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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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Schwimmbad. Ball heißt in dem Fall nur, dass getanzt wird; es geht keineswegs walzerförmlich zu. Hier feiert exzessiv und exklusiv, wer unter 30 ist, aber über 30 Titelseiten geschmückt hat. Auf die Gästeliste schafft es beinahe niemand sonst; undeutlich erinnert sich mein Hirn an Jennys enttäuschtes: »Für den Wasserball bekommt man ja sowieso keine Einladung, also kann ich genauso gut nach Italien fahren.« Und Alex hält mir die Karten hin, als sei »Oder wir bleiben hier und ich koch dir Kaffee« auf irgendeinem Planeten eine Alternative!
    Hätte ich das gewusst – ich hätte Lernanlauf 17 bis 36 doch gar nicht erst versucht und wäre schon seit Stunden dort! Und das nennt er Party?! Das da unten vor dem Spätshop ist eine Party! Der Wasserball ist eine Sensation!
    »Ich wollte es dir am Telefon nicht sagen«, verteidigt er sich, als ich ihm vorwerfe, dass er mit der Ziel-Information gewartet hat, bis ICH das Lernen aufstecke und IHN anrufe! »Damit die Versuchung nicht zu groß ist.«
    Ach Mann, einfühlsam und rücksichtsvoll ist er auch noch, oder was?! Egal, auf Alex’ besondere Art und die damit einhergehendeVerliebungsgefahr kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Binnen fünf Minuten habe ich den hellblauen Jennymutter-Belohnungspaket-Chiffonrock aus dem Schrank gezerrt und Jennys gesamtes nicht-verreistes Make-up zum Einsatz gebracht.
    Mit Alex im Auto zu sitzen, ist seltsam. Ein bisschen wie Nach-Hause-Kommen – ich erinnere mich daran, wie wir gemeinsam durch den Frühling gebraust sind, in dem alten Radio unser Lied, wie ich am Steuer saß, um fahren zu lernen, und uns die Polizei gestellt hat. Aber gleichzeitig fühlt es sich an, wie wenn man nach Jahren einen ehemaligen Lieblingsladen betritt, in dem man mal einen Lippenstift geklaut hat. Es war immer schön hier, aber man kann es nicht mehr genießen, weil man einen Fehler gemacht hat, der einem jetzt irgendwie im Genick sitzt.
    Obwohl Alex plaudert, als seien wir nie mehr als Freunde gewesen, merke ich, dass auch er unsere gemeinsame Vergangenheit nicht einfach verdrängt hat. Er hat nicht gefragt, ob ich fahren will; diese Reminiszenz an früher hat er sich offenbar versagt. Zum Glück sind wir da, ehe das Gefühl, ich müsste unsere Situation irgendwie kommentieren, wieder überhandnimmt …
    Der Wasserball ist einfach herrlich. Das Jugendstilbad ist traumhaft geschmückt und in dem leeren Schwimmbecken spielt eine amerikanische Band, die ich nur aus dem Fernsehen kenne und die seit Jahren kein Konzert in Deutschland gegeben hat.
    An Alex ist der Glamour ringsum vielleicht verschwendet und ihn interessieren weder die Titelgesichter noch das Schickimicki-Essen, das auf winzigen Schwimmbadkacheln serviert wird, aber die Band findet er klasse – und er lässt sich weder durch den Glitzer noch durch irgendwelche Starlets vom ungestümen Feiern abhalten. Alex ist definitiv der Typ, mit dem man sich bestens amüsieren kann. Er hat keine Hemmungen, in einer Spielpause die Band anzuquatschen, er macht für mich einen der besonders exaltierten Snobs beim Tanzen nach und er ist der Erste, der über die tanzende Menge hinweg crowdsurft, woraufhin es ihm zwei Damen in Cocktailkleidern nachtun, die ich bisher nur in absolut kontrollierter Pose sah.
    Nach dem dritten chlorwasserblauen Drink mit Schwimmreifen-Deko sind wir vollkommen überdreht. Und dann kommt das langsame Lied, bei dem keiner von uns neue Getränke holen geht oder mit Scherzen über den Alkoholpegel anderer Anwesender ablenkt. Sondern bei dem wir uns in den Armen liegen und innig umschlungen über den blaugekachelten Bassinboden schweben.
    Er hält mich fest und die ganze Albernheit ist verschwunden.
    Mit Alex kommt mir alles so leicht vor. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als mich nach einem durchlernten Tag von ihm auffangen zu lassen. Oder nach einer Doppelschicht Krankenhaus. Und allen anderen Widrigkeiten des Arztseins. Alex wäre die perfekte Ergänzung für eine gestresste Ärztin, die beruflich äußerst wenig zu lachen hat und sich abends bestimmt nach warmer, unbekümmerter Ablenkung sehnt.
    Es sei denn, sie will keine Ergänzung, die ein perfekter Gegensatz ist. Sondern jemanden, der sie versteht, weil er ihr ganz ähnlich ist und das gleiche Arzt-Leben teilt.
    Nein. Jetzt nicht, Lena. Jetzt denkst du an dein Examen. Vernunfts-Lena tritt mir mit solcher Vehemenz auf den Fuß, dass ich das Tanzen wohl für die nächsten Wochen vergessen kann.
    Alex fährt
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