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Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition)
Autoren: Margit Ruile
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da?«, fragte der Zwerg verzweifelt. »Du kannst mich doch nicht einfach mitnehmen, wie es dir beliebt!«
    »Doch!«, sagte Mira. »Ich habe dir geschworen, dich zu deiner Najade zu bringen, und genau das tue ich jetzt.«
    »Hilfe!«, kreischte der Zwerg. »Ich werde entführt!« Die anderen Steinfiguren drehten sich um.
    »Was ist denn hier los?«, fragte der Elefant.
    »Nur ein schreiender Gartenzwerg«, erklärte das Monster.
    »Ich bringe ihn zu seiner Geliebten zurück«, erklärte Mira verlegen.
    »Er scheint sich ja nicht sehr darüber zu freuen!«, bemerkte der Elefant.
    »Du hast ja auch die Geliebte noch nicht gesehen«, rief die Schildkröte.
    Der Garten war erfüllt mit boshaftem Gelächter. Aus dem Maul des Monsters drang ein Geräusch, das sich wie ein tiefer Rülpser anhörte.
    »He du!«, wandte sich das Monster an Mira. »Mich kannst du gleich mit entführen. Das macht sicher mehr Spaß, als ständig diese Zauberer auszuspucken. Sie kitzeln mich im Rachen und meine Ohren klingen von ihrem Geschwätz!«
    »Aber Freunde!«, rief der Zwerg. »Das hier ist eine echte Entführung!«
    »Oh und wir sind wirklich sehr betroffen«, röhrte das Monster.
    »Tief betroffen!«, fiel der Elefant ein.
    »Stell mich sofort ans Tor zurück«, flehte der Zwerg in Miras Hand. »Du weißt nicht, was du da tust. Du machst mich ganz unglücklich.«
    »Man kann dich unmöglich noch unglücklicher machen«, erwiderte Mira.
    »Aber vielleicht ist Glück gar nicht so meine Sache ...«, brach es aus dem Zwerg heraus.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich ... Es geht mir eben besser, wenn ich unglücklich bin! Das Glücklichsein bekommt mir bestimmt nicht. Schließlich bin ich es gar nicht gewohnt!«
    Mira hielt den Zwerg fest umklammert, grimmig entschlossen, sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen zu lassen. Sie durchquerte den Säulengang und sah von Weitem schon den dritten Torbogen.
    Der Zwerg verzog das Gesicht. »Lass doch die anderen froh sein und albern herumhüpfen, das liegt schließlich in ihrer Natur, aber ...«
    »Schau! Da ist sie«, unterbrach ihn Mira und deutete auf die Meerjungfrau über dem Steinbogen.
    Der Zwerg verstummte schlagartig. Die Nixe, die zuerst neugierig auf Mira geblickt hatte, sah mit ihrem einen linken Auge nun auf den Zwerg. Eine lange Weile sagte niemand etwas.
    »Du?«, fragte Najade. »Bist du es? Oh!«
    »Najade!«, antwortete der Zwerg mit bebender Stimme.
    »Es tut mir leid, dass du mich so siehst«, sagte die Meerjungfrau. »Als man mich hierher verpflanzt hat, fiel ein Balken in mein Gesicht und schlug mir das rechte Auge aus.«
    »Das ... das macht nichts«, stotterte der Zwerg.
    »Bist du sicher?«, fragte die Nixe mit leiser Stimme. »Findest du mich denn noch schön?«
    »Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen«, sagte der Zwerg.
    Die Meerjungfrau kicherte. »Ich mir auch nicht!«
    »Wirklich?«, fragte der Zwerg ungläubig. »Ich bin nicht mehr der Zwerg, den du kennengelernt hast.«
    »Für mich schon! Vergiss nicht, ich bin ja nun auf einem Auge blind.« Die Meerjungfrau lächelte ein bezauberndes Lächeln und beide schwiegen eine lange Zeit.
    »Soll ich dich eigentlich jetzt hier abstellen?«, fragte Mira den Zwerg.
    »Was?« Der Zwerg schien Mira, die ihn immer noch in der Hand hielt, ganz vergessen zu haben.
    »Ich werde nicht ewig hier stehen bleiben«, sagte Mira.
    »Oh, aber ja. Ja!«, rief der Zwerg. »Lass mich hier!«
    Und so stellte sich Mira auf die Zehenspitzen, blies den Staub von der Oberseite der Säule und setzte behutsam den Zwerg hinauf. Sie drehte ihn so, dass er Najade direkt in das liebliche Gesicht blickte. Die Hand, in der er die zersplitterte Laterne hielt, berührte zugleich sanft das gelockte Haar der Nixe, in dem sich ein paar kleine steinerne Fische verfangen hatten.
    »Ich werde hierbleiben, bis ich zu Staub zerfallen bin«, flüsterte der Zwerg.
    Was die Nixe darauf erwiderte, hörte Mira nicht mehr, denn sie schlich sich leise lächelnd zurück zum Fest.

27. Kapitel

    in dem Mira das Geistwesen freigibt
    Das Fest war vorbei und die Sterne verblassten. Der Landsitz der schwarzen Hexe zeichnete sich als dunkel gezackte Silhouette vor einem vanillegelben Himmel ab, der sich hinter dem Horizont auffächerte.
    Mira saß im Garten auf der Mauer mit dem lidlosen Auge, hinter der sie sich mit Hippolyt versteckt hatte. Unter dem Schnee hatte sie grünen Efeu entdeckt, der über die Steine kroch und sich weiter zum Maul des Monsters schlängelte. Noch nie
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