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Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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– genug, um sicherzustellen, dass er sich keine Frostbeulen einfing, und wenig genug, um seine empfindlichen Nervenenden nicht zu beeinträchtigen.
    Kovac brauchte sein Tastgefühl. Das Gewehr war eine empfindliche Waffe, gebaut für extreme Bedingungen und nur in den Händen eines Könners wirklich präzise. Die kleinste Störung, von dicken Stofflagen bis hin zu dem kaum messbaren Zittern eines Fingers, konnte den Schuss verderben.
    Kovac hatte während des größten Teils seiner Berufstätigkeit mit Gewehren gearbeitet, und er kannte die meisten Risiken. Dennoch konnten ohne jede Vorwarnung immer wieder neue Probleme auftauchen, und in Fällen wie diesem – Fällen, in denen er nur eine Chance bekommen würde – wollte er gewiss keinen Fehler begehen.
    Kovac hatte sogar die Kugeln selbst angefertigt, eine Lehre, die er aus dem letzten katastrophalen Job gezogen hatte. Und weil dieser Auftrag so wichtig war, hatte er eine Kombination aus Wasser und einem massearmen Gift für den Schrot verwendet. Das war das Schöne an Eis: Die Beweise schmolzen einfach dahin.
    Nicht, dass irgendjemand imstande gewesen wäre, ihm zu folgen. Er war wie eh und je nur ein Geist. Aber er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass man nie zu vorsichtig sein konnte.
    Mit der freien Hand korrigierte Kovac die Einstellung seiner Brille und sorgte dafür, dass die Reflexionen des Eisfelds um ihn herum seine Zielgenauigkeit nicht beeinträchtigen konnten. Er konzentrierte sich auf die Tür, von der ihm der Kopfgeldjäger erzählt hatte. Sie lag hinter einer Bude, in der Erdprodukte verkauft wurden – Erdbeeren, Spargel, rote Paprika, alles zweifellos in einem Gewächshaus gezüchtet.
    Wenn die Informationen des Kopfgeldjägers korrekt waren, würde die Frau innerhalb der nächsten fünf Minuten auftauchen. Sie würde eine Hand über die Augen legen, um sie vor dem Sonnenlicht abzuschirmen, während sie ihre Umgebung in Augenschein nahm. Dann würde sie sich den Korb schnappen, der neben ihrer Tür stand, und sich zu ihrem Tageseinkauf aufmachen.
    Wachsam, aber nicht wachsam genug. Tief im Inneren überzeugt davon, endlich sicher zu sein, und sich der Tatsache nicht bewusst, dass sie schon vor beinahe einem Jahr gefunden worden und noch sechs Monate lang beobachtet worden war, ehe der Kopfgeldjäger auch nur Kontakt zu Kovac aufgenommen hatte.
    Kovacs Herz pochte heftiger als üblich, und er spürte, wie die Kälte in seinem Gesicht brannte. Wenn sie nicht bald herauskäme, würde er sich zurückziehen und morgen erneut auf die Lauer legen müssen, in der Hoffnung, dass seine ansonsten so zuverlässige Quelle nicht zum ersten Mal versagt hatte.
    Dann wurde die Tür geöffnet. Die Frau stand jenseits der Schwelle. Sie war jünger, als Kovac erwartet hatte. Ihre Haut war weich und hatte die gleiche Farbe wie der Sand, den Kovac in seiner Kindheit an der Atlantikküste gesehen hatte. Fältchen umgaben ihre Augen, aber es waren Lachfältchen. Das war auch etwas, womit er nicht gerechnet hatte.
    Irgendwie hatte er geglaubt, sie wäre alt und sähe elend aus, dass sie bedauern würde, an diesem gottverlassenen Ort festzusitzen. Er hatte geglaubt, sie würde die Entscheidungen bedauern, die sie getroffen hatte.
    Die Frau trug ein Kleid aus einem Material, das so dünn war, dass Kovac ihre Brustwarzen durch den Stoff erkennen konnte. Keine Schutzkleidung darunter, nichts, was sie vor Waffenfeuer hätte abschirmen können. Offensichtlich hatte auch sie sich das Credo ihrer Gemeinde angeeignet: die Überzeugung, dass sie weit genug von jeder menschlichen Ansiedlung entfernt waren, um absolut sicher zu sein.
    Kovac benutzte die Kriecheinrichtung seines Anzugs, um aufzusteigen. Er stellte den Kriecher auf einen Dezimeter ein – genug, um seine Schultern über den Rand des Abgrunds zu heben. Kovac hatte den Anzug auf das zerbrechliche Eisfeld eingestellt, und nun konnte er nur hoffen, dass er in der Realität ebenso sacht arbeiten würde wie in der Simulation.
    Als er aufstieg, veränderte sich seine Perspektive. Kovac blickte nun auf das Dorf herab. Sein Ausblick auf den Marktplatz glich dem, den ein Beobachter erhalten hätte, stünde er auf dem Dach eines Hauses.
    Kovac gefiel das nicht. Er wollte einen direkten Schuss und keinen steilen Winkel.
    Er wartete, bis der Anzug den Aufstieg abgeschlossen hatte, ehe er die Brille erneut justierte, doch er konnte die Perspektive nicht ganz korrigieren.
    Kovac schaute nach oben und sah nichts außer dem
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