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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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mir selber. Das kann sie nicht gemeint haben, das ist unmöglich. Einfach unmöglich! Sie musste ihren Leserbrief gemeint haben.
    Als es sieben Uhr war, stand ich auf und schlurfte ins Bad. Im Spiegel blickte mir eine Fremde entgegen. Wie viele Gläser Wein hatte ich gestern getrunken? Nun, mindestens eines zu viel. Zum Glück musste ich heute nicht in die Redaktion, ich hatte lauter Außerhaustermine und den Rest der Arbeit konnte ich auch vom Notebook aus erledigen.
    Gegen Mittag fuhr ich mit Max Richtung Heimat als mein Handy wieder Beethovenklänge erschallen ließ. „Anrufer unbekannt, Nummer unterdrückt“ stand auf dem Display. Ich fuhr rechts ran, bevor ich das Gespräch annahm, denn hinter mir fuhr zufällig ein Polizeiwagen. Ich hatte keine Lust auf ein Knöllchen.
    „Hier Fink.“
    „Hi, Lissy!“
    „Hardy!! Endlich. Ich warte schon ewig auf deinen Anruf, was ist mit deinem Handy? Ich habe letzte Nacht versucht, dich zu erreichen, aber es ging nicht und dann habe ich gewartet und gewartet, aber du hast nicht angerufen. Ich war so unglücklich und konnte nicht schlafen, weil Katzen sich vorm Fenster massakriert haben und der Wein war wohl schlecht und…“
    „Lissy! Nun halte mal die Luft an. Du redest wie ein Maschinengewehr. Hör mal Schätzchen…“
    Nenn mich heute bloß nicht Schätzchen, dachte ich finster.
    „Ich muss mit dir reden. Eigentlich wollte ich am Wochenende zu dir fliegen und es persönlich sagen, aber ich muss was Wichtiges für die Firma erledigen, weißt du, so ein richtig dickes Ding ist das, ich muss dabei sein, sagt der Boss.“
    Hicks. Ich bekam einen Schluckauf. Hicks! Den bekam ich immer, wenn ich eine ungute Vorahnung hatte.
    „Hardy, was ist los? Warum hast du gestern nicht an meinem Geburtstag angerufen?“
    Ich hörte ihn leise fluchen.
    „Das habe ich vergessen, tut mir leid, Lissy. Ich hatte zu viel um die Ohren. Ich gratuliere dir jetzt nachträglich, okay?“
    Warum war kein Lächeln in seiner Stimme? Mein Schluckauf wurde stärker.
    „Also, äh bist du noch dran? Ja? Also, was ich dir sagen wollte, ähm, ich meine, du musst das verstehen. Eigentlich wollte ich es dir ja persönlich sagen, aber nun muss das eben so gehen.“
    Mein Herz klopfte wie wild. Was versuchte Hardy mir zu sagen?
    „Ich mache es kurz: Ich werde in den USA bleiben, ich komme nicht wieder zurück. Mein Boss will mich zum Teilhaber machen, in zwei Jahren schon. So eine Chance bekäme ich nie in Deutschland, das verstehst du doch sicherlich? Ich muss dir auch noch etwas sagen. Ich mache Schluss mit uns. Das hat ja doch keine Zukunft, ich weiß, wie sehr du an deiner Heimat hängst und an deiner ewig trübsinnigen Mutter und an deinem Job bei dieser Frauenzeitschrift, Fratz oder wie die heißt. Es ist sicher das Beste für uns. Meinst du nicht auch?“
    Inzwischen kochte ich vor Wut.
    „Bist du noch ganz bei Trost? Ist das vielleicht eine Art und Weise, mich einfach so vor die Tür zu setzen? Nach zwei wundervollen Jahren?“
    „So wundervoll waren sie nun auch nicht“ sagte Hardy leise.
    „WAS?“
    Ich schnappte empört nach Luft. „Und wie KANNST DU ES WAGEN, MICH AUS DER WOHNUNG WERFEN ZU LASSEN?“
    „Wieso? Was hat jetzt die Wohnung damit zu tun, die sollst du doch behalten. Die Miete kannst du auch alleine tragen, wenn du mal aufhörst, dir Designerhandtaschen zu kaufen.“
    „Ich habe gestern einen Brief bekommen, du Mistkerl. Dein Vermieter sagt, ich muss bis Ende September raus aus der Wohnung, weil DU den Mietvertrag gekündigt hast. OHNE MIR ETWAS ZU SAGEN!“
    „Wie? Ich habe ihm doch gesagt, er soll dich weiterwohnen lassen. Außerdem, wann hat er dir geschrieben? Jetzt schon? Verdammt, er sollte doch noch damit warten!“
    „Hardy, ich fass es nicht. Du WAGST ES, mit mir am Telefon Schluss zu machen? Und dein Scheißvermieter weiß VOR MIR, dass du aus den USA nicht zurückkommen willst? Ich hasse dich, MEINHARDT, damit du es nur weißt, ich hasse dich! Wie kannst du mir das nur antun?“
    Mittlerweile hatte meine Lautstärke ein beachtliches Maß erlangt. Ich vermutete, jenseits der Landesgrenzen war ich auch noch zu hören. Jedenfalls blickte die Kuh auf der Weide neben der Straße irritiert zu mir herüber.
    „Und das alles nur wegen deiner Karriere? Wegen einer blöden Karriere machst du unsere Beziehung kaputt? Unsere Liebe?“
    Ich hörte Hardy nach Luft schnappen.
    „Blöde Karriere? Ich werde dir mal was sagen! Ich HABE wenigstens eine Karriere und schreibe
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