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Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition)
Autoren: Margit Ruile
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über dem Kronleuchter, auf dem sich immer noch die riesige Eule befand. Die Eule hob träge ihre Flügel und flatterte herunter zu dem Klavier, auf dessen schwarz polierten Deckel sie sich schwerfälligsetzte. Der automatische Pianist kippte daraufhin mit einem scheppernden Geräusch vom Hocker.
    Minutenlang sprach keiner ein Wort oder äußerte auf andere Art ein Lebenszeichen. Dann klirrte ein Glas auf den Marmorboden und der herzzerreißende Schrei einer Frau gellte durch den Saal. Mira sah sich um und entdeckte Mirandas Mutter, die ihre zitternde Hand ausstreckte und in Richtung der Flügeltüren deutete.
    Dort! Miras Herz machte einen Sprung. Am Ausgang stand Miranda. Sie war wieder ein Mädchen und blickte selbst starr vor Staunen zu Rabeus, der sich neben ihr wieder in einen Jungen verwandelt hatte.
    Mirandas Mutter stürzte durch die Menge auf ihre Tochter zu, umarmte sie und vergrub ihr Gesicht in deren aufgelösten Haaren.
    Mira hörte Schreie und Ausrufe der Verwunderung, denn überall im Saal verschwanden nun die Tiere und weitere weiße Zauberer tauchten auf. Nicht weit hinter Miranda und Rabeus konnte Mira Milena und Corrado ausmachen. Sie sahen verwundert an sich herab, als ob sie es nicht fassen konnten, wieder Menschen geworden zu sein.
    »Die Herrschaft der schwarzen Hexe ist gebrochen! Ihr Zauber wirkt nicht mehr!«
    Mira drehte sich um, um zu sehen, woher die Stimme gekommen war, und erblickte dort, wo eben noch die Eule gesessen hatte, die Hexe Fa. Sie stand auf dem Klavier und hielt das Silbermännchen, das dem Treiben unter sich amüsiert folgte, auf ihrer gegerbten Handfläche.
    »Die Familie der Zauberer ist wieder vereint!«, verkündete sie mit rauer Stimme.
    Die schwarzen Zauberer blickten etwas unbehaglich auf ihreschäbig gekleideten Nachbarn, die überall im Saal ihre Menschengestalt wiederbekamen.
    Die alte Hexe zog ein graues Taschentuch aus einem ihrer vielen Röcke und schnäuzte sich geräuschvoll. »Na kommt schon, ihr feinen Pinkel! Freut euch! Eure Verwandtschaft ist wieder da!«
    »Wirklich ein erhebender Augenblick!«, bemerkte das Silbermännchen und lächelte still. »Die Macht der schwarzen Hexe ist zu Ende. Und all ihr Zauber erlischt.« Es sah versonnen vor sich hin. »Ich werde ein Gedicht darüber schreiben!«
    Mira konnte gar nicht beschreiben, wie froh sie war, als sie sich später in der Menge zu Rabeus und Miranda durchkämpfen konnte und endlich ihre Freunde in die Arme schloss.
    »Ich wusste, dass du es schaffst, Mira! Oh, ich wusste es!«, rief Miranda.
    Für einen kurzen Moment schoss Mira der misstrauische Blick der beiden, den sie in der Spiegelkugel gesehen hatte, durch den Kopf.
    »Du hast nicht daran gezweifelt?«, fragte sie leise.
    Miranda blickte Mira an und schüttelte den Kopf. »Es war meine einzige Hoffnung.«
    Mira schloss für einen Moment die Augen, um das Bild endgültig zu verscheuchen. Es gelang ihr und sie lächelte. »Wie ist es euch ergangen?«
    Rabeus senkte den Kopf. »Gegen die Schatten hatten wir keine Chance!«
    »Du hättest Netaxa mal kämpfen sehen sollen!«, sagte Miranda.
    »Aber es hat nichts genutzt«, murmelte Rabeus. »Sie nahmen uns gefangen und haben uns in einem Käfig durch dasTreppenhaus gezerrt. Dann brachten sie uns hierher in einen riesigen Keller. Dort waren auch schon Milena und Corrado und viele andere von uns. Es war stockdunkel. Wir hatten alle große Angst, denn wir wussten nicht, was mit uns geschehen würde. Schließlich wurden wir freigelassen und hier in den Saal getrieben.«
    »Den Rest kennst du«, fügte Miranda hinzu.
    Rabeus sah Mira neugierig an. »Aber wo hast du das Buch gefunden? Und warum ist die schwarze Hexe verschwunden, als du den Spruch gesagt hast?«
    »Ja, sie war einfach weg!«, ergänzte Miranda.
    »Und ist dann als schwarzer Drache wiederauferstanden!« Rabeus sah immer noch ungläubig auf das nun leere Buch.
    »Hast du das alles gewusst?«, fragte Miranda.
    Mira schüttelte den Kopf. »Ich hatte selbst keine Ahnung!«
    »Und wo bist du Thaddäus wiederbegegnet?«, wollte Rabeus wissen.
    Mira wollte gerade den Mund öffnen, als sich eine große ledrige Hand auf ihre Schulter legte.
    »Das sind viele Fragen. Lasst Mira sie später beantworten!«
    Mira wandte sich um und sah die Hexe Fa. Sie drückte Miranda schweigend an sich und schlug Rabeus auf die Schulter, bevor sie sich ihr wieder zuwandte.
    »Du hast das gut gemacht, Mira! Besser, als ich es mir erhofft hatte. Ich habe mir große
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