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Millie in der Villa Kunterbunt

Millie in der Villa Kunterbunt

Titel: Millie in der Villa Kunterbunt
Autoren: Dagmar Chidolue
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Millies Tattoo bloß ein Dreckfleck ist? Jedenfalls kramt sie in ihrer Hosentasche nach einem Erfrischungstuch, reißt sogar die Verpackung auf und zieht mit spitzen Fingern das nach Zitrone riechende Tüchlein heraus. Millie ahnt bereits, was die Tante vorhat. Die greift nach Millies Hand, hält sie fest und nähert sich der armen, einflügeligen Fledermaus.

    Halt! So geht das nicht!
    Mit einem Ruck zieht Millie ihren Arm zurück. »Fass bloß meinen Vampir nicht an!«, zischt sie.
    »Wie? Was?« Tante Gertrud ist verdattert. »Vampir? Du hast da einen Schmutzfleck, Kind!«
    Denkste!
    Mama mischt sich ein. »Tantchen, die Kinder haben jetzt alle so eine Tätowierung.«
    »Um Himmels willen«, stößt die Tante aus. »Eine Tätowierung?«
    »Nein, nein.« Mama verdreht die Augen. »Ist bloß ein Aufklebe-Tattoo und auch kein Vampir, nur eine Fledermaus. Ein paar Mal Wasser und Seife, dann ist das verschwunden.«
    Deswegen wäscht Millie seit einigen Tagen ihren Arm nicht mehr.
    Trudel lenkt in diesem Moment die Aufmerksamkeit auf sich. Und auf das, was tief unter dem Flieger zu erkennen ist: Schweden!
    »Alless Ritsseratsse«, sagt die kleine Schwester.
    Zeig mal! Wo?
    Millie ist froh, Tante Gertrud nicht mehr Rede und Antwort stehen zu müssen. Schnell blickt sie auch aus dem Fenster.
    Wow!
    Unten, ganz weit unter ihr, ist die Erde aufgeschlitzt, durch tiefe blaue Ritzeratze-Schrammen im braunen und grünen und gelben Boden. Das sieht toll aus.
    »Wie gemalt«, rutscht es Millie heraus, »blau und grün und gelb. Viele, viele Seen und viele, viele kleine Inseln.« Weil das Flugzeug schon auf dem Anflug nach Stockholm ist und nun tiefer fliegt, kann Millie bereits die blauen Stellen als Wasser erkennen. Seen! Seen! Nichts als Seen!
    »So ist es«, sagt Tante Gertrud und beugt sich über sie. Der Eukalyptus-Menthol-Geruch schwappt über Millie. »Und genau so habe ich mir das vorgestellt. Und weißt du, wie diese unendlich vielen Seen entstanden sind, Millie?«
    Weil Millie die Schultern ratlos hochzieht, beantwortet Tante Gertrud ihre Frage selber: »Die haben sich zu einer Zeit gebildet, als Schweden völlig von Eisgletschern bedeckt war. So ein Gletscher bewegt sich vor und zurück und das Geröll darunter schabt die tiefen Rillen in den Boden. Als das Eis vor ungefähr zehntausend Jahren geschmolzen ist, blieben die vielen Seen zurück, die du da unten sehen kannst.«
    »Dann ist das Wasser bestimmt eiskalt.«
    »Das will ich nicht hoffen«, meint Tante Gertrud.
    Traut sie sich etwa, schwimmen zu gehen?
    Millie hat für alle Fälle ihren Badeanzug dabei. Sie weiß nicht, ob sie überhaupt baden wird. In einem See könnte ein Fisch auf sie zukommen, gerade dann, wenn sie nach Luft schnappt. Und der Fisch springt ihr womöglich in den Mund. Huah!

    Lieber nicht dran denken!
    Jetzt sollen alle Passagiere gerade sitzen, sich anschnallen und die Klippklapp-Tische in der Rückenlehne vor ihnen hochklappen. Damit der Flugkapitän den Flieger sicher auf den Boden setzen kann.
    Sobald sie die Maschine verlassen haben, werden sie nett begrüßt: »Hej!«
    Hej
steckt an.
    »Hej«, sagen die Putzleute, die darauf warten, in das Flugzeug reingelassen zu werden.
    »Hej«, sagt auch der junge Mann, der den Leuten hilft, die Koffer vom Band zu hieven. Mama und Papa schaffen es alleine, dann aber schuckelt Millies türkisfarbenes Köfferchen an. Schwuppdiwupp hat der junge Mann es noch vor Papa gepackt und Millie übergeben.
    »Danke«, sagt sie.
    »Tack«, wird sie lächelnd von ihm verbessert.
    Tack? Wie ticktack?
    Ey, Schwedisch ist ja pickepackeleicht! Und lustig!
    Nun ab durch die Flughafenhalle nach draußen. Noch schnell ein paar Getränke kaufen und Knabberkekse. Das soll für heute reichen.
    Alle ziehen ihren Koffer hinter sich her, nur Trudel kann man nicht klarmachen, dass sie ihren rot karierten Trolley nicht schieben soll.

    »Lass mich!«, maunzt sie gefährlich.
    Ja, lass sie doch!
    Jetzt müssen sie nur den Bus finden, der sie zur Autovermietung kutschieren soll. Kein Problem!
    »Hej«, sagt der Busfahrer, als sie einsteigen, und: »Hej då«, als sie aussteigen.
    Hej du?
    »Hej«, sagt die Vermietungsdame, die an einem der vielen Schalter im Autobüro auf sie wartet, und: »Hej då«, als Mama schließlich den Schlüssel vom Mietwagen in der Hand hält. Dort drüben auf dem Parkplatz wird die Kiste stehen. Jetzt muss Papa auch noch die beiden Kindersitze schleppen, die sie dringend brauchen.
    »Hej du!«, sagt
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