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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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einfach?“, fragte Allmers erstaunt, „oder nehmt einen Tupfer und steckt ihm den in den Mund?“
    „Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein bürokratischer Aufwand nötig ist, um dafür die richterliche Genehmigung zu bekommen. Das muss eleganter gehen.“
    „Nein!“, sagte Allmers, der sofort verstand, worauf sein Bruder hinauswollte. „Nein! Ich liefere ihn nicht ans Messer. Das kannst du nicht von mir verlangen. Ich kenne Horst, seit ich denken kann.“
    „Ich weiß“, spottete Werner Allmers, „die vier Muskeltiere. Einer für alle, alle für einen. Oder war das von Raiffeisen?“
    Allmers schluckte. Natürlich hatte er schon längst mit dem Versuch begonnen, Horst die Morde nachzuweisen. Er hatte sofort nach Garbes Erinnerung seinen Bruder angerufen. Außerdem wollte er nicht, und dessen war er sich ganz sicher, einen Mörder frei herumlaufen lassen.
    „Wenn es sein muss“, lenkte er kleinlaut ein, „was schlägst du vor?“
    „Geh doch einfach zu ihm“, sagte sein Bruder „und trinke eine Flasche Bier mit ihm. Die Flasche brauchen wir dann für die DNA-Probe. Aber verwechsele sie nicht, sonst bis du dran.“
    „Sehr witzig“, murmelte Allmers und legte auf.
    Wiebke hatte erstaunt das Gespräch mit angehört. Sie fragte Allmers nicht, worum es dabei gegangen war, sie wunderte sich nur, als er direkt, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, zu dem Kühlschrank gegangen war und zwei Flaschen Bier herausholte.
    „Ich möchte keines“, sagte sie.
    „Das war auch nicht für dich gedacht“, entgegnete Allmers. „Ich soll mit Horst ein Bier trinken, meint mein Bruder.“
    Sie hob fragend eine Augenbraue. Allmers war wie immer begeistert. Wiebke setzte diese Geste, die so arrogant wirken konnte, immer nur ein, wenn sie auch eine spöttische Frage hätte stellen können. Er selbst konnte nur beide Augenbrauen gleichzeitig heben, schon als verliebter Schüler hatte er vor dem Spiegel versucht, Wiebke nachzuahmen, aber es war ihm nie gelungen.
    „Spotte nicht!“, sagte er salbungsvoll. „Ich bin im Auftrag der Staatsanwaltschaft unterwegs.“
    Wieder hob Wiebke nur eine Augenbraue, diesmal sagte sie noch: „Ah ja?“
    „Mein Bruder, der hoch verehrte Herr Staatsanwalt, benötigt eine DNA-Probe von einem Verdächtigen. Und ich soll sie ihm besorgen.“
    „Du bist der beste Undercoveragent, den ich mir vorstellen kann“, sagte sie und stand auf. „Du hast ja schon Jochen überführt.“ Sie gab ihm einen Kuss und meinte: „Pass schön auf dich auf. Du wirst bald Vater.“ Als Allmers das Haus verlassen hatte, war sich Wiebke Allmers nicht sicher, ob Hans-Georg ihren letzten Satz gehört hatte.

Kapitel 42
    Es war noch hell, als Allmers in die lange Hofeinfahrt zu Winklers einbog. Horst sah ihn sofort. Er stand mit Klaus in der Küche und sein Bruder hatte ihm erzählt, dass er Minnie auch nicht mehr hatte haben wollen. Sie hätte auch sterben müssen, er hätte sie nicht mehr geliebt. Horst hatte nur genickt und als er Allmers aus dem Auto steigen sah, schickte er Klaus in den Stall.
    Horst setzte sich an den Küchentisch und erwartete den Besuch. Allmers hatte lange nach einem Vorwand gesucht, der für Horst plausibel wäre. Nach langem Nachdenken war ihm schließlich eingefallen, dass das Ende der Milchkontrolle schriftlich festgehalten werden müsse. Das stimmte zwar nicht, aber die Unterzeichung eines kurzen Auflösungsvertrags, den er auf seinem Computer noch schnell entworfen hatte, schien ihm überzeugend genug.
    Horst schöpfte kein Verdacht und unterschrieb ohne Zögern, dass er ab sofort keine Milchkontrolle mehr auf seinem Betrieb in Auftrag geben werde und er somit aus dem Milchkontrollverein ausscheide.
    „Prost!“, sagte Allmers und streckte ihm die geöffnete Flasche hin.
    „Zum Wohl!“, erwiderte Horst und trank die Flasche fast auf einen Zug aus. „Damit ich kein Milchfieber bekomme“, meinte er sarkastisch.
    „Wie geht es deinen Schweinen?“, fragte Allmers, der eigentlich am liebsten sofort nach Hause wollte.
    „Gut“, erwiderte Horst und schwieg. Misstrauisch, wie Allmers fand.
    „Wo ist Klausi?“
    „Draußen.“
    „Ich gehe dann mal“, meinte Allmers und nahm Horst die leere Flasche aus der Hand. „Wegen dem Pfand“, sagte er und verließ den Hof.
    „Das ging aber schnell“, wunderte sich Wiebke, als er schon eine halbe Stunde später wieder in die Küche kam.
    Allmers stopfte die Flasche, wie sein Bruder es ihm aufgetragen hatte, in eine neue
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