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Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nichts, was ihn überrascht hätte; schließlich war er schon in der vorangegangenen Nacht hergekommen und hatte die gleiche Überprüfung durchgeführt, die er bereits vor einigen Stunden zum ersten Mal wiederholt hatte.
    Dennoch fühlte sich Flint nicht wohl. Ihm war schon unbehaglich zumute, seit er den Auftrag übernommen hatte, Carolyn zu finden. In den zwei Jahren, in denen er als Lokalisierungsspezialist arbeitete, hatte er nur vier Verschwundene zurückgeholt. Gefunden hatte er noch einige andere – Leute, die auf der Flucht vor diversen Alienregierungen waren, die irgendwie die Erdallianz verärgert hatten, und, in einem Fall, eine Person, die ein Verbrechen begangen hatte –, aber aus verschiedenen Gründen hatte er diese Verschwundenen nicht zu den Leuten zurückgebracht, die ihn angeheuert hatten.
    Verschwundene verschwanden vorsätzlich, normalerweise, um der Strafverfolgung oder dem Tod durch eine der fünfzig außerirdischen Kulturen zu entgehen. Die meisten Verschwundenen waren der Verbrechen schuldig, die ihnen zur Last gelegt wurden, aber nach menschlichem Ermessen waren diese Verbrechen unbedeutend und oft sogar harmlos.
    Bedauerlicherweise hatte die Erdallianz Verträge mit all diesen außerirdischen Regierungen unterzeichnet. In diesen Verträgen ging es vor allem um die Förderung des Handels, aber sie umfassten auch rechtliche Vereinbarungen, und dazu zählte die Festlegung der Fälle, bei denen Menschen wegen eines Verbrechens gegen eine fremde Kultur belangt werden konnten.
    Diese Fälle wurden vor den Multikulturellen Tribunalen verhandelt. Menschen gehörten diesen Tribunalen ebenso an wie Aliens, aber für gewöhnlich hatte der menschliche Richter nur eine Stimme, und so wurden Menschen oftmals für Verbrechen zum Tode verurteilt, die auf der Erde nicht einmal als Verbrechen angesehen werden würden.
    Carolyn Lahiris Verbrechen war jedoch eine etwas kompliziertere Angelegenheit. Sie hatte in einem Krieg auf einer blockfreien Welt gekämpft und wegen ihrer Taten verschwinden müssen. Die Regierung jener Welt hatte jedoch vor Kurzem allen Kriegsverbrechern einschließlich der Verschwundenen eine umfassende Amnestie gewährt.
    Flint hatte ermittelt, und der Straferlass schien rechtlich gesichert zu sein. Dennoch hatte er Carolyn Lahiri, nachdem er sie gefunden hatte, gewarnt, dass die Rückkehr zu der Familie, bei der sie aufgewachsen war (ehe sie ausgezogen war, um in einem fremden Krieg zu kämpfen) noch immer ihren Tod zur Folge haben könnte.
    Carolyn war bereit gewesen, das Risiko auf sich zu nehmen, und nun war sie hier, war gemeinsam mit Flint in diesem Pub, und wartete darauf, die Eltern zu sehen, zu denen sie während des überwiegenden Teils ihres Lebens keinerlei Kontakt gehabt hatte.
    Flint ging in die Mitte des Raums und überprüfte die Laserpistole, die er an der Hüfte trug, um sich zu vergewissern, dass sie voll geladen war. Dann kontrollierte er auch die kleinere Waffe, die er Carolyn gegeben hatte.
    Sie lächelte, während sie zusah, wie er die Waffe prüfte.
    »Das habe ich bereits erledigt«, sagte sie.
    Nichts anderes hatte er erwartet; dennoch würde er sich nicht auf sie verlassen. Sicher, Carolyn hatte dreißig Jahre als Verschwundene überstanden und vorher sechs Jahre als Guerillakämpferin, aber Flint hatte während seiner Jahre als Polizist – erst bei der Space Traffic Control und später als Detective – gelernt, dass die Leute nicht immer das taten, was das Beste für sie war.
    Flint gab Carolyn die kleine Pistole zurück und schaute zu, wie sie die Waffe in ihre Tasche steckte. Dann wanderte er erneut durch den Raum.
    Es gab eine Menge Dinge, die er Carolyn nicht über dieses Treffen erzählt hatte. So hatte er ihr nicht erzählt, dass er sie aus dem Gebäude schmuggeln würde, sollte es notwendig werden, dass er sie zu einem anderen Verschwindedienst bringen würde, sollte er befürchten müssen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Und er hatte ihr auch nicht von dem Kristallmesser erzählt, das er im Stiefel trug, oder von dem Signalgeber, den er an ihrem Rücken angebracht hatte, als er ihr die Stufen hinaufgeholfen hatte – nur für den Fall, dass sich Carolyn Lahiri als so unzuverlässig erweisen sollte, wie die Propagandisten behaupteten.
    Bisher hatte Carolyn jedoch bei allen Gelegenheiten stets den Eindruck der Frau erweckt, als die sie sich getarnt hatte. Sie hatte sich mit Namen Claire Taylor als unbedeutende Jazzmusikerin in New Orleans
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