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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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übertreten, trotzdem einen Weg in das Gebäude finden werden. Vermutlich durch irgendeine Geheimtür, von deren Existenz mir nichts bekannt ist. Also ist es wohl besser, ich begleite Sie, behalte Sie im Auge und lasse Sie anschließend Ihrer Wege gehen.«
    Mit anderen Worten, er wollte den Babysitter spielen. Flints Magen verkrampfte sich noch mehr als zuvor.
    Nyquist hatte nichts über Paloma gesagt. Er hatte nicht gesagt, was ihr zugestoßen war. Die logische Schlussfolgerung lautete, es war bereits alles geschehen, und was geschehen war, war schlimm.
    Nyquist streckte die Hand nach einem der Laserchips aus und blockierte ihn mit seiner Marke. Flint trat durch den vorübergehend dunklen Bereich auf das Gras.
    »Was ist hier passiert?«, fragte er erneut.
    »Das versuchen wir herauszufinden.« Nyquist führte ihn über den Rasen. Hier unten schienen ihn mögliche Spuren nicht zu kümmern.
    »Und Paloma?«
    Nyquist antwortete nicht.
    Flint fühlte sich schwindelig. Er zwang sich zu atmen. Nyquist wartete ab, wie Flint reagierte – andernfalls hätte er ihm erzählt, womit er rechnen musste – und Flint war fest entschlossen, ihm seine Reaktion vorzuenthalten.
    Die Haupteingangstür stand offen. Der Empfangsraum war verlassen, etwas, das Flint noch nie erlebt hatte. Der schwarze Boden, üblicherweise geradezu beängstigend blank poliert, sah abgewetzt aus und war mit irgendeiner Art von Schmutz bedeckt. Auf sämtlichen Möbeln lagen allerlei automatische Beweissammler herum, und jemand hatte die automatische Luftreinigung abgeschaltet, wodurch das Haus drückend und beengt wirkte.
    Der Ausblick auf die Mondlandschaft, normalerweise so klar, dass es aussah, als könnte man direkt von dem schwarzen Boden auf die Felsen steigen, war verschwunden. Flint brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass jemand die riesigen Fenster abgedeckt hatte, etwa so, wie die Schutzwände der Kuppel in einem Notfall abgelassen wurden.
    Die Fahrstuhltür stand offen, doch der Fahrstuhl selbst war deaktiviert worden. Techniker – menschliche Techniker – arbeiteten im Inneren, sammelten, sicherten, zeichneten auf.
    Unwillkürlich schluckte Flint, um die Trockenheit in seiner Kehle zu bekämpfen.
    Nyquist führte ihn zu einer Treppe, die sich in der schwarzen Wand neben den Fahrstühlen verbarg. Paloma wohnte im achten Stock. Das würde eine ziemliche Kletterei werden.
    Flint folgte Nyquist nach oben, und seine Beklemmung wuchs mit jedem Stockwerk. Entweder führte Nyquist ihn in ersterLinie zu Paloma, weil er nach ihr gefragt hatte, oder wegen einer Sache, die ihr widerfahren war.
    Als sie sich dem achten Stock näherten, erklang über ihnen das Echo von Stimmen. Die Treppenhaustür stand offen, und aus den Gesprächen folgerte Flint, dass die Techniker den Korridor bearbeiteten.
    Eine Frau lugte durch die Tür, als Flint den letzten Treppenabsatz betrat. Sie hatte lockiges, rotes Haar und eine herbdunkle Hautfarbe. Ihre grünen Augen sahen aus, als wären sie nur durch ein Versehen entstanden, doch ihre vollen Lippen machten das problemlos wieder wett.
    »Halten Sie das für klug?«, fragte sie.
    Für einen Moment dachte Flint, sie spräche mit ihm, doch dann erkannte er, dass sie an ihm vorbei zu Nyquist schaute.
    »Er braucht eine Schutzhülle«, sagte Nyquist nur.
    Die Frau verdrehte ihre sonderbaren Augen und verschwand auf dem Korridor. Eine halbe Sekunde später war sie mit einer Schutzhülle für Techniker zurück, die jeden Zentimeter des Körpers umgab und sicherstellte, dass der Träger nichts – nicht den Hauch eines Spurenbeweises – am Tatort verlieren konnte.
    Flint hatte seit Jahren keine mehr getragen.
    Sie nickte Flint zu. Der drehte sich zu Nyquist um, nicht gewillt, den Schutzanzug ohne weitere Erklärung anzulegen. Der Anzug war wunderbar zur Vertuschung anderer Absichten geeignet; er würde den Tatort schützen, konnte aber zugleich als Beweismittelbeutel dienen. Flint hatte jede Menge Spuren an sich. Die wollte er den Polizisten ebenso wenig grundlos überlassen wie irgendeinen Teil seiner DNA.
    Er rührte den dargebotenen Anzug nicht an. »Ehe wir weitermachen«, sagte er zu Nyquist, »sagen Sie mir, was passiert ist.«
    Ein Ausdruck des Ärgers huschte über Nyquists Gesicht, so schnell, dass Flint ihn beinahe übersehen hätte. Aber verstehen konnte er ihn durchaus. Nyquist hatte gehofft, dass Flint den doppelten Nutzen des Anzugs vergessen hatte oder zumindest aufgeregt genug war, nicht daran zu
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