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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz
Autoren: DEB MARLOWE
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Wunde.
    Vor Angst zitterte Lily am ganzen Körper. Doch sie hatte die Pistole endlich entdeckt. Sie lag unter einem der Stühle. Wenn sie den Arm ausstreckte, würde sie sie erreichen. Ja, jetzt hielt sie die Waffe in der Hand!
    Doch sie konnte nicht schießen. Jack stand in der Schusslinie. Irgendwie war es ihm gelungen, Batiste einen weiteren Tritt zu versetzen. Der Kapitän strauchelte, machte einen Schritt nach hinten, trat auf den Spazierstock, verlor endgültig das Gleichgewicht. Unwillkürlich streckte er die Arme aus, um die Wucht des Falls abzumildern. In der rechten Hand hielt er noch immer das Messer.
    Lily hielt den Atem an. Jack stand reglos. Batiste konnte noch nicht einmal mehr schreien, als sich ihm das eigene Messer in die Brust bohrte.
    Es dauerte einen Moment, bis sie begriffen, dass der Kampf vorbei war. Der Sklavenhändler war tot. Lily und Jack wechselten einen Blick, machten dann zögernd ein paar Schritte aufeinander zu und fielen sich in die Arme.
    Eine Zeit lang hielten sie sich fest umschlungen, ohne ein Wort über die Lippen zu bringen. O Gott, es war gut, zusammen zu sein! Nie wieder sollte etwas sie trennen!
    Irgendwann entstand draußen Unruhe. Jemand rannte die Treppe hinauf. Jack schob Lily hinter sich, um sie notfalls mit seinem Körper zu schützen. Die Tür wurde ausgerissen.
    „Charles!“
    Hinter dem Viscount strömten weitere Männer in den Raum. Fisher gehörte zu ihnen und der Lakai Thomas.
    Charles hatte die Situation mit einem Blick erfasst. „Durchsucht das Gebäude“, befahl er. „Und irgendwer muss dafür sorgen, dass niemand die Gasse betritt.“
    Sofort bildeten sich zwei Gruppen. Und gleich darauf war Lord Dayle mit seinem Bruder und Lily allein. „Batiste?“, fragte er mit einem Blick auf den Toten.
    Jack nickte.
    „Gut gemacht!“ Charles klopfte Jack auf die Schulter und reichte dann Lily die Hand. „Miss Beecham, Ihre Mutter wartet in Dayle House auf Sie. Es war nicht leicht, sie davon abzubringen, uns hierher zu folgen. Sie macht sich die größten Sorgen um Sie. Lassen Sie sie nicht unnötig warten. In der Little Bure Street steht eine geschlossene Kutsche für Sie bereit.“
    „Danke.“ Unsicher schaute sie zu Jack hin.
    „Ich begleite dich natürlich“, sagt er mit fester Stimme. „Charles wird sich um alles kümmern, was hier noch erledigt werden muss.“
    Hand in Hand verließen Jack und Lily das Gebäude.
    In der Kutsche fanden sie endlich Gelegenheit sich auszusprechen. Immer wieder versicherten sie einander ihre Liebe. Immer wieder entschuldigte Jack sich dafür, dass er Lily so viele Enttäuschungen zugefügt hatte.
    „Hast du Batiste wirklich gesagt, ich sei für dich das Wichtigste auf der Welt?“, wollte Lily wissen.
    „O ja“, gab er zurück, und um seine Lippen spielte dieses ganz besondere Lächeln, „selbst einen Schurken wie ihn hätte ich nicht anlügen wollen, wenn es um dich geht. Ich liebe dich, Lily, das weiß ich jetzt. Ich brauche dich. Aber wirst du genug Geduld aufbringen können, um dein Leben mit einem alten Eigenbrötler und ehemaligen Mauererbauer wie mir zu teilen?“
    Ihre Antwort war ein langer leidenschaftlicher Kuss.

EPILOG

    Der Speisesaal der Crump-Schule für Waisen hatte eine erstaunliche Verwandlung erfahren. Mit Sand, Säulen und kleinen ägyptischen Kunstwerken ausgestattet, erinnerte er an eine Wüstenstadt.
    Verantwortlich dafür waren in erster Linie Lord Dayles Gattin Sophie und Jacks Freund Trey. Letzterer hatte die Berichte von seiner Expedition nach Ägypten zusammen mit verschiedenen Ausstellungsstücken an Jack geschickt. Und dieser hatte, unterstützt von Lily und vielen anderen, zu einem Vortrag eingeladen über die Ausgrabungsstätte, die bereits unter dem Namen ‚Lord Treyfords verlorene Stadt‘ zu einer gewissen Berühmtheit gelangt war.
    Es waren mehr Eintrittskarten verkauft worden, als Lily sich hatte träumen lassen. Wissenschaftler saßen neben eleganten Damen, die aus purer Neugier erschienen waren, und neben Anhängern der christlichen Reformbewegung, die auf diese Art das Waisenhaus und die angeschlossene Schule unterstützen wollten.
    „Wird Mr. Alden lange sprechen?“, fragte eines der Kinder, die mit Lily in einem Nebenraum warteten. „In meiner Klasse hat er stundenlang darüber geredet, was die alten Ägypter in ihren Küchengärten angepflanzt haben.“
    Lily lachte. „Du weißt doch, wie sehr er sich für ein Thema begeistern kann. Aber nun lauf zu den anderen. Es ist
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