    Lily schloss die Augen und gab sich ganz dem Genuss der Musik hin. Sie war Lady Dayle sehr dankbar dafür, dass diese es ihr ermöglicht hatte, an der Soiree teilzunehmen.
    Inzwischen hatte sie einige Tage in Dayle House verbracht, und diese Zeit war wundervoll gewesen. Nie hätte Lily gedacht, dass ihr Leben sich so verändern würde. Einmal hatte sie mit ihrer mütterlichen Freundin einen langen Einkaufsbummel unternommen und tatsächlich ein paar hübsche Dinge erstanden. Auch hatte sie gemeinsam mit der Viscountess mehrere der Londoner Sehenswürdigkeiten aufgesucht. Es gab so viel zu entdecken! Lily war begeistert von allem Neuen. Fasziniert hatte sie die Kunstwerke in den Museen betrachtet. Sie hatte eine Ausfahrt in den Hyde Park gemacht. Und nach einem Picknick hatte sich die Zahl ihrer Sommersprossen deutlich vergrößert.
    Eines der schönsten Erlebnisse allerdings war das Wiedersehen mit Minerva Dawson gewesen. Sie hatten sich rasch miteinander angefreundet, viel gelacht und sich über ihre Lieblingsbücher und die neueste Mode unterhalten.
    Es gab jedoch auch einiges, über das Lily lieber mit Lady Dayle sprach. Die ältere Frau war eine sehr verständnisvolle Zuhörerin. Und ihre Kommentare waren stets freundlich und hilfreich. Vor allem tadelte sie Lily nie für ihre Energie, ihre Lebenslust und ihre unerschöpfliche Wissbegierde.
    Unter diesen Umständen wäre es leicht gewesen, das Versprechen zu vergessen, das Lily der Viscountess gegeben hatte. Doch so weit kam es nicht. Sie informierte sich
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