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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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Plastiktüte und stellte sie in den Kühlschrank. Dann rief er ihn an und meldete Vollzug.
    Eine Stunde später holte ein Zivilfahrzeug, der Staatsanwalt wollte keinerlei Risiko eingehen, die Flasche ab. Die Untersuchung begann noch am Abend.
    In der Nacht flüsterte Wiebke Hans-Georg Allmers noch einmal den Satz in sein Ohr, den er ein paar Stunden vorher nicht gehört hatte.
    Allmers konnte vor Glück nicht einschlafen, selbst als Wiebke neben ihm längst tief atmete. Er dachte an sein erstes Kind, das nicht einmal zur Welt kommen durfte und nahm sich vor, dieses Mal dürfe nichts schief gehen.
    Drei Tage später wurde Horst Winkler verhaftet. Das Blut am Kleid der Puppe, das von einer männlichen Person stammte, war eindeutig seines. Der Haftbefehl lautete auf Mord.
    Eine Leiche konnte der Staatsanwalt nicht präsentieren, deshalb war sich der Anwalt von Winkler sicher, dass sein Mandat bald wieder frei sein würde.
    Horst Winkler schwieg eisern. Nur ab und zu erkundigte er sich nach dem Zustand seiner Schweine. Als zweites dann nach Klausi.
    Allmers erinnerte sich an seinen Schwur aus der Zeit der „Muskeltiere“. Wörtlich hatte er ihn nicht mehr im Kopf, aber er wusste noch, dass sich die drei Kinder damals geschworen hatten, immer für einander da zu sein. Er hatte wegen Horst deshalb kein schlechtes Gewissen, schließlich war er ein Mörder geworden und dafür hatte der Schwur sicher nicht gegolten. Er dachte an Klausi und nahm sich vor, öfter bei ihm vorbei zu sehen. Es war nur eine Frage der Zeit für Allmers, bis Klaus Winkler entweder selbst aufgab oder irgendeine Behörde bei ihm eingreifen musste. Für ein dauerhaft selbstständiges Leben war Klausi nicht stark genug.
    Allmers half Klausi Winkler deshalb an manchen Tagen. Meist kam er nach der abendlichen Milchkontrolle vorbei und kontrollierte, ob die Schweine gefüttert und ausgemistet waren. Danach warf er einen Blick in die Küche und musste manchmal dafür sorgen, dass Winkler genügend aß. Manchmal kam Klaus mit den Futtermengen durcheinander. Bei den Schweinen und bei sich selbst. Nach ein paar Wochen glaubte Allmers, beide Probleme gelöst zu haben. Winkler hatte sich langsam daran gewöhnt, alleine zu leben und die Tiere entwickelten sich gut.
    „In drei Wochen“, dachte er, „können sie geschlachtet werden.“
    *****
    „Kubanische Kriminalgeschichten“, las Wiebke Allmers leise, als sie die letzten Bücher in die neuen Regale einräumte. Seit ihrem Einzug und dem Umräumen im Haus standen zwei Bücherkisten in einer Ecke des Schlafzimmers. Heute, hatte sie sich vorgenommen, bereite ich dem Provisorium ein Ende.
    „Hast du das Buch schon gelesen?“, fragte sie Allmers.
    Er nickte. „Zum Teil, Nina hat es mir mitgebracht.“
    „Gut?“, fragte Wiebke nur und stellte es in das Regal.
    „Ja, vor allem die Geschichte, wo ein Vergewaltiger an die Schweinchen verfüttert wird.“
    „Igitt“, meinte Wiebke, „das muss ich nicht lesen.“
    Allmers drehte sich um und wollte das Schlafzimmer verlassen.
    „Moment“, sagte er plötzlich, „Wo ist das Buch?“
    Wiebke zog es wieder aus dem Regal und reichte es ihm. Allmers begann hektisch zu blättern und las dann laut vor:
    „Nein!“, rief Raul entsetzt, „Raffaelita, bei allen Heiligen! Du bist wahnsinnig! Das dürfen wir nicht tun.“
    Sie kam ganz dicht an sein Ohr: „Wenn du mich liebst, musst du es machen.“
    Raul rang nach Fassung. Er schüttelte den Kopf.
    Raffaelita aber schien sich völlig in der Gewalt zu haben. Sie zog ihre Unterhose an, knöpfte ihr halb zerrissenes Kleid zu, beugte sich über den Mann und begann, ihn anzuziehen. Als sie die Hose über seine Beine zog und sein Geschlecht schlaff auf seinem Schenkel lag, musste sie die Augen schließen und einen Brechreiz bekämpfen.
    Der Mann bewegte sich leicht, so als ob er im Halbschlaf beim Anziehen behilflich sein wollte.
    „Nein!“, sagte Raul noch einmal bestimmt und riss sie zurück.
    Raffaelita schrie ihn an: „Du musst es machen. Für mich, Raul! Er wird es immer wieder versuchen. Dich wird er bei der nächsten Gelegenheit umbringen. Wenn wir keinen Fehler machen, wird es wie ein Unfall aussehen.“
    Sie wusste, dass die Schweine nicht lange zögern würden, hungrig wie sie waren. Raffealita zog den schweren Körper des Mannes vor den Schweinetrog und Raul begann ihr widerstrebend zu helfen.
    Der Mann war früher ein in der Provinz lange ungeschlagener Boxer gewesen, noch immer war er muskulös und schwer.
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