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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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und dem opulenten Strandequipment gekommen sein mag. Bestimmt ist sie schon in Italien, vielleicht nähert sie sich gerade Verona, vielleicht trinkt sie gerade in einem kleinen Café einen vierfachen Espresso, damit sie bis Rimini durchbrausen kann, ohne Felix ans Steuer lassen zu müssen. Wir können nur hoffen, dass keiner der Cafégäste dort zufällig gerade einen Infarkt erleidet. Und plötzlich finden wir es ganz in Ordnung, brav und entsagungsvoll zu Hause geblieben zu sein. Und ebenso okay, für heute Schluss zu machen. Ich habe für den ersten Tag genug gelernt. Über die Kardiologie ebenso wie über mich und meine Lernmethodik. Und es bleiben ja noch 108 Tage.

J a, lasst die arme Steinbruch-Lena ruhig alle im Stich! Sie wird schon zurechtkommen, allein, nur in Gesellschaft tausender winzig bedruckter Seiten voller Formeln und hochkomplizierter Abbildungen …
    »Es ist doch nur, weil er mir so fehlt«, verteidigt sich Isa leise. »Nur übers Wochenende …«
    Ich habe doch gar nichts dagegen, dass sie zu Tom fährt. Nur dagegen, hier allein zurückzubleiben. Einzig in Gesellschaft meiner Bücher. An einem Sommer-Wochenende.
    Vier Tage lief es so prima! Wir haben acht Stunden vorbildlich gelernt und in genau richtigem Maße Essens- oder kreative Aufheiterungspausen eingelegt – nicht zu wenige, aber nicht zu lang. Wir haben füreinander Kapitel zusammengefasst und uns abends so ausführlich gegenseitig gelobt, dass Isa voller Kraft in ihr Abend-Lesepensum und ich voller Zufriedenheit ins Bett gegangen bin. Und nun will auch sie mich verlassen. Für ein ganzes Wochenende!
    Versuch es positiv zu sehen, Lena. Wenigstens hast du Mündliche Prüfung kompakt jetzt zweieinhalb Tage ganz für dich allein.
    Kaum ist Isa gegangen, fallen mir zwei Dinge auf: die Stille in der Wohnung. Und der Lärm vor dem Fenster. Nicht, dass Isa laut liest, beim Lesen schnauft oder in 60-Dezibel-Laustärke die Seiten umblättert. Aber die Stille nach ihrer Abreise ist eindeutig menschenleer. Das leise Rattern des Kühlschranks ist bis in mein Zimmer zu hören.
    Draußen herrscht dafür ein Trubel, der blanker Hohn sein könnte – nur organisiert, um mir zu demonstrieren, wie doof es ist, hier drin und allein zu sein. Autos, Menschen, Stadtgeräusche.
    Ich habe das Fenster geöffnet, um einen Hauch Sommerluft um mich und ein wenig am Leben draußen teilzuhaben. Aber nun konzentriere ich mich nur noch auf die Klänge aus dem Café an der Ecke. Geschirrklappern. Leise Musik. MamakannicheinEis. Ich schließe das Fenster wieder – lieber ersticke ich hier drin. Ich passe meine Atmung dem Kühlschrankgeräusch an. Rrrrrrrrrrrrt – ein, rrrrrrrrrrrrt – aus. Und das soll nun mein Sommer sein.
    Jetzt, da niemand anderer mehr in der Wohnung arbeitet, ist es plötzlich dreimal so schwer, diszipliniert bei der Sache zu bleiben. Als ob es nichts ausmacht, wenn man faulenzt, solange niemand es merkt.
    Gerade lese ich zum vierten Mal den Anfang des Kardiologie-Kapitels AV-Knoten-Reentry-Tachykardie, Präexzitations-Syndrome, als das Telefon klingelt.
    Danke, danke, Schicksal! Selbst wenn es nur eine Umfrage zum Thema Nutzungshäufigkeit der Personenaufzüge im öffentlichen Nahverkehr sein sollte, werde ich mir mit Freude die benötigte Stunde Zeit nehmen, um sorgfältig zu erklären, wie und wann ich in welcher U   -   Bahn-Station mit dem Fahrstuhl gefahren bin. Ich will doch nur mit jemandem reden! Und zwar NICHT über paroxysmal auftretende, supraventrikuläre Tachykardien!
    Der Anruf ist tausendmal ablenkungsverführerischer als eine Fahrstuhlumfrage.
    »Ich wollte nur hören, ob du dich langweilst. Oder später langweilen wirst. Oder so fleißig bist, dass du dich am Abend dringend belohnen musst.« Alex.
    Ja. Ja. Und nein. Belohnung würde ich aber trotzdem nehmen.
    »Vielleicht möchtest du ja heute Abend auf eine Party gehen?«
    Hm. Ich hab eigentlich keine Party verdient. Aber als ich das sage, lacht Alex. »Wieso? Wenn du noch gar nicht wusstest, dass eseine Party gibt, die du dir als Lern-Belohnung erarbeiten willst, konntest du doch auch noch nicht motiviert arbeiten!«
    Diese Logik kommt mir entgegen. Ich könnte jetzt den Gewinn ausschreiben: Party mit Alex – und den Preis dafür festlegen: das Kapitel Kardiologie. Fast bin ich versucht zuzusagen.
    Aber Party mit Alex? Da schwingt doch noch etwas Unbehagliches mit …
    »Keine Angst, wir sind nicht allein dort«, sagt er leiser, als könnte er meine Gedanken
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