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Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)

Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)

Titel: Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)
Autoren: Robin Theis
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mit seiner kleinen Familie vereint zu sein.
    Der Kaiserpinguin war kurz vorm verhungern, als aus dem kalten Salzwasser eine furchterregende Kreatur auftauchte. Ein Orca-Wal, der natürliche Feind der Pinguine, der in seinen gigantischen Augen zweieinhalb Portionen Kaiserpinguin auf dem Präsentierteller serviert sah. Er wollte zuschnappen, doch dann sah er den Blick des Kaiserpinguins, in dem er puren Zorn wiedererkannte.
    „Der Zorn galt nicht mal mir, aber deine Augen trugen den gleichen Zorn, wie meine heute noch an diesem Tag. Menschen können es nicht sehen, aber in unseren Augen spiegelt sich der Zorn auf ihre ganze Existenz.“
    Der Wal ließ von der Idee ab die Pinguine zu verspeisen. Stattdessen nahm er ihn auf und reiste mit ihm um die Welt. Er brachte ihm die Sprache der Menschen bei und dabei gab er ihm einen neuen Lebensinhalt: Rache.
     
     
    12
     
    Auf den Punkt genau waren drei Jahre, nach der Ankunft des Pinguins im ersten Dorf vergangen. Der Himmel über dem Dorf war in einem blutigen Rot gefärbt.
    Die erste Flutwelle überraschte das Dorf und überwältigte das Dorf vom Ufer bis hin zum Kirchturm. Die Dorfbewohner liefen verwundert aus ihren Häusern, um die Katastrophe zu bewundern. Sie trauten ihren Augen nicht, als sie den einst freundlichen Wal sehen, der am Strand mit einem von Wahn geprägten Grinsen wartete und seine Flossen ins Wasser schlug und die nächsten Flutwellen auslöste. Wie eine Horde galoppierender Pferde zerstampften die harten Wellen die Dorfbewohner. Häuser rissen unter der Belastung nieder und begruben die Dorfbewohner. Die ersten Flüchtlinge erreichten gerade den Rand des Dorfes, als schon ein lauter Donner ertönte und einem Flüchtling ein blutiges Loch in das Herz bohrte. Die anderen blickten zum Wal und erkannten auf dessen Kopf den Pinguin, den sie auch so freundlich in Erinnerung hatten. Mit dem Revolver in seiner Hand feuerte er auf die flüchtenden Dorfbewohner. Diejenigen, die den Revolverkugeln ausweichen konnten, bekamen ein Messer in den Kopf geschmissen. Neben dem Pinguin stand der erbarmungslose junge Kartenspieler, den sie einst als Schwächling „Jack“ in Erinnerung hatten.
    An diesem Tag sollte es keine Überlebenden geben.
    Es war ein Massaker, in dessen Angesicht, der Pinguin zum ersten Mal wieder von Herzen lächeln konnte.
     
     
    13
     
    Während Friedels schmerzender Erzählung blieben Willis Augen durchgehend geschlossen. Tränen kämpften sich aus seinen geschlossenen Augen bis ans freie und endeten auf den Holzdielen des Stegs. „Es war ein Fehler“, sagte er und öffnete die Augen. „Es war ein Fehler dir zu vertrauen. Du hast mir vorgegaukelt, wir würden für Gerechtigkeit kämpfen... Dabei hast du aus mir einen kaltblütigen Mörder gemacht.“
    „Du nimmst diese Menschen und Schutz und wagst dich das Wort Gerechtigkeit zu verwenden?“, fragte Friedel erbost.
    „Blutwäldchen zu vernichten wäre ungerecht! Du würdest damit deine eigenen Prinzipien verraten!“
    „Ungerecht... UNGERECHT?! Geh zur Seite, ich zeig dir was ungerecht ist.“ Friedel holte mit seiner riesigen Flosse aus.
    Willi breitete seine Flossen aus und schrie: „ICH LASS DICH NICHT VORBEI!“
    Der Wal schlug Willi vom Steg hinunter. Mitsamt einigen Brettern des Stegs fiel Willi in das Wasser, doch keinen Augenblick später kletterte er aus dem Wasser zurück auf den Steg. Er stellte sich wieder schützend vor Blutwäldchen und schrie erneut: „ICH LASS DICH NICHT VORBEI!“
    „Das ist lächerlich! Diesen Menschen bist du nichts wert!“
    Erneut krachte Willi mit einem weiteren Teil des Stegs ins Wasser. Tapfer schwamm der stolze Kaiserpinguin an die Wasseroberfläche und erklomm erneut den Steg. Schützend breitete er wieder die Flossen aus.
    „ICH LASS DICH NICHT VORBEI!“
    Friedel beobachtete Willi, der auf zittrigen Beinen stand und von den Schlägen mit blutigen Schrammen übersät war. „Diese Menschen würden dich jederzeit im Stich lassen. Das scheinst du zu vergessen!“
    Wieder wurde Willis in Wasser geschmettert. Der halbe Steg war mittlerweile zerstört. Mit letzter Kraft zog sich der Pinguin auf die Stegbretter und keuchte.
    „Sag mir, mein Freund. Was hab ich dir alles geschenkt?“, fragte Friedel. „Ich gab dir deine Rache, deine Vergeltung... Doch sag mir, mein Freund... Was gaben dir die Menschen?“
    Der tapfere Kaiserpinguin stand mit wackligen Beinen auf. Er zitterte am ganzen Körper. Sein Kopf schaukelte benommen rauf und runter,
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