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Millie in der Villa Kunterbunt

Millie in der Villa Kunterbunt

Titel: Millie in der Villa Kunterbunt
Autoren: Dagmar Chidolue
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wird sie sich wie die schwedische Königin fühlen. Mindestens aber wie eine Prinzessin.
    »Kommt gar nicht infrage.« Mama hat andere Pläne.
    Was? Millie soll mit Trudel zusammen in dem kleinen Zimmer mit dem ausladenden Doppelbett schlafen? Man kommt nur rein, wenn man auf den Knien über die Matratzen krabbelt! Wie doof! Die kleine Schwester hat sich sogleich ihrer Sandalen entledigt und robbt juchzend über das breite Bett.
    »Seht ihr«, meint Mama. »Hier kann niemand runterfallen.«
    Ja, weil das Doppelbett von Wand zu Wand reicht!
    »Man kann sich aber den Kopf stoßen«, wendet Millie ein. Sie kämpft weiter um ihr Himmelbett.
    »Man könnte! Man muss jedoch nicht!«, sagt Mama.
    Gegen sie kommt Millie leider nicht an. Mama will anscheinend auch eine Königin sein und im Himmelbett schlafen. Soll sie doch zugeben! Ob Papa sich überhaupt in das Bett mit den Huschiwuschi-Gardinen über dem schmiedeeisernen Gestänge legen wird?

    »Mir ist es gleich, wo oder wie«, sagt er.
    Papa ist nicht besonders hilfreich!
    Und was meint Tante Gertrud, die nun in ihren Schleicherschuhen die steile Treppe nach oben erklimmt?
    »Ich nehme, was übrig bleibt«, sagt sie.
    »Ist auch die einzige Möglichkeit.« Mama weist auf das dritte Schlafzimmer mit der riesigen Fototapete an der Wand. Millie gibt zu, dass es wie für die Tante gemacht ist. Es hat nämlich ein Einzelbett. Wer wollte sich denn freiwillig die Schlafgelegenheit mit der alten Tante teilen?
    Jetzt ist alles geregelt. Papa schleppt das Gepäck hoch und Millie wühlt sofort in Mamas Koffer nach ihrem neuen Fotoapparat. Zunächst findet sie ihren Lesewurmpass. Dass Mama den mit eingepackt hat!
    »Oh«, sagt Tante Gertrud neugierig. »Was ist denn das?«
    Na ja … ein Lesewurmpass eben. Frau Heimchen, Millies Lehrerin, hat darauf bestanden, dass alle ihre Schüler in den Ferien mindestens eine halbe Stunde lang irgendwas lesen. Jeden Tag! Und ein Zeuge soll unterschreiben. Als Zeuge gilt ein Erwachsener. Das können Vater oder Mutter sein. Eine Oma geht auch. Ob Tante Gertrud geht, weiß Millie nicht.
    Endlich findet sie ihren Fotoapparat. Millie probiert ihn gleich aus.
    Klickklack … das Himmelbett. Klickklack … das Doppelbett. Klickklack … die Fototapete mit Palme, rauschender Brandung und Sonnenuntergang. Ein Elch wäre Millie jetzt lieber gewesen. Den hätte sie dann den Freunden zu Hause präsentieren können. Wer weiß, ob ihr ein echter Elch über den Weg laufen wird.
    »Wenn du so weitermachst, ist deine Speicherkarte bald voll«, ruft Mama.
    »Wie viele Bilder passen denn drauf?«, fragt Millie.
    Murmelmurmelmurmel …
    »Was?«
    »Weiss sie nihich«, übersetzt Trudel Mamas Genuschel. »Hunnert! Vier … sechss … ssöhölfffhunnert!«
    Reicht doch!
    Heute gibt es nur noch ein paar der Knabberkekse zu futtern, und dann besteht Mama darauf, dass alle schlafen gehen und sich auf den morgigen Tag vorbereiten.
    »Mit Türen zu?«, fragt Millie.
    Geschlossene Türen in einem unbekannten Haus findet sie nicht so toll.
    »Tür auf!«, bestimmt die kleine Schwester, und gegen Trudels Worte sind Mama und Papa machtlos .
    Zähne putzen, Hände waschen und ab in die Kiste. Ohne Geheul, bitte!

    Trudelchen schläft ratzfatz ein. Millie hört Papa schnarchen und Mama wälzt sich von einer Seite auf die andere. Jaha … so ein Himmelbett ist zwar romantisch, doch wohl ein bisschen eng. Aber Mama hat das so gewollt. Sie wird sich dran gewöhnen müssen.
    Aus Tante Gertruds Zimmer dringt diffuses Licht. Steht ihre Tür ebenfalls einen Spalt offen? Hat die Tante etwa Angst? Millie hört von drüben raschelnde Geräusche. Was könnte das sein? Knackt die Tante vielleicht die kleine Tüte mit den toten Gummibärchen? Nee, hört sich eher an, als würden Seiten umgeblättert. Vielleicht lernt Tante Gertrud noch ein paar Wörter Schwedisch. Oder sie liest in ihrem Reiseführer, was sie morgen alles unternehmen könnten. Puh!
    Das sind Millies letzte Gedanken an diesem Abend. Sie schläft durch bis zum frühen Morgen.
    »Hej«, wird sie von Tante Gertrud aufgeweckt. Die kitzelt sie an den Füßen!
    Hände weg! Millie rollt sich auf den Bauch und presst ihr Gesicht fest ins Kuschelkissen. Oje … Die kleine Schwester ist auch bereits wach und turnt auf dem breiten Bett herum. »Tante Gääätruuud macht killikilli!« Oh Mann! Ihr Gekicher ist nicht auszuhalten!
    Mama und Papa bevölkern schon das Badezimmer. Zahnbürsten klappern im Glas, Wasser plätschert,
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