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Mina (German Edition)

Mina (German Edition)

Titel: Mina (German Edition)
Autoren: David Almond
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Vielleicht dachte sie, dass irgendwo im Haus eine Kiste mit Gold auf sie warten würde und nicht bloß alte Tischlampen, abgewetzte Läufer, zerschlissene Sessel und der ganze andere Kram, den sie jetzt nach draußen trägt. Mama sagt, dass dort überall Gerümpel steht, oben auf dem Dachboden und auch in der verfallenen Garage hinter dem Haus.
    Schaut sie euch an. Miss Miesepeter. Dabei hattest du ihn, bis er alt war! Du hattest deinen Papa, bis er alt geworden war, aber es war dir egal!
    Miss Miesepeter will Mr Myers’ Haus verkaufen. Ich frage mich, wer es kaufen wird.
    „Mina!“
    „Ja, Mama!“
    „Mina!“
    Wie schön ihre Stimme ist! Ruf noch mal, Mama.
    „Mina!“
    Wow!
    „Ja, Mama!“

Dinosaurier, Arme Ritter & eine Reise in die Unterwelt
    Wir verbrachten fast den ganzen Tag damit, am Küchentisch Tiere aus Ton zu formen. Ich fing mit einem Wurm an, dann formte ich eine Schlange, dann eine Ratte, dann eine Katze, dann einen Hund, dann eine Kuh, dann ein Pferd und dann ein Nilpferd. Ich formte auch ein Fantasiegeschöpf mit Flügeln und Klauen. Ich formte ein Baby und wiegte es in meinen Händen und sang ihm ein Schlaflied vor. Dann klatschte ich den Ton wieder zu einem Haufen zusammen und formte einen Archäopteryx.
    Der Archäopteryx war ein Dinosaurier, ein Dinosaurier mit Flügeln und Federn. Er konnte fliegen. Vielleicht nicht so gut wie die Vögel heute. Er war ein knochiges Geschöpf und vermutlich nur zu kurzen, ungeschickten Flügen in der Lage. Aber er starb nicht aus. Der Archäopteryx war der einzige Dinosaurier, der überlebte. Er ist der Vorfahr aller Vögel, die es heute auf der Welt gibt. Die Amseln, die ihr Nest über meinem Kopf bauen, sind seine Nachkommen!

    Die Vögel, die zwitschern und über unseren Köpfen fliegen, sind Nachkommen der Dinosaurier!
    Im Naturgeschichtlichen Museum in London gibt es Archäopteryx-Fossilien. Mama hat mir versprochen, dass wir sie uns ansehen werden, wenn sie ein bisschen Zeit hat. Und ein bisschen Geld.
    Sie lächelte, während sie mir zuschaute, wie ich den Ton bearbeitete.
    „Archäopteryx“, sagte sie. „Das ist ein großartiges Wort, nicht wahr?“
    „Ja.“
    ARCHÄOPTERYX ! AR - CHÄ - OP - TE - RIX .

    Ich finde es herrlich, meine Finger in den Ton zu stecken, ihn zu biegen und zu verformen, ihn zu zerreißen und platt zu klopfen, ihn zu rollen und zu drücken. Ich finde es herrlich, ihn mit Wasser weich und glatt zu machen. Ich finde es herrlich, wenn er auf der Haut trocknet und die trockene Kruste dann Risse bekommt, wenn man die Hand zur Faust ballt, und wenn sich der Ton dann in Staub verwandelt. Ich finde es herrlich, wenn er im Ofen trocknet. Wir können uns keinen richtigen Brennofen leisten, und daher schieben wir die Tonfiguren einfach mit unserem Essen in den Ofen, mit Brotteig, Schmortopf, Pizza oder Kuchen. So werden sie zwar nie richtig gebrannt und lasiert, aber das ist uns egal. Wir finden sie trotzdem schön. Wir malen sie an und stellen sie überall auf die Regale. Manchmal stellen wir kleine Modelle von uns selbst her. Mama hat eine kleine Figur von Papa gemacht – sie sieht überhaupt nicht aus wie er, aber irgendwie ist sie trotzdem mehr wie er als alle Fotos von ihm. 2
    Während wir töpfern, muss ich an den Tag denken, als ich noch klein war und zur Schule ging. (Komisch, dass ich beim Schreiben immer daran denke, wie es war, als ich noch klein war.) Wir hatten Kunstunterricht bei Mrs Tompkinson, und ich war ganz hingerissen von der wunderbaren Knete.
    Ich formte einen kleinen Mann. Ich ließ ihn über meinen Schreibtisch laufen. Als ich glaubte, dass niemand auf mich achtete, nahm ich ihn in die Hand und flüsterte ihm ins Ohr.
    „Werde lebendig!“, flüsterte ich. „Werde lebendig!“
    Ich konzentrierte mich mit aller Kraft und wollte ihm nur durch meinen Willen Leben einhauchen.
    Am Nebentisch saß ein Junge. (Joseph Simm? Ich weiß es nicht mehr genau. Ich habe mir alle Mühe gegeben, jeden Einzelnen von ihnen aus meinem Gedächtnis zu verbannen.)
    Ich merkte, wie er mich anstarrte. Ich starrte zurück, als wollte ich ihn fragen: „Was glotzt du denn so?“ Er schüttelte den Kopf und hielt mich offensichtlich für völlig verrückt. Ich deutete auf ihn, wackelte mit dem Finger und verdrehte die Augen, als ob ich ihn mit einem Fluch belegen würde.
    „Miss! Miss!“, schrie er. „Bitte, Miss! Mina McKee ist wieder so komisch!“
    Komisch! Ha! HA !
    Als wir mit dem Töpfern fertig waren, wuschen wir uns
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