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Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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fahlgrauen Himmel – die Farbe, die das ferne Sonnenlicht von Trieinsf’rd hervorbrachte, wenn es durch die Atmosphäre strömte. Er schauderte, aber nicht wegen der Kälte, sondern ob der Abgelegenheit dieses Ortes.
    Wieder aktivierte er den Kriecher, und dieses Mal ließ er sich ganz aus dem Riss herausheben. Oben angekommen entfernte er sich ein wenig vom Abgrund und legte sich flach auf den Boden.
    Dann legte er an, wie er es schon vor Jahrzehnten getan hatte, als er auf der Erde mit konventionellen Waffen geübt hatte – mit richtigen Gewehren, die richtige Kugeln verschossen, wie sie es Hunderte von Jahren getan hatten. Er hatte diese Waffen stets vorgezogen und war überzeugt, dass es ohne diese Art von Gewehren keine echten Scharfschützen geben konnte.
    Als er seine Haltung eingenommen hatte, justierte er die Brille erneut. Der Winkel war gut, genau so, wie er ihn haben wollte.
    Aber Kovac hatte Zeit vergeudet. Die Frau hatte sich von der Tür entfernt, sich in die Menge begeben und mit ihren Einkäufen begonnen. Derzeit beäugte sie die Erdbeeren an einem Stand in der Nähe ihres Hauses. Sie hielt einen kleinen Karton hoch, offensichtlich um nachzusehen, ob zerdrückte Beeren enthalten waren, und während sie das tat, sprach der Mann hinter dem Tisch mit ihr.
    Kovac wusste nicht, in welche Richtung sie gehen würde, wenn sie mit den Erdbeeren fertig war. Das Diagramm, das der Kopfgeldjäger über ihren Tagesablauf angefertigt hatte, zeigte deutlich, dass sie nur eine tägliche Routine kannte – die, die Kovac gerade verpasst hatte, als sie sich von der Tür entfernt hatte.
    Aber er wollte nicht in Hektik verfallen. Wurde er hektisch, riskierte er, einen noch größeren Fehler zu begehen. Einen Fehlschuss – einen Fehlschuss, der die Frau warnen und ihr die Möglichkeit zu einer erneuten Flucht einräumen würde.
    Sie stellte die Erdbeeren ab und schüttelte verhalten den Kopf. Dann drehte sie sich um, in Kovacs Richtung, und bot ihm die Vorderseite dieses viel zu dünnen Kleids dar.
    Kovac machte sich bereit. Er hielt die Waffe ruhig, konzentrierte sich darauf, reglos zu bleiben – vollkommen reglos, bis auf das kurze Krümmen des rechten Zeigefingers, jenes Fingers, der den Abzug betätigte.
    Der Schuss war fast unhörbar, nur ein Hauch von Luft und der vibrierende Laut, als das zugespitzte Stück Eis den Lauf verließ und mit einer Geschwindigkeit den Gletscher hinunterjagte, die nicht einmal sein Luftgleiter je erreichen würde.
    Die Geschwindigkeit, die Härte des Eises und Kovacs Zielgenauigkeit würden ihr den Lod bringen. Aber das Gift war seine Rückversicherung; eine Spur davon in ihrem Körper, aufgenommen von der Außenseite der Kugel, angeschmolzen durch die Reibung der Luft, weiter schmelzend, wenn es von ihrer Körpertemperatur erwärmt wurde, würde sie auch dann noch töten, wenn die Kugel versagte.
    Die Frau bewegte sich in Richtung Marktzentrum, gerade einen Millimeter weit, einen Millimeter, mit dem Kovac nicht gerechnet hatte und an dem er nichts ändern konnte.
    Kovac hielt den Atem an und beobachtete sie durch seine Brille. Sein Finger lag noch immer am Abzug.
    Dann stolperte sie rückwärts und hob eine Hand, als wolle sie einen Schlag abwehren. Das Loch war nicht gleich zu sehen, war in dem tristen Braunton ihres Kleides verloren.
    Die Leute um sie herum schrien auf, ergingen sich, aus der Ferne besehen, in einer Art bitteren Parodie von Panik.
    Die Frau prallte gegen die hinter ihr befindliche Wand, die Hand immer noch erhoben, und glitt zu Boden. Ein roter Fleck hinterließ eine Spur auf dem weißen Beton.
    Kovac atmete tief durch. Er hatte sie getroffen. Ob sie jetzt oder später starb, ob die Leute dort unten glaubten, sie könnten sie retten, oder nicht, es machte keinen Unterschied. Ihr Leben war vorüber.
    Kovac hatte seine Arbeit getan.

 
2
     
    M iles Flint legte eine Hand auf den Rücken von Carolyn Lahiri, als er sie die Stufen zu dem Privatzimmer über dem Spacer’s Pub hinaufführte. Ihre Muskeln fühlten sich hart an, und ihre Nervosität zeigte sich nicht nur in ihrer Haltung, sondern auch in ihren steifen Bewegungen. Sie war ein großes Risiko damit eingegangen hierherzukommen, und sie beide wussten es, ganz gleich, wie sehr er sich auch bemühte, sie zu beruhigen.
    Der Spacer’s Pub lag nur wenige Blocks vom Hafen entfernt. Flint mochte den Pub. Er war für heimliche Zusammentreffen wie geschaffen. Der Raum im Obergeschoss des Pubs hatte auf allen vier
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