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Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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kommen, es sei zu prekär, Ihnen zu vertrauen, und dann würde ich ihren Aufenthaltsort niemandem mitteilen – auch nicht den Personen, für die ich gerade arbeite.«
    »Soll das heißen, Sie könnten Erfolg haben, und sie würde doch nicht nach Hause kommen?«, fragte Dr. Lahiri.
    »Ganz genau«, bestätigte Flint. »Von meinen Gebühren abgesehen, garantiere ich gar nichts. Außerdem sollten Sie wissen, dass Verschwundene automatisch schon dann in Gefahr geraten, wenn ich engagiert werde. Viele der Verschwundenen haben ihr früheres Leben erfolgreich hinter sich gelassen. Die Behörden haben nicht die Mittel, für jeden Verschwundenen einen Kopfgeldjäger zu beauftragen, weshalb das nur in den schlimmsten Fällen geschieht. Darum schaffen die meisten einen Neuanfang.«
    Richter Lahiri nickte. Dr. Lahiri musterte Flint so eingehend, als könnte sie durch einen bloßen Blick in seine Augen ergründen, ob er ehrlich war oder nicht. Flint nahm das dreckige Hemd vom Schreibtisch und stopfte es in die nunmehr leere Schreibtischschublade.
    »In dem Moment, in dem ich anfange, nach einem Verschwundenen zu suchen«, erklärte er, »liefere ich diese Person Netzwerken im ganzen bekannten Universum aus. Mein Interesse könnte das Interesse anderer wecken. Ein Kopfgeldjäger könnte sich an meine Fersen heften, den Verschwundenen aufspüren und den Finderlohn für seine Mühen kassieren – und gleichzeitig einen Verschwundenen zurückbringen, der noch vor kurzer Zeit in Sicherheit war, auf dass er sich seiner Vergangenheit stellen muss.«
    »Ich dachte, Lokalisierungsspezialisten seien viel zu vorsichtig, als dass ein Kopfgeldjäger ihrer Spur folgen könnte«, sagte Dr. Lahiri.
    »Wir sind vorsichtig«, stimmte Flint ihr zu. »Ich würde mein Bestes tun, um Ihre – Tochter, sagten Sie, richtig? – zu schützen, aber das ist keine Garantie dafür, dass ich Erfolg haben werde. Die meisten Gerichte stellen pauschale Anweisungen aus, die die Rückverfolgung von Anfragen bezüglich Verschwundener uneingeschränkt zulassen. Meine unschuldige Anfrage könnte die Wiederaufnahme von Ermittlungen einleiten, die eigentlich längst ad acta gelegt worden sind.«
    »Das würde nichts ausmachen«, wandte Dr. Lahiri ein. »Unsere Carolyn wurde begnadigt.«
    Sie klang so überzeugt, dass Flint fühlte, wie sein Interesse zunahm. Gleichzeitig hatte er sich darauf konzentriert, den Augenkontakt zu ihr zu halten, während er dem Blick des Richters ausgewichen war.
    »Wissen alle involvierten Parteien von der Begnadigung?«, fragte Flint.
    »Was meinen Sie damit?« Dr. Lahiri sah sich erneut zu ihrem Mann um. Sie mochte eine hervorragende Chirurgin sein, doch im Reich der Justiz fühlte sie sich offensichtlich überfordert.
    »Er will wissen, ob alle beteiligten Stellen eine Benachrichtigung über die Aufhebung des Status unserer Tochter als gesuchte Kriminelle erhalten haben«, erklärte Richter Lahiri.
    »Mehr oder weniger.« Flint gab seiner Stimme einen raueren Ton. Das Schöne an seinem Job – das, was die meisten Leute nicht verstanden – war, dass er sich den Lebensunterhalt nicht mit Arbeit verdienen musste. Ein Fall in der Vergangenheit hatte ihn zu einem unabhängigen und wohlhabenden Mann gemacht.
    Andererseits war er nicht die Art Mann, die den Rest ihres Lebens mit der Jagd nach Vergnügungen verbringen konnte. Er würde arbeiten, aber nur an Fällen, die ihn interessierten.
    »Mehr gibt es nicht«, sagte der Richter.
    »Doch, da ist noch etwas«, entgegnete Flint. »Abhängig davon, welches Verbrechen …«
    Dr. Lahiri zuckte bei dem Wort unwillkürlich zusammen.
    »… ihre Tochter begangen hat, könnte sie auf der Fahndungsliste von Kopfgeldjägern stehen, von Attentätern und diversen Aliengruppen, von denen manche nichts von Begnadigungen halten, selbst wenn die Begnadigung von einem Multikulturellen Tribunal ausgesprochen wurde. Es gibt Aliens, die halten Rache für die edelste Form der Gerechtigkeit, und diese Aliens würden eine Begnadigung niemals anerkennen, selbst wenn ihre Regierungen es tun. Also, Dr. und Richter Lahiri, selbst wenn das Gesetz sagt, es stünde ihrer Tochter frei zurückzukehren, könnte es dennoch ratsam sein, darauf zu verzichten.«
    Der Richter presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Widerspruch schien ihm ganz und gar nicht zuzusagen.
    Flint saß auf seinem Stuhl, dem einzigen im ganzen Zimmer.
    »Vielleicht sollten wir noch einmal darüber reden.« Dr. Lahiri hatte sich zu ihrem
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