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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Autoren: Peter F. Hamilton
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Das ist wieder etwas, was mir ein hübsches Sümmchen erspart.«
    Eine dritte Kugel tauchte auf, wieder eine metallische, deren spiegelnde Oberfläche verdrehte Konstellationen reflektierte.
     
    Greg sah über drei Stunden lang zu, wie der Außerirdische Kugeln ausstieß. Die Erschöpfung wirkte sich nur körperlich aus, zwang ihn zur Ruhe. Geistig blieb er wachsam, fasziniert von dem langsamen Karnevalszug der Elemente, der draußen vorbeischwebte. Die meisten Kugeln bestanden entweder aus Eisen oder Kieselerde und hatten dreihundert Meter Durchmesser. Auch kleinere Kugeln aus den selteneren Mineralen kamen vor, dunkelgrün und gelb und blau. Acht Schwünge davon traten zusammen mit den normalen Kugeln auf und umschwärmten sie wie Monde einen Gasriesen.
    Es dauerte einige Zeit, bis sie bemerkten, daß die Prozession beendet war. Die letzte Kugel, von ziegelroter Farbe und nach Julias Aussage wahrscheinlich aus Zirkon gefertigt, war bereits bis auf halbe Höhe der Kraterwand aufgestiegen, als Greg bemerkte, wie sich das Fleisch des Außerirdischen vom Rand ausdehnte, um den Schacht wieder zu füllen.
    »War es das?« fragte Maria.
    »Das ist die letzte Phase«, sagte Julia. »Die Zellen gruppieren sich neu; sie waren ziemlich dünn durch die zweite Habitathöhle verstreut, um sie auszugraben und das Erz abzubauen. Es ist ein großes Gebiet; ich bin froh, daß es schon zur Hälfte fertig war, ehe der Außerirdische mit seinen Arbeiten angefangen hat.«
    »Die letzte Phase?« fragte Victor.
    »Seine Abreise.«
     
    Greg fragte sich, ob es wieder mal das Schicksal war, das New London mitten über den Atlantik geführt hatte, während Europa noch in Dunkelheit lag und auf die Morgendämmerung wartete. Der Asteroid war damit von vier Kontinenten aus sichtbar: Europa, Afrika, Nord- und Südamerika. Alle mit perfekten Sichtbedingungen.
    Schufen Menschen eine neue Ära oder waren es die Erfordernisse der Zeit, die die richtigen Personen hervorbrachten? So oder so, fand Greg, hatte Gott Julia ausgewählt, kein Vertun.
    Sie hatten einigen Fernsehsendern zugehört, während die Kugeln aus dem Krater aufstiegen. Die ganze Welt wußte, daß oben in New London etwas passierte, daß zum ersten Mal die geostationären Strategischen Plattformen der Gemeinsamen Verteidigungsliga eingesetzt worden waren, daß sich Julia Evans da oben aufhielt und sie eine Evakuierung angeordnet hatte.
    Julia wies Sean an, den Asteroiden wieder ins Kommunikationsnetz einzugliedern, vor allem um die Menschen zu beruhigen und ihnen zu versichern, daß der Notfall nicht lebensgefährlich war. Das Globecast-Lizenzunternehmen übermittelte seitdem ständig Bilder der raffinierten Kugeln an die Erde. Für Greg hatte das eine süße Ironie an sich. Was wohl Clifford Jepson jetzt dachte?
    Maria wendete die Falcon erneut, bis sie mit dem Heck zur nördlichen Nabe wies. Greg sah, wie sich die scheinbar endlose Reihe sonnenbeschienener Kugeln in Richtung auf den Polarstern ausdehnte, wie vielfarbene Sterne, die vom Himmel herabregneten.
    Eine Schwellung bildete sich mitten im Fleisch des Außerirdischen und dehnte sich rasch aus, verlängerte sich. Sie bildete eine kegelförmige Spitze von sechshundert Metern Höhe und stoppte. Die Spitze neigte sich vor und zeichnete dabei eine sich ausweitende Spirale nach, während die Rotation des Asteroiden sie im Kreis führte.
    Greg spürte, wie Erwartung aus dem Außerirdischen hervorflutete, eine Mischung aus Erregung und Furcht. Julias Persönlichkeit hatte ihm Gefühle vermittelt, und jetzt hatte er Angst und versuchte, sich aufzuraffen.
    Nichts besteht ewig, sagte er ihm traurig.
    Der Außerirdische machte einen Satz. Ein mächtiger Krampf lief wie eine Welle über seine Flanken und erreichte die Basis der Kraterwand; dann ließ er los. Fast sofort änderte er die Gestalt, zog sich zu einer Kugel von vierhundertfünfzig Metern Durchmesser zusammen.
    Greg gelangte zu dem Schluß, daß das Wesen schneller war als jede der Kugeln; seine Flugbahn führte es von New Londons Rotationsachse und der Reihe der Kugeln weg. Als es über den Kraterrand aufstieg und in direktes Sonnenlicht gelangte, veränderte das Fleisch die Farbe, verdunkelte sich, bis es ebenholzschwarz war.
    »Möchtest du ihm folgen?« fragte Maria.
    »Nein«, sagte Julia. »Wir können auch von hier aus zusehen.«
    New London lag sieben Kilometer hinter ihm, als der Außerirdische seine Metamorphose einleitete. Das Fleisch geriet wieder in Fluß, flachte
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