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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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die meisten ihrer Akten behalten, und sie hat mir die Dateien nie gezeigt, aber sie hat mir erzählt, was sie enthalten, als ich sie in dem Jahr, bevor ich hierhergezogen bin, danach gefragt habe.«
    Nyquist nickte. Er hoffte, später in der Lage zu sein, Genaueres in Erfahrung zu bringen.
    »Der Klient hat Luciannas Ratschläge teilweise umgesetzt, aber nicht vollständig. Der Sachverhalt wiederholte sich, an einem anderen Ort, aber mit dem gleichen Ergebnis, und der Klient hat wieder in gleicher Weise agiert. Nur hat der neue Fall den alten wieder hochgespült und neuen Groll geweckt …« Er legte eine kurze Pause ein. »Das kann für Sie nicht viel Sinn ergeben.«
    »Ich werde es mir zurechtreimen«, sagte Nyquist.
    »Wir konnten einen Teil der Wogen glätten, indem wir außerhalb des Gesetzes gearbeitet haben, so, wie wir es schon vorher gemacht haben. Das Ergebnis war das gleiche wie beim vorigen Mal«, sagte Claudius. »Die geschädigte Partei hat auf Empfehlung der zuvor geschädigten Partei die Bixiner angeheuert.«
    »Und so kam es, dass Sie hier gelandet sind«, sagte Nyquist.
    Claudius nickte. »Was im Grunde nicht so schlecht ist. Ich kann meine Kinder sehen. Ich kann mein Leben leben. Und ich habe festgestellt, dass ich die Kanzlei überhaupt nicht vermisse.«
    Aber ein Punkt hing unausgesprochen zwischen ihnen in der Luft. Er würde Paloma vermissen.
    »Sie sagten, man habe Ihnen einen Vorschlag unterbreitet«, sagte Nyquist.
    »Ja.« Claudius drückte auf die Armlehnen seines Sessels, worauf die Lehne abgesenkt wurde. Nun hatte er zwar eine entspanntere Haltung eingenommen, wirkte aber umso angespannter. Sein ganzer Körper war viel zu verspannt, als dass er es bequem hätte haben können.
    »Wie sah der aus?«
    »Ich sollte die Klientendateien herausrücken. Ich sollte erklären, dass ich zu diesen außergesetzlichen Maßnahmen geraten habe, meine Schuld und die meiner Firma eingestehen – nicht öffentlich, wohlgemerkt, nur den Familien gegenüber –, und ich sollte eine hohe Geldstrafe bezahlen.«
    »Eine hohe Strafe?«
    »Mehr Geld, als Sie in Ihrem Leben je verdienen werden, Detective. Mehr Geld, als irgendjemand je im Polizeidienst verdienen wird.«
    »Also haben Sie es vorgezogen zu verschwinden, statt das Geld zu bezahlen.«
    »Zunächst einmal«, sagte Claudius und legte die Hände hinter den Kopf, »bin ich ja nicht vollständig verschwunden. Und zweitens sollte ich Eingeständnisse für beide Fälle machen. Das konnte ich nicht. Ich kannte nur einen Fall, und das Wenige, das ich über den anderen wusste, habe ich durch ein Gespräch mit meiner Frau erfahren. Ich hätte zu den Details beider Fälle Stellung nehmen müssen, und das konnte ich nicht, nicht ohne die Dateien …«
    »Die Ihre Frau hatte«, schloss Nyquist.
    »Und die sie nicht preisgeben wollte«, sagte Claudius. »Sie hielt die Stellungnahme für eine sehr dumme Idee, obwohl sie angeblich vertraulich behandelt werden sollte.«
    »Und das hat sie nicht geglaubt?«, hakte Nyquist nach.
    »Sie sagte, wir hätten eine Verpflichtung gegenüber unserem Klienten«, sagte Claudius. »Und damit hatte sie Recht.«
    »Aber?«
    Claudius schloss die Augen. Er sah noch angespannter aus als zuvor.
    »Mr. Wagner?«
    Er seufzte, berührte wieder eine Stelle an den Armlehnen, und der Sessel kehrte in eine aufrechte Stellung zurück. Dann erhob er sich und ging wieder in die Küche. Dort hielt er einen Moment inne, nur um gleich darauf ins Wohnzimmer zurückzukehren. Das war eine Zeitlupenversion eines Auf- und Abgehens, und Nyquist hegte den Verdacht, dass Wagner kaum etwas anderes getan hatte, seit er von Palomas Ermordung gehört hatte.
    »Wir müssen unsere Schuld eingestehen«, sagte Claudius. »Ich muss meine Schuld eingestehen. Und die Verantwortung für einen ganzen Haufen …«
    Er brach im letzten Moment ab, was verriet, wie erschüttert er tatsächlich war. Nyquist nahm an, so ein Fehler wäre Claudius nie unterlaufen, wäre er imstande, klar zu denken.
    »Die Verantwortung für ein schweres Verbrechen«, sagte Claudius. »Ein furchtbares Verbrechen, um der Wahrheit Genüge zu tun. Und das Schlimmste ist, dass diese Mistkerle nichts daraus gelernt haben. Sie haben es wieder getan. Und so wiegt meine Schuld noch schwerer aufgrund der Tatsache, dass sie es hätten besser wissen müssen.«
    Er berührte den Sessel, blieb aber stehen. Nyquist ließ ihn einfach reden.
    »Ist das nicht komisch?«, sagte Claudius und blickte auf den Sessel
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