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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Autoren: Peter F. Hamilton
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alles vermißt hatte. Die drei Tage seiner Abwesenheit waren so unwirklich, verglichen mit dem hier, unwirklich wie eine Fernsehsendung. Wäre nicht Suzi ums Leben gekommen …
    »Sie beißen nicht«, sagte er, als Andria auf der Türschwelle zögerte.
    Sie lächelte nervös. Ihre Augen waren vom Weinen immer noch leicht gerötet.
    Die Bioleuchtkörper in der Halle brannten. Greg trat ein in die vertraute Umwelt der ramponierten Eichentruhe, des Hutständers, des pseudogotischen Spiegels aus dem neunzehnten Jahrhundert, der alten Fliesen mit den frischen schlammigen Fußabdrücken. Er hörte Rockmusik von irgendwo aus dem oberen Stockwerk und das mechanischen Dingdong und die piepsigen Stimmen eines Zeichentrickfilms durch die offene Wohnzimmertür.
    »Dad!« kreischte Christine.
    Er sah eine verschwommene Bewegung, als sie die Treppe herunterstürmte.
    Eleanor steckte den Kopf aus der Küche und lächelte. Christine warf die Arme um Greg und küßte ihn, ehe er es bis zu Eleanor schaffte. Oliver, Anita und Richy kamen schreiend und jauchzend aus dem Wohnzimmer.
    »Warst du wirklich dort, Dad?« fragte Oliver mit runden und ungläubigen Augen. »Oben im Weltall, als sich das Segel geöffnet hat?«
    Greg blinzelte, als Christine ihn freigab. »Wieso trägst du dein Nachthemd?«
    Sie lachte und wirbelte einmal im Kreis. »Gefällt es dir? Das ist mein neues Partykleid.«
    »Im Fernsehen haben sie gesagt, daß Tante Julia da oben war«, beharrte Oliver. »Von dir haben sie nie was gesagt.«
    Christines glänzend schwarzes Kleid wurde von zwei dünnen Schulterriemen gehalten, und das Rückenteil begann erst kurz über ihrem Hinterteil. Der Rocksaum war ein gutes Stück über den Knien.
    »Das ist Andria«, erklärte Greg den drei jüngeren Kindern abwesend. »Sie bleibt eine Zeitlang bei uns.«
    Richy kaute auf einem seiner Spielzeugautos. Er legte den Kopf auf die Seite und blickte zu Andria empor. »Wieso?« fragte er.
    »Weil sie eine Freundin ist, und weil es hier schön ist.« Was auch stimmte; der Hof war der beste Platz, den er kannte, um ein Kind aufzuziehen, aber er würde noch mit einer besseren Begründung aufwarten müssen. Morgen wollte er versuchen, die Sache mit dem zusätzlichen Baby zur Sprache zu bringen. Obwohl es vielleicht besser war, wenn Eleanor das übernahm. Ja, ausgezeichnete Idee!
    »Macht es dir was aus?« fragte Andria.
    Richy schüttelte schüchtern den Kopf.
    Greg schaffte es, Anita einen Kuß zu geben.
    »Ich habe dich vermißt, Dad«, flüsterte sie.
    »Greg hat uns erzählt, daß du früher in einem Reedereibüro gearbeitet hast«, sagte Eleanor.
    »Ja.« Andria nickte.
    »Wie gut bist du in Buchhaltung?«
    »Ich habe dort manchmal auch mit Finanzdaten gearbeitet.«
    »Gut.« Eleanor gab Greg einen kurzen Kuß und bugsierte dann Andria zur Küche. »Du kannst mir bei unserer Buchhaltung helfen. Ich fürchte, ich hänge dieses Jahr weit zurück.«
    Greg drückte Oliver kräftig. »Ja, ich war da oben, und Tante Julia war auch da.«
    »Der segelnde Stern ist ein Aspekt Gäas, nicht wahr, Dad?« fragte Anita eindringlich. Sie warf Oliver einen verächtlichen Blick zu. »Einer ihrer Engel, der gekommen ist, um uns den Weg zur Erlösung zu weisen.«
    Christine strich die Vorderseite ihres Kleids glatt. »Ich ziehe es zum Tanz in der Victoria Hall am Samstag an. Graham hat gefragt, ob er mit mir hingehen darf. Mum sagte, ich müßte erst dich fragen. Aber es ist doch okay, wenn ich gehe, oder, Dad?«
    »Wer ist Graham?«
    Eleanor lächelte süß. »Das Abendessen verspätet sich, tut mir leid.« Sie und Andria verschwanden in der Küche.
    »Es ist ein außerirdisches Monster, und Dad hat es daran gehindert, New London aufzufressen!« versetzte Oliver hitzig und funkelte seine Zwillingsschwester an. »Das stimmt doch, oder, Dad?«
    Greg hob Richy hoch, der engelgleich lächelte und die Arme um den Hals seines Vaters schlang.
    »Dad! Kann ich nun mit Graham tanzen gehen oder nicht?«

 
Epilog
     
     
    Julia öffnete die Augen und sah reines Weiß vor sich, ein glattes, lichtdurchlässiges Material nur Zentimeter vor ihrer Nase, durch das Sonnenlicht fiel. Sie starrte hinein, während ihre Gedanken allmählich zueinander fanden, als ob sie wach würde. Aber sie hatte nicht geschlafen, dessen war sie sicher.
    Erinnerungen stiegen hoch, kalt und leuchtkräftig; jeder Aspekt ihres Lebens trat in präzisem Detail hervor, und Freude und Schmerz waren nicht von der Zeit gedämpft. Das war so unfair!
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