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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Autoren: Peter F. Hamilton
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den Felsen über den Unterkünften der Ersten Heilskirche gesessen und zugesehen hatte, wie die Sonne hinter der Wüste unterging.
    »Gehört alles zum Abkommen«, sagte sie. »Der Außerirdische und ich sind schließlich eins, erinnerst du dich? Eine fertiggestellte zweite Habitathöhle vermittelt Event Horizon einen kräftigen Finanzschub. Was hast du denn erwartet?«
    »War das wirklich nötig?« fragte er leise. »Diesem Ding deine Erinnerungen offenzulegen?«
    »Das war das Abkommen, Victor. Wie sonst hätten wir sicher sein können, daß das Hexaemeron uns verläßt? Und nicht nur verläßt, sondern einen langen Weg zurücklegt, ehe es die Lebensformen seines Planeten wieder ins Leben ruft. Das Centauri-System wäre nutzlos. Unsere eigenen Sternenarchen werden in weniger als hundert Jahren dort eintreffen; vielleicht sogar früher, falls Beswick je austüftelt, wie man ein Wurmloch öffnet. Aber jetzt, wo meine Persönlichkeit ins Hexaemeron übertragen wurde, garantiere ich, daß es fünfzig, sechzig Lichtjahre weit nicht anhalten wird. Müßte reichen, denke ich.«
    »Das ist aber kein so tolles Abkommen für den Außerirdischen. Wir sind ihn los, und du machst Profit. Was kriegt er?«
    »Das Leben, Victor. Der Tod war die einzige andere Option. Und das wäre ein furchtbares Verbrechen gewesen. Ein planetenumspannender Völkermord. Ich bin mir nicht sicher, daß ich einer solchen Tat hätte zustimmen können. Aber er kann ein paar Jahrtausende lang warten, bis er ein leeres Sternsystem findet, das er kolonisieren kann – schließlich wartet er schon seit Jahrmilliarden.«
    »Wenn du meinst«, sagte er widerstrebend. »Und was wird aus uns? Welche Kombination bilden wir? Du baust und ich beschütze?«
    Seine Stimme zitterte, allerdings nur ganz leicht und gut verborgen; vielen Menschen wäre es nicht aufgefallen. Kenne ich ihn schon so gut oder habe ich es schon immer getan? »Sowas in der Art. Ich denke nicht, daß du für ein Leben als Hausmann geschaffen bist.«
    »Nur zu wahr.« Er legte ihr den Arm über den Rücken und streichelte sie seitlich an den Rippen. »Komisch – das Hexaemeron kannte uns so gut, daß es direkt zum Herzen unserer Gesellschaft vorgedrungen ist. Es wußte die ganze Zeit schon, daß Leute wie du und Jepson die wirkliche Macht im Land sind.«
    »Ich habe darüber nachgedacht. Und es hatte unrecht. Jepson und ich waren einfach die am ehesten passenden Leute, nicht die mächtigsten. So funktioniert die Welt heute. Eine Million verschiedener Interessen, alle im Wettbewerb miteinander, alle lärmend bestrebt, ihre Stimme hörbar zu machen. Ich habe Marchant gesagt, die Welt würde vielschichtiger, und das Hexaemeron hat mir das über jeden Schatten eines Zweifels hinaus bewiesen. Einfache politische Systeme funktionieren nicht mehr; die Konfrontation von zwei Parteien, zwei Ideologien liegt hinter uns. Wir brauchen ein System, das für das Datenzeitalter geeignet ist, für eine Welt, die totale Information ermöglicht und in der keine zwei Orte weiter als neunzig Minuten Reisezeit voneinander entfernt liegen. Die Engstirnigkeit ist tot, lang lebe die Engstirnigkeit.«
    Er sah sie lange an. »Ich kapiere das nicht.«
    »Denk nur an Wales. Als Teil Englands ist es nicht zurechtgekommen – Arbeitslosigkeit über dem Durchschnitt, mittelmäßige Dienstleistungen und Infrastruktur. Für neokonservative Politiker in Westminster ist es nur eine weiteres spezielles Interesse wie Bildungs- und Steuerpolitik. Sie investieren minimale Ressourcen für einen maximalen Ertrag an Stimmen; verdoppeln sie die Investitionen, erhalten sie gewiß nicht die doppelten Stimmen. Somit bleibt Wales automatisch am Rand. Deshalb entwickeln sich auch so starke regionale Abspaltungsbewegungen. Nicht nur hier, sondern überall auf der Welt – die Teilstaaten Kaliforniens, Italiens, Deutschlands; sogar die Dezentralisierung Chinas ist das gleiche, nur unter anderem Namen. Kleine, aber starke regionale Regierungen können sich immer effektiver um ihre Bevölkerung kümmern, vorausgesetzt, es sind demokratische Regierungen. Was ihnen in früheren Zeiten fehlte, waren Stärke und Stabilität, wie sie aus schierer Größe resultieren, und diesen Verlust für England fürchtet Marchant so sehr. Heute ist die Mitgliedschaft in weitgespannten Organisationen jedoch absolut einfach, und die Auswahl ist enorm. Die autonomen Regionen werden zu Knotenpunkten in globalen Vernetzungen; es gibt Hunderte von ihnen, Tausende, alle
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