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Mina (German Edition)

Mina (German Edition)

Titel: Mina (German Edition)
Autoren: David Almond
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die Hände und machten uns Arme Ritter mit Zimt drauf. SO LECKER ! Meine Mutter ist eine fantastische Köchin. Danach gingen wir spazieren. Ich erzählte Mama von dem Amselnest und von Mr Myers’ Tochter. Sein Haus sah verdreckt und so dunkel aus, als wir vorbeigingen.
    „Ich frage mich, wer es wohl kaufen wird“, sagte ich.
    „Jemand, der sich nicht scheut, sich die Finger schmutzig zu machen“, sagte sie. „Jemand der sich vorstellen kann, wie es aussehen wird, wenn es sauber ist und hübsch hergerichtet.“
    Wir gingen zum Heston Park. Wir kamen ganz nah am Eingang zur Unterwelt vorbei. Ich spähte hinein, und vermutlich habe ich gezittert oder bin zusammengezuckt, denn Mama blieb stehen.
    „Was ist los, Mina?“, fragte sie mich.
    Dicht hinter ihr lauerte das abgeschlossene Eisentor.
    „Nichts, Mama“, sagte ich.
    „Wirklich?“
    „Ja, Mama.“
    Ich überlegte, ob ich ihr von dem Tag erzählen sollte, als ich durch das Eisentor gegangen war, ganz allein. Aber ich sagte nichts. Wenn ich darüber nachdenke, gibt es eine ganze Reihe von Dingen, von denen ich ihr nichts erzähle. Aber so geht es bestimmt den meisten Kindern. Manches behalte ich lieber für mich, weil ich sie nicht aufregen will. Manchmal sind die Dinge auch so komisch, dass ich nicht weiß, wie ich sie erklären soll. Und manchmal wollen die Worte einfach nicht herauskommen. Aber das macht nichts. Ich glaube, sie weiß, dass es vieles gibt, was sie nicht über mich weiß. Aber das ist egal. Man muss nicht jede Kleinigkeit über einen Menschen wissen, um ihn zu verstehen.
    Sie lächelte und umarmte mich.
    „Du bist ein seltsames Kind“, sagte sie, als wir weitergingen.
    „Ich weiß“, sagte ich.
    Ich werde die Geschichte der Unterwelt für sie aufschreiben und vielleicht gebe ich sie ihr auch zum Lesen. Irgendwie glaube ich, man kann sie besser verstehen, wenn sie aufgeschrieben ist.
    Nacht. Selbst bei Nacht hört man die Stadt grollen und brüllen. Der Verkehr dröhnt über die Autobahn, die um das Stadtzentrum herumführt. Es gibt Maschinen und Motoren, die niemals ruhen. Und auch das Atmen, das Schnarchen und das Flüstern mischen sich in den Lärm. Und das Wasser, das durch die Rohre fließt, das Summen des Stroms, das Geplapper aus den Fernsehapparaten in Wohnungen, wo Menschen nicht schlafen können. Hunde, die bellen, und Katzen, die miauen. Und die Eulen, die im Flug über die Crow Road und den Heston Park schreien. Hallo, Eulen. Hu-huu! Ich versuche, wie eine Eule zu schreien, aber es hört sich überhaupt nicht nach einer Eule an.
    Erst wollte ich die Geschichte von der Unterwelt in der ersten Person erzählen und schreiben: „Ich tat dies und ich tat jenes.“ Aber irgendwie ist es besser, in der dritten Person zu schreiben: „Mina tat dies und Mina tat jenes.“ Ich schreibe sie im Mondlicht, begleitet vom Schreien der Eulen.
    2 Dabei muss ich immer daran denken, dass einige Leute behaupten, „moderne“ Kunst könne ja nichts taugen, weil sie ganz und gar nicht aussieht wie die Wirklichkeit. Aber vielleicht soll sie gar nicht so aussehen wie die Wirklichkeit. Vielleicht soll sie wie die Wirklichkeit sein. Oder vielleicht soll sie etwas Unmögliches erreichen: aussehen wie etwas, was wirklich ist, aber in Wirklichkeit unsichtbar ist.

Sie war erst neun Jahre alt. Sie war hager und klein, und sie hatte rabenschwarzes Haar, ein bleiches Gesicht und glänzende Augen. Manche Leute hielten sie für seltsam. Ihre Mutter hielt sie für sehr tapfer. Manchmal erschien sie reif für ihr Alter, und manchmal war sie bloß ein kleines Mädchen. All das war wahr. Sie fühlte sich stark und kühn, einsam und verloren, und die Welt erschien ihr sehr groß und sie kam sich sehr klein vor. Ihre Mama meinte, dass jeder sich manchmal so fühlen würde, egal wie alt man wäre, aber dass Mina es schwerer hätte als die meisten, weil ihr Vater gestorben war. Sie meinte, dass Mina sich stärker und nicht mehr so klein fühlen würde, je älter sie wurde.
    Minas Mutter war stark. Mina kam sie tapfer und sanft vor. Sie hatte glänzend rote Haare und dunkelgrüne Augen. Wenn es so etwas wie Heilige gäbe, dachte Mina, dann wäre ihre Mama eine.
    In der Vergangenheit hatte Mina öfter erlebt, wie sich ihre Mutter mit Ärzten stritt, besonders mit dem einen, der Mina Tabletten geben wollte. Tabletten, mit denen sie sich besser fühlen würde, wie er sagte.
    „Damit fühlt sie sich nicht besser!“, widersprach Minas Mutter. „Damit fühlt sie gar
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