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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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denn überhaupt möglich war. Alles hatte seine Grenzen. Im Grunde war sie nur der Überbringer der Nachrichten. Und sie konnte, wenn der Besucher es wünschte, auch aus dem Erfahrungsschatz ihres langen Lebens heraus, einen Rat geben. Oder sie hörte nur aufmerksam zu, bis der Besucher seine Herzenslast bei ihr abgeladen hatte und erleichtert das Haus verließ. Manchmal war es auch wichtig, dass sie die „richtigen Worte“ fand, dabei halfen ihr dann ihre Engel, sie gaben die Richtung vor oder ihr auch die genauen Worte ein, und es war dann, als hätte sie ihrem Gegenüber einen „Schlüssel“ überreicht, so dass dieser sich selbst aus seinem geistigen Gefängnis entlassen konnte und somit wieder das Licht der Gedankenfreiheit erblickte!
    Ja, es war eine schöne Aufgabe, die ihr da zugefallen war. Aber mit zunehmendem Alter wurde es ihr einfach zu viel, zu schwer.
    Sie war so müde. So lebenssatt und müde. Ein Leben lang war sie anderen ein Licht gewesen. In jungen Jahren nur ein kleines Lichtlein, doch auch dies hatte schon seine Wirkung entfalten dürfen. Später, viel später, nachdem sie selbst durch die dunkle Nacht der Seele gegangen war und sich selbst ein Licht hatte sein müssen, wuchs ihre Intensität als Lichtbringer enorm an und sie hatte dann auch den Mut und das dafür so nötige Selbstwertgefühl gefunden, ihr Licht nicht länger unter den Scheffel zu stellen und sich der Welt zu zeigen, wie sie nun einmal war.
    Sie erinnerte sich an die Worte ihrer Geistmutter, dem Lichtwesen, das ihre Inkarnation helfend und führend aus dem Jenseits heraus begleitete. Damals, in der schmerzlichsten Zeit ihres Lebens, hatte sie den Dienst eines gewerblichen Mediums in Anspruch genommen. Eine ihrer Fragen hatte darauf abgezielt, ob sie einen besonderen Lebensauftrag hätte. Die Antwort aus der liebevollen Lichtwelt war:
    Ja, das hast du, du gehörst zur Familie der Lichtbringer, darum geht es, dass du den Menschen, denen du begegnest, Licht bringst.
    Was ist Licht?
    Es vertreibt die Dunkelheit!
    Es darf kein Feuer sein das verbrennt, und es darf auch nicht unter dem Scheffel stehen.
    Dein Wissen teile, aber achte darauf, dass es dein Wissen ist und du nicht Dinge bezeugst, die du nicht bezeugen kannst, weil du nicht Zeuge warst.
    Lichtbringer sein heißt, mit anderen sein, heißt ihre Dunkelheit erkennen und dann helfen.
    Du versäumst nichts meine Kleine, du tust, was du tun kannst, nur bist du geneigt, dein Licht nicht Allen leuchten zu lassen.
    Du hast viel gelernt, bist von vielem Zeuge geworden, nun geh und schau, wo du dein Licht hinstellst, damit es viele sehen.
    Freude hast du daran, daran merkst du, dass es richtig ist!
     
    Langsam wurde es dunkel, der Garten vor dem Küchenfenster strahlte eine tiefe Ruhe aus, die sich auf die alte Frau übertrug. Sie spürte deutlich, dass das morgige Interview etwas „ins Haus bringen würde“.
    Aber was?
     
     
     
    09.30 Uhr. Ich war pünktlich und stand direkt vor Mira Mertens Haus in Strümpfelbach, als ein Postbote das mit weißen und roten Rosen umwachsene Gartentor öffnete und das kleine Grundstück betrat. Er kam mit federnden Schritten auf mich zu, sagte „Darf ich mal?“ und schob mich ein wenig beiseite, um Post und Werbung in den Briefkasten stopfen zu können. Er lächelte mich freundlich an und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Ich sah ihm verdutzt hinterher.
    Als ich mich wieder zur Tür drehte, um auf die Klingel zu drücken, da war diese schon geöffnet und eine weißhaarige Dame mit entzückend altmodischer Küchenschürze lächelte mich warmherzig an. Ein köstlicher Duft umschwebte sie, das konnte ich sogar mit meiner verschnupften Nase riechen.
    „Guten Morgen, Frau Fink. Kommen Sie doch bitte herein, der Tisch ist schon gedeckt.“
    Ich grüßte zurück und betrat das kleine Haus. Innen war es wesentlich dunkler als draußen, sodass meine Augen sich erst langsam an die veränderten Sichtverhältnisse anpassen mussten. Frau Mertens war schon in der Küche verschwunden, jedenfalls nahm ich das an, denn von dort kam dieser Duft, dessen Einladung ich nur zu gerne folgte.
    „Bitte, nehmen Sie Platz. Kaffee oder Tee?“
    („Eine Überdosis Aspirin bitte“, dachte ich)
    „Frau Mertens, ich habe nicht viel Zeit. Aber da Sie schon alles vorbereitet haben, sage ich Danke und nehme gern eine Tasse Kaffee.“
    Ich hatte am Morgen nicht gefrühstückt, nur einige Schlucke Wasser getrunken. Die Halsschmerzen waren stärker geworden und
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