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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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geistig zu kommunizieren. Das ist nicht so wie in den netten Büchern und Filmen heutzutage, wissen Sie?“
    Ich brauchte mich ob dieser Äußerung nicht um eine ernste Miene bemühen, denn mein Hals schmerzte inzwischen so stark, dass ich kaum noch schlucken oder sprechen mochte. Am besten würde ich dieses Interview so bald wie möglich beenden.
    „Sie hatten erwähnt, dass Sie Tarotkarten legen und Beratungen anbieten“ fuhr ich krächzend fort.
    „Brotkarten und Bratlungen?“
    Ich holte tief Luft: „TAROTKARTEN und BERATUNGEN.“
    „Ach so, jetzt habe ich verstanden. Möchten Sie vielleicht ein Glas Wasser?“
    Sie wartete meine Antwort erst gar nicht ab, sondern griff zu einem gläsernen Wasserkrug, in dem ein Edelsteinstab steckte. Das untere Ende des Glasstabes war verdickt, ein Hohlraum, der anscheinend Rosenquarze und Bergkristall enthielt. Ich hatte davon schon mal gehört. „Schwingungsübertragung“ oder etwas in der Art sollte Sinn und Zweck sein.
    Ich griff nach dem Glas mit Wasser und trank es in einem Zug aus. Mir war gar nicht gut. Das Atmen machte mir Schmerzen und mir war schwindelig.
    „Frau Fink, brauchen Sie vielleicht eine Pause und etwas frische Luft? Wir könnten ein wenig im Garten spazieren oder dort sitzen.
    „Ja, gerne. Das ist wohl eine gute Idee.“
    Meine Gastgeberin ging voran und führte mich durch den Hintereingang des Hauses in den Garten. An der Türschwelle wurde mir wieder arg schwindelig und ich musste mich am Rahmen festhalten. Mir war so heiß!
    Frau Mertens zeigte auf eine prächtige Königskerze und sprach zu mir, aber ich konnte ihre Worte nur wie durch Watte hören. Ich ging auf sie zu, weil ich zur Gartenbank, die ich neben ihr sah, wollte, doch ich kam dort nicht an. Denn mir wurde schwarz vor Augen und ich sackte zusammen. Ich hatte das Gefühl, in ein schwarzes Nichts zu fallen und wurde ohnmächtig.
     
     
     
    Als ich wieder zu mir kam, nahm ich als erstes einen schwachen Geruch nach Lavendel wahr, mit einer leisen Orangennote. Unter mir war es weich und ich spürte einen glatten, kühlen Stoff unter meinen heißen Händen.
    „Sie kommt wieder zu sich“ hörte ich eine männliche Stimme wie aus der Ferne sagen. Ich versuchte, meine Augen zu öffnen, doch sie waren so schwer, dass ich es nicht vermochte. „Frau Fink! Machen Sie bitte die Augen auf! Hören Sie mich?“ Jemand stupste mich schmerzhaft in meine Schulter. Au! Ich wollte, dass er damit aufhört, was sollte das?
    „Frau Fihink! Aufwachen!“ Dieser Mann ließ einfach nicht locker. Lieber wäre ich wieder in das wohlige Dunkel zurückgeglitten, aber nun war ich verärgert über diese ungebetene Einmischung. Der Ärger gab mir Energie und ich machte jetzt doch die Augen auf.
    „Na bitte, Sie ist wieder bei uns“ sagte er und lächelte mich väterlich und zufrieden an.
    Ich schaute etwas verständnislos in seine Augen. Wer war das denn und wie kam er in mein Schlafzimmer? Weiße Altfrauenlöckchen tauchten in meinem Gesichtsfeld auf, und da kam die Erinnerung zurück. Frau Mertens! Ich war im Haus von Frau Mertens!
    „Was?“ krächzte ich. „Was ist passiert?“
    „Ich bin Dr. Wülfing, der Hausarzt von Frau Mertens. Sie sind gestürzt und haben eine dicke Beule am Kopf. Ich will Ihnen jetzt mal in die Augen leuchten.“
    Mit einer kleinen Stablampe wedelte er vor meinen Pupillen herum, was mir etwas wehtat. Gott, mein ganzer Kopf tat so weh! Und dann wurde mir übel. Oh weh. Ich konnte nicht verhindern, dass die Kokosbällchen in hohem Bogen meinen Magen verließen.
    Irgendjemand hatte in weiser Voraussicht eine Schale bereitgestellt.
    Frau Mertens gab mir anschließend einen kalten Waschlappen fürs Gesicht und ein Glas Wasser zum Mundausspülen. Es hatte einen ganz leichten Zitronengeschmack und tat gut.
    „Nun, die Diagnose ist klar. Sie haben eine kleine Gehirnerschütterung.“ Dr. Wülfing lächelte jetzt vergnügt. „Kein Wunder, Thaddäus hat einen harten Schädel.“
    „Wer ist Thaddäus?“ fragte ich verständnislos.
    „Mein Gartendrache“ antwortete Frau Mertens. „Eine Steinfigur, die ich Thaddäus nenne. Als Sie in Ohnmacht gefallen sind, sind Sie bedauernswerterweise mit ihm zusammengestoßen.“
    Ich runzelte meine Stirn. „Aber davon weiß ich nichts. Das letzte woran ich mich erinnere, ist, dass wir beide in der Küche gesessen haben und ich habe mich umgeschaut und all diese hübschen Amethyste gesehen. Danach weiß ich nichts mehr. Jedenfalls war dort kein
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