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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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ein Husten hatte sich auch eingestellt.
    Ich sah mich ein wenig in der Küche um. Helle Holzmöbel, eine hellgrüne Tapete, die Decke war zartgelb gestrichen, die Gardinen am einzigen Küchenfenster waren farblich darauf abgestimmt. Und überall, dekorativ verteilt, waren Amethyste! Ich traute meinen Augen nicht.
    „Frau Mertens, ich sehe, dass Sie hier viele Amethyste stehen haben. Ich bin begeistert, ich liebe diese Steine, vor allem deren Farbe. Ich sammle sie sogar.“
    „Oh ja, ich auch, junge Frau. Die Farbe wirkt auf mich beruhigend und stärkend, geradezu zentrierend. Und ich mag ganz besonders dieses Kribbeln in der Hand, wenn ich einen Amethyst halte. Ich kann ihre Energie spüren. Sie auch?“
    Ich verneinte bedauernd, ich hatte auch nicht gewusst, dass man etwas „fühlen“ kann – was meinte Frau Mertens denn bloß mit „Energie“? Steine sind Steine! Während ich das dachte, schaute ich mit wachsendem Interesse auf den Teller, der zwischen uns stand.
    „Bitte, meine Liebe, greifen Sie zu. Extra für Sie gebacken!“
    Mit diesen Worten schob sie den Porzellanteller zu mir, auf dem ein Berg kleine Kokosbällchen lagen und diesen himmlischen Duft verbreiteten. Sie weckten meinen Appetit und ich nahm eines und biss hinein. Mmh…! Es zerging auf der Zunge und verlangte nach Gesellschaft. Daher nahm ich ungeniert noch eines. Frau Mertens hatte uns inzwischen Kaffee eingeschenkt. Er hatte einen ungewöhnlichen Geschmack, aber gut. Meine Güte war der gut! Was tat sie hinein?
    „Frau Mertens, ich muss sagen, beides ist außergewöhnlich gut. Kompliment!“
    Plötzlich hatte ich doch Gefallen an einem „Kaffeekränzchen“. Ich weiß nicht warum, aber ein Teil meiner Anspannung war plötzlich verschwunden. Ich fühlte mich hier im Haus bei dieser alten Frau wohl. So richtig wohl! Das war mir noch nie zuvor passiert.
    „Das freut mich, meine Liebe. Wenn ich das sagen darf, Sie sehen auch so aus, als bräuchten Sie etwas Gutes zur Stärkung. Sie sehen richtig krank aus!“ Ihr Blick war mitfühlend.
    Ich konnte nicht glaubhaft widersprechen. Mittlerweile hatte ich Fieber, mein ganzer Kopf dröhnte und die Gelenke schmerzten.
    „Nun ja, ich bin etwas erkältet. Aber das soll mich nicht davon abhalten, das Interview mit Ihnen zu führen“ lächelte ich tapfer.
    „Frau Mertens, wenn ich wir jetzt beginnen könnten? Ich habe einige Fragen vorbereitet.“
    Ich wühlte in meiner Handtasche. Verdammt, wo war das Blatt? Oh, es lag noch im Schreibtisch in der Redaktion. Aber ich war heute Morgen gleich von zuhause aus hierhergefahren. Ich sollte mir wirklich mal angewöhnen, keine Zettel zu schreiben, sondern alles im Notebook abzuspeichern!
    „Das ist mir jetzt etwas peinlich, ich habe meine Unterlagen vergessen. Aber mein Diktafon habe ich dabei. Es ist Ihnen doch recht, wenn ich das Gespräch aufzeichne?“
    Ihre weißen Altfrauenlöckchen wippten mit, als sie zustimmend nickte. Ich legte ein Paket Papiertaschentücher unter das Gerät, um störende Geräusche zu vermeiden, die vom Tisch übertragen werden konnten.
    Ich drückte die Aufnahmetaste und wollte meine erste Frage stellen, als ein mächtiger Hustenanfall mir dabei in die Quere kam.
    „Oh, entschuldi-husthust-huldigung! Geht gleich wieder.“
    Ich japste ein wenig nach Luft und Frau Mertens schaute mich besorgt an.
    „Also, meine erste Frage, an Ihren Leserbrief anknüpfend, ist: Wo haben Sie die Salbenherstellung gelernt?“
    „Oh, das habe ich mir selber beigebracht mit Hilfe eines alten Buches. Anfangs habe ich mich strikt an die Rezepturen gehalten. Später fing ich an zu experimentieren und wählte eigene Kräutermischungen. Mit der Zeit wurde ich richtig gut darin!“ Frau Mertens lächelte verschmitzt.
    Ich räusperte mich und fragte: „Nach welchen Gesichtspunkten wählten Sie die Kräuter aus?“
    Sie beugte sich leicht nach vorn und sagte im Tonfall eines Verschwörers: „Ich habe meine Gartenkräuter um Rat gefragt, genauer gesagt: die Elfen der Kräuter. Die wissen nämlich genau, welches Kraut gegen welche Krankheit gewachsen ist!“
    Zum Glück musste ich wieder husten, so konnte ich mein Grinsen hinter der Hand verbergen.
    „In Ihrem Garten wohnen Elfen? Darf ich die auch interviewen?“
    Frau Mertens runzelte ihre Stirn. „Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass die Elfen und Pflanzendevas eben mal so mit Ihnen plaudern. Ich habe Jahre des Gebets und der Meditation gebraucht, ehe ich soweit war, mit ihnen
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