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Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition)
Autoren: Margit Ruile
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eine Säule und musterte sie finster. Neben ihr hatte sich Albert postiert, der das Silbermännchen in sprachloser Überraschung anstarrte. Ganz hinten erblickte sie Mirandas Eltern, die bleich und angespannt dem Geschehen folgten. Mirandas Mutter blinzelte nervös und klammerte sich an einem Champagnerglas fest.
    »Ihr musstet lange warten«, bemerkte Arachonda und sah auf die leeren Teller und Gläser. »Aber wie ich sehe, habt ihr euch auch ohne mich bestens vergnügt.«
    Sie sprach ohne Anstrengung, aber ihre Stimme war laut und deutlich bis in die hinterste Ecke des Saals zu vernehmen. »Ich habe euch eingeladen, weil ich das Ende der Spaltung unserer Zauberergemeinde verkünden wollte. Ich will meinen ...«, sie räusperte sich kurz, »... unseren Sieg verkünden.«
    In der Menge fing jemand an zu klatschen, da aber niemand mit einfiel, hörte der einzelne Beifall schnell wieder auf.
    Die schwarze Hexe blickte über die Köpfe der Versammelten hinweg, hob ihre Hand und schnippte mit den Fingern.
    Die mit Gold beschlagenen Flügeltüren am Ende des Raums öffneten sich weit. Ein Krächzen und Flattern, Knurren und Miauen war zu hören und in den Saal flogen, krabbelten, krochen und sprangen Tiere herein.
    Mira drehte sich um und war einen Moment starr vor Staunen. Da waren Katzen und Hunde und kleine Mäuse. Ganz hinten stolzierte ein Luchs herein und zeigte seine spitzen Zähne, gefolgt von einer struppigen Katze.
    »Miranda! Rabeus!«, rief Mira. Der Luchs zeigte seine Zähne und die Katze miaute.
    Die Menge im Saal wich ängstlich vor der Horde zurück. Vereinzelte Schreie wurden laut. Die schwarzen Zauberer sahen Arachonda entgeistert an. Was hatte sie vor?
    Jetzt flatterten Vögel herein und ließen die Flammen der Kerzen unruhig zucken. Schließlich flog eine riesige Eule durch den Saal und ließ sich auf dem großen Kronleuchter direkt über dem Flügel nieder. Der Leuchter schwankte gefährlich hin und her, als Mira nach oben sah.
    »Ich habe veranlasst, alle gefangenen Tiere freizulassen«, sagte die schwarze Hexe. Ihre Stimme hallte durch den Saal und brachte alle zum Schweigen.
    »Denn das, was nun geschieht, sollten alle Zauberer miterleben!«
    Ein überraschtes Gemurmel erhob sich inmitten der schwarzen Zauberer.
    »Es ist das Letzte, was ich veranlasst habe. Meine Herrschaft ist zu Ende. Für immer!«, verkündete die schwarze Hexe.
    Die schwarzen Zauberer sahen sich verwirrt an. Von was sprach sie nur? Hatten sie sich verhört?
    Arachonda lächelte schwach. »Lebt wohl!« Sie nickte Mira zu und schloss für einen Moment die Augen. »Lebt weiter und lebt wohl!«
    Sie reichte Mira das Buch, doch deren Hände zitterten so stark, dass sie es auf den Flügel legen musste. Das, was jetzt kommen sollte, hatte die schwarze Hexe vorhin in der Kammervon ihr erbeten. Nie hätte Mira geahnt, dass sie den Spruch nun so anwenden sollte. Der Spruch, mit dem ihr Abenteuer begonnen hatte und mit dem es hier enden sollte.
    » Du wirst spüren, wenn es so weit ist «, hatte der weiße Drache ihr bei ihrer ersten Begegnung gesagt. Jetzt lag er reglos auf den Seiten. Er hatte die gelblich verblichene Farbe des Papiers angenommen. Seine Flügel hatten jeden Schimmer verloren und hingen wie gefaltetes dünnes Pergament von seinem Schuppenkörper herab. Er sah nicht mehr lebendig aus. Einzig sein behornter Rücken bewegte sich auf und ab im Rhythmus seines abnehmenden Herzschlags.
    Ja, es ist so weit , dachte Mira‚ aber hoffentlich war es nicht zu spät!
    Eine bebende Spannung lag über dem Saal. Wie ein einziger angehaltener Atemzug. Und in diese Stille hinein waren die Worte zu hören.
    Mira sprach sie mit rauer Kehle.
    »Der Gedanken dunkle Kraft
    nimmt mit Macht
    das Leben dir
    und gibt es mir.«
    Immer noch war es totenstill. Die schwarze Hexe sah Mira lange an. Dann beugte sie sich über das Buch und blies selbst auf die Zeichnung.
    Über das, was dann geschah, gab es später unterschiedliche Berichte.
    Alle waren sich einig, dass plötzlich ein lauwarmer Wind aufkam, der durch den Saal fegte. Die Kerzen wurden bis auf einige wenige gelöscht und ein fahles Zwielicht senkte sich aufdie Versammlung. Einige behaupteten aber nun, die Hexe hätte sich in die Luft erhoben und sich dann aufgelöst. Andere meinten gesehen zu haben, dass die Hexe stürzte und dann wie ein Geist verblasste.
    Selbst Mira, die direkt neben ihr gestanden hatte, konnte später nicht mehr genau sagen, was passiert war. Sie sah nur noch das
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