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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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lesen. Mann, warum hat er nur immer dieses blöde gute Gespür?! Und, okay, wir sind nicht allein. Aber zu zweit. Und irgendwie kommt mir das nicht richtig vor.
    Du wolltest arbeiten, Lena. Du hattest doch beschlossen, dein Leben von nun an nur noch mit Arbeit auszufüllen – weil die Liebe im letzten Tertial zu so einem riesigen Chaos geführt hat! Dringend nötig ist es auch, denn von AV-Knoten-Reentry-Tachykardie hast du noch nicht mal den ersten Satz verinnerlicht.
    »Nein, danke«, sage ich also und erkläre, dass ich die herrliche Stille (Lüge) unbedingt nutzen will (LÜGE!), um das Kardiologie-Kapitel inklusive aller Unterthemen durchzuarbeiten (LÜÜÜGE!!!).
    Alex hat Verständnis. Hat er ja immer. Leider. Glücklicherweise. »Wenn du es dir anders überlegst, ruf mich jederzeit an«, sagt er. Und kaum hat er aufgelegt, fühle ich mich irgendwie mies … zwinge mich zur Strafe aber wenigstens durch das AV-Knoten -Kapitel.
    Am Abend wird es richtig schlimm. Der Gute-Laune-Lärm vor dem Fenster steigert sich ins Unerträgliche. Vergnügtes Geplauder, Lachen, Musik – wo waren die alle, als ich Zeit hatte?! In unserer Straße war doch nie was los! Das von uns stets verschmähte Eck-Café scheint urplötzlich der angesagteste Laden Berlins zu sein. Wir haben es nie betreten, weil schon durch das schmuddelige Schaufenster hinlänglich zu sehen war, wie klebrig die Wachstuchtischdecken und wie verdreckt die angeschlagenen Tassen sind. Nie haben wir einen Menschen in diesem Café sitzen sehen – es war so fad, dass es nicht mal Jennys Faszination fürAbartigkeiten herausforderte. Aber heute Abend ist es brechend voll! Gaukelt mir das meine unterhaltungsentwöhnte Fantasie vor oder legt da tatsächlich ein DJ auf?!
    Im Asialaden gegenüber wird Geburtstag gefeiert; die vergnügte vietnamesische Verwandtschaft des Inhabers vollführt eine Art Limbo-Dance um den Tresen herum. Selbst vor dem Spätshop scheint eine Party im Gange zu sein; es hört sich an, als bestehe die Menge, die vor dem Laden Bierflaschen aneinanderklingeln lässt, aus mindestens 20 Engländern, die Kreuzberg nicht gefunden haben und entschlossen sind, allen Berlin-Urlaubs-Spaß heute Abend in meiner Straße zu erleben.
    Entweder ich gebe mich geschlagen und rufe Alex doch noch an … oder mir fällt ganz schnell ein, womit ich der Verführung die Stirn bieten kann, ohne dass ebenjene sich in tiefste Selbstmitleidsfalten legt, die mich für immer 80-jährig aussehen lassen und das Nachdenken sowieso unmöglich machen.
    Ich greife zum Telefon und wähle Isas Handynummer. Ein bisschen jammern – und Beistand von einer Freundin bekommen, die die eiserne Disziplin, die ich mir wünsche, souverän an den Tag legt, selbst wenn sie A) bei ihrem geliebten Freund, B) in München UND C) im Lernpensum weit voraus ist – das brauche ich jetzt.
    »Ach, Lena, ich lerne hier soo gut«, sprudelt Isa begeistert durchs Telefon. »Tom hat mir einen wundervollen Schreibtisch gebaut und Entspannungsbäder für mich gekauft und jetzt steht er gerade in der Küche und kocht mir einen Durchhalte-Espresso.«
    Ich gönne ihr alles: den Schreibtisch im Badezimmer und das Entspannungsbad im Espresso. Aber ich muss ganz schnell wieder auflegen. Sonst versinke ich bis zum Hals im Selbstmitleids-Verspannungs-Bad.
    Einen allerletzten Versuch starte ich noch: Kopfhörer. Im Bad. Aber es geht nicht. Ich WILL einfach nicht mehr. Und irgendwann muss man auf den inneren Schweinehund auch mal hören, sonst macht er einem das Leben zur Hölle.
    Alex geht sofort ran, als ich ihn anrufe. »Ich bin in zehn Minutenbei dir«, verspricht er. Und klingelt nach acht Minuten. Ich bin so froh, ihn zu sehen, dass ich ihn zur Begrüßung umarme. Was ich nicht mehr getan habe, seit wir uns getrennt haben.
    Fehler. Es fühlt sich sehr gut an. Ich lasse ganz schnell wieder los.
    »Wenn du wirklich im Pensum zurückliegst, können wir auch einfach hierbleiben und ich koch dir Kaffee oder so was«, schlägt Alex vor. (Ich möchte mal wissen, wie er das immer macht! Das ist doch nicht fair!)
    »Nein, danke«, sage ich. »Für heute ist der Kopf voll.« (Auch wenn ich nicht weiß, womit. Die AV-Knoten haben sich in meinem Hirn spontan in Wohlgefallen aufgelöst.) Dass ich auch einfach nicht gern mit ihm hier alleine sein will, sage ich nicht.
    »Oder …«, lächelt er und zückt zwei glitzernde Karten, »wir gehen da hin!«
    Die Glitzerkarten sind für den Wasserball, ein Fest in einem alten
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