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Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition)
Autoren: Margit Ruile
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Sorgen um dich gemacht, seitdem mir klar wurde, was dir der weiße Drache verraten hatte.«
    Mira sah sie sprachlos an.
    »Ich wusste es schon, seitdem du das erste Mal an meinem Kaminfeuer gesessen hast. Deine Miene, als ich sagte, dass alle schwarzen Zauberer hinter dem Spruch her sind, hat mir alles verraten!« Sie lachte leise. »Wer hätte das gedacht! Ihr Kinderkonntet mehr ausrichten als ich mit all meiner Erfahrung und all meinem Wissen.«
    »Hat ... sie dich lange gefangen gehalten?«, fragte Miranda.
    Das Gesicht der Hexe verdüsterte sich. »Sehr lange, Miranda. Viel zu lange! Die schwarze Hexe ahnte, dass ich nach ihr suchen würde, und stellte mir in ihrem Haus eine Falle. Ich sah viele von uns, die auch gefangen wurden. Ich fürchte, es haben sich auch nicht alle zurückverwandelt, denn manche ziehen es vor, ein Tier zu bleiben.« Sie seufzte schwer und sah sich um. »Aber vielleicht wird es nun endlich Frieden geben! Zumindest für eine Weile!«
    Mira sah, wie im Hintergrund zwei Zauberer den umgekippten Automaten davontrugen. Corrado setzte sich an das Klavier, strich seine Zöpfe hinter die Ohren und fing an zu spielen.
    Die Hexe Fa beugte sich zu Mira. »Und wenn du wieder zu Hause bist, dann grüß mir deine Tante! Ich bedaure es sehr, dass sie nicht zu uns gehört, denn ich halte sie für eine fähige Frau!«
    Mira blickte die alte Hexe erstaunt an.
    »Ein bisschen schreckhaft vielleicht, aber sehr fähig! Und sag ihr, dass sie den besten Pflaumenkuchen und die besten Kaffeebohnen hatte, die ich je gegessen habe!«
    »Ich werde es ihr ausrichten!«, erklärte Mira und grinste.
    Die Hexe lachte gurgelnd. »Aber nun lasst uns feiern! Auf das Ende der Herrschaft der schwarzen Hexe! Lasst uns essen und trinken, tanzen und Spaß haben!«
    Als Mira später über diesen Abend nachdachte – und das tat sie oft –, sah sie eine lärmende Gesellschaft vor ihrem inneren Auge, ein rauschendes Fest, bei dem jeder mit jedem tanzte. In ihr stiegen einzelne Bilder auf, Schnappschüsse, die sichbewegten, kleine Ausschnitte der Zeit, Schnipsel des Augenblicks. Sie sah Miranda, die ihre Eltern umarmte. Sie erblickte Rabeus, der Miranda beim Tanz herumwirbelte, die Hexe Fa tanzte mit Ambrosius, und endlich, zu vorgerückter Stunde, bat schließlich das Silbermännchen Netaxa zum Tanz. Miranda hatte sie auf Miras heftigem Drängen hin beschworen und sie erschien in einem langen, rückenfreien Kleid und strahlte in einem zarten Goldton. Auch das Silbermännchen sah anders aus als sonst. Es hatte einen verwegenen glitzernden Anzug an und leuchtete in einem Blau, das Mira an ihm noch nie gesehen hatte. Zur Überraschung aller wirbelte er die goldene Netaxa hin und her und fing dann ganz am Ende an, vor ihr zu steppen.

    Viele Stunden später fühlte sich Mira plötzlich inmitten des Fests sehr müde.
    Sie stand etwas abseits, sah den anderen zu und war froh, ein wenig allein zu sein.
    Als sie das Buch gesucht hatte oder einsam durch den Schnee gelaufen war, hatte sie sich immer ausgemalt, wie glücklich und erleichtert sie sich am Ende fühlen würde. Doch jetzt spürte sie fast so etwas wie Bedauern, und eine leise Traurigkeit stieg in ihr hoch.
    In diesem Moment schlenderte Rabeus mit einem großen Teller Essen vorbei. Mira wagte es nicht, ihn zu fragen, was sich in dem grün-grauen Haufen verbarg. Ihr genügte schon der Anblick der dünnen Insektenbeine, die zu allen Seiten über den Teller hinausragten.
    »He, Mira, willst du nicht zu uns kommen? Miranda und Ambrosius essen gebratene Stabheuschrecken um die Wette.« Rabeus deutete auf den Teller. »Und ich bringe Nachschub!«
    Mira schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.« Sie seufzte. »Weißt du eigentlich, wo das Silbermännchen ist?«
    »Ich habe es zuletzt mit Netaxa bei der einäugigen Meerjungfrau gesehen.«
    Mira starrte ihn an. »Bei der einäugigen Meerjungfrau?«
    »Ja. Ein Maskaron. Sie sieht komisch aus, denn rechts ist statt des Auges ein großes Loch.«
    Mira schnappte nach Luft. Ob das die Meerjungfrau war, die sie kannte? Die Najade, die der Zwerg so sehnlich vermisste?
    »Kannst du sie mir zeigen?«, fragte sie Rabeus.
    »Klar!«
    Rabeus ging mit ihr einen langen Gang entlang, über den sich mehrere steinerne Bögen spannten. Am dritten Bogen blieb er stehen. Mira sah nach oben. Tatsächlich! Dort war die Meerjungfrau! Ihr hübsches Gesicht ragte neben zwei Ziersäulen aus der Mauer, als hätte es sich dort schon immer befunden. Und wie Rabeus
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