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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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Schluss durchschaut. Ich hätte schon gewusst, dass er der Mörder sei, tröstet mich mein Oskar.
    Ich sitze an meinem Esstisch. Ich kann nicht essen. Seit der Show bringe ich einfach nichts hinunter. Oskar probiert es immer wieder mit den besten Leckereien, allen meinen Lieblingsspeisen. Ich würde gerne ein paar Bissen hinunterwürgen, schon ihm zuliebe, aber es geht nicht.
    Helmut Liebig hat seinen Sohn vor der Sendung erreicht. Er hat ihn vor der Hausdurchsuchung gewarnt und ihn beruhigt, dass ich seinen Computer habe. Vaterliebe. Auch wenn es lange nicht danach ausgesehen hat. Vielleicht hätte er ihm früher seine Liebe zeigen sollen, vorbehaltlos. Ich kann seinen Vater nicht für das verantwortlich machen, was passiert ist.
    Mir geht ein Satz im Kopf herum, ich weiß nicht, woher er stammt: Wir werden alle von unserem eigenen Film im Kopf eingeholt. Was soll das heißen? Wer hat es gesagt? Heißt das, wir leben alle so lange unsere Bilder von der Realität, bis sie wahr werden? Das wäre zu schön. Der Film in meinem Kopf war ein anderer. Der der erfolgreichen Reporterin Mira Valensky, der Mira Valensky, die nach der Wahrheit sucht und sie findet. Und dann? Was ist dann? Erfolgreich. Ja. Bin ich. Momentan. Wahrheit? Was soll das sein? Eine Reality-Show? Das, was man weltweit im Fernsehen gesehen hat von dem Abend, als Klaus Liebig endlich zum Superstar werden wollte? Er ist ein Star geworden. Droch hat mir erzählt, dass vor dem Gefängnis Fans standen, sie wollten Autogramme. Es seien vor allem junge Mädchen gewesen. Eine Zeitung hat geschrieben, was immer man über ihn sagen möge, und wenn er hundertmal ein Mörder sei: Er habe das System des Fernsehens und der Shows entlarvt. Wodurch? Weil er es benutzt hat? Ich glaube nicht, dass das System so einfach zu enttarnen ist. Es verändert sich. Und wir uns mit ihm. Ich sollte nicht zu spinnen beginnen. Ich krieg noch einen Verfolgungswahn. Denke ganz einfach, Mira. Du sollst einen Kommentar über alles schreiben. Dringend, heute ist Deadline. Deadline. Du hast ihn eigentlich schon im Kopf, den Kommentar. Ein neuer Film im Kopf. Ich muss abdrehen. Und was sehe ich dann?
    Ich muss meinen Kopf auf den Tisch gelegt haben, ich höre ein Geräusch. Ich hebe ihn ein wenig und sehe … Vesna. Und Jana. Und Fran, der eigentlich Franjo heißt. Und Kra, deren Namen ich mir nie werde merken können.
    „Oskar sagt, du kannst nicht essen“, murmelt Vesna besorgt. „Wir haben nur blöde scharfe Ćevapčići gemacht. Ich packe gleich wieder ein. Du brauchst Hilfe, du weißt? Guten Psychologen.“
    „Besser eine Psychologin“, verbessert Jana.
    „Ćevapčići?“, frage ich. „Warum?“
    Jana schüttelt den Kopf. „Du bist wirklich drüber momentan. Dabei feiern sie dich in allen Medien. Mama hat heute Geburtstag. Niemand hat Zeit gehabt, viel zu machen. Ich habe mir gedacht, Kra und ich machen Ćevapčići, das kriegen wir hin. Und dann hat Mama gesagt, wenn du nicht dabei bist, will sie nicht feiern.“
    Ich setze mich auf. Es geht noch. Ich probiere ein Grinsen. Es fühlt sich komisch an.
    „Ćevapčići? Her damit!“
    Ich pfeife auf den Film im Kopf, ich mache mir einen neuen. Oder schau ab und zu auch in der Realität vorbei, wenn ich begreife, was das ist.
    „Dein Valentin ist nicht mit dabei?“, sage ich zu Vesna, während ich kaue.
    „Dem ist sehr schnell klar geworden, dass ich andere bin“, flüstert sie mir zu. „Dabei bin ich immer die Gleiche. Zumindest im Prinzip.“
    Ich nicke. Zum Glück. Ich rufe Oskar, der sich auf meinen kleinen Balkon zurückgezogen hat.
    „Hast du es vergessen? Vesna hat Geburtstag. Wir haben was zu feiern!“
    Oskar strahlt.
    Ich nehme mir noch einen von den Ćevapčići.

[    DANKE!    ]
    An meinen Mann Ernest, wie immer Erstleser und Ratgeber und der, mit dem ich – unter anderem – schon viele entspannte Abende vor dem Fernseher, zum Beispiel mit der „Millionenshow“, verbringen durfte.
    An meine Freundin und PR-Fachfrau Romana, die mir einige ganz andere Sichtweisen auf Gewinnshows vermitteln konnte und die unermüdlich über einen Titel für diesen Kriminalroman nachgedacht hat.
    An Rotraut Schöberl von der großartigen Buchhandlung „Leporello“ in Wien für ihre Begleitung, ihre Begeisterung und ihr nahezu unglaubliches Wissen über Kriminalromane. Ich bin sehr stolz darauf, dass sie auch meine mag.
    www.leporello.at
    An Manfred Buchinger, von dem ich – unter anderem – gelernt habe, was
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